Die Vorstellung vom Fliegen verbindet die Mehrheit der Menschen mit Urlaub und positiven Emotionen. Für einige wenige ist allein der Gedanke, den Boden unter den Füßen zu verlieren, der reinste Albtraum.
Frank Eisenberg-Meyer ist seit 20 Jahren als Flugangst-Coach tätig und hat in dieser Zeit hunderten Menschen geholfen, ihre Ängste zu überwinden. Dabei steht er ihnen nicht nur mit seinem Fachwissen zur Seite, sondern begleitet sie auch persönlich auf ihren Flügen. Eisenberg-Meyer ist zudem Privatpilot, was ihm ein tiefes Verständnis für die Technik und Abläufe in der Luftfahrt verleiht.
Was sich hinter Flugangst verbirgt
„Die meisten Fragen, die mir gestellt werden, sind ganz banal“, erzählt er. „Sind Turbulenzen gefährlich? Muss ich bei Fluggesellschaft X oder Y auf etwas Besonderes achten? Kann ich der Fluggesellschaft vertrauen? Sind die Piloten gut ausgebildet?“ Diese und ähnliche Fragen hört Eisenberg-Meyer oft. Doch hinter der Angst vor dem Fliegen verbirgt sich meist mehr.
Flugangst ist nicht immer nur die reine Angst vor dem Fliegen selbst. „Häufig projizieren Menschen andere Ängste auf das Fliegen“, erklärt Eisenberg-Meyer. Er erinnert sich an eine ehemalige Lebensgefährtin, die nach einem Autounfall als Beifahrerin, bei dem das Fahrzeug sich überschlug, Flugangst entwickelte.
Laut Eisenberg-Meyer haben 80 bis 90 Prozent der Menschen mit Flugangst, eigentlich Angst vor dem Verlust der Kontrolle und vor der Angst selbst. Die Symptome dieser Angst äußern sich körperlich: Zittern, Herzrasen, Anspannung – der Körper bereitet sich auf Kampf oder Flucht vor. Das Erstarren vor Angst sei hingegen sehr selten, wie ein Beispiel aus seiner Praxis zeigt: Ein Klient erstarrte im Cockpit vor Angst, was den Kapitän besorgt fragen ließ: „Oh, kriegen wir den hier wieder raus?“.
Ein weiterer Aspekt, den Eisenberg-Meyer betont, ist die emotionale Komponente der Angst, die bei manchen Menschen, insbesondere Frauen, stärker ausgeprägt ist. „Das ist aber von Vorteil. Wenn jemand offen über seine Ängste spricht, kann er sie besser bewältigen.“
Seminare gegen Flugangst
Die Seminare von Eisenberg-Meyer beinhalten auch praktische Übungen, bei denen er seine Klienten auf Flügen begleitet. Der Flug ist im Seminarpreis von 800 Euro enthalten. „Beim Hinflug sitze ich mit den Seminarteilnehmern zusammen, beim Rückflug bewusst getrennt von der Gruppe. Das ist eine Steigerung der Herausforderung. Ich weiß aber, wenn jemand den Hinflug schafft, schafft er meist auch den Rückflug“, erklärt er.
Ein Klient weigerte sich jedoch, den Rückflug anzutreten. Zwei Jahre später meldete er sich wieder und wollte erneut mit Eisenberg-Meyer fliegen – diesmal erfolgreich, nachdem er eine Therapie absolviert hatte.
Die Vielfalt der Ängste seiner Klienten findet Eisenberg-Meyer spannend. „Jemand mit Verlustängsten muss anders gecoacht werden als jemand, der einen Unfall als Beifahrer erlebt hat.“ Die Angstbewältigungstechniken sind zwar für alle gleich, doch jeder hat eine individuelle Geschichte.
In seinen Gruppenseminaren, die maximal fünf Teilnehmer umfassen, geht er auch auf die Technik der Fliegerei ein. „Das ist Teil der Psychoedukation“, sagt Eisenberg-Meyer. Fragen wie: „Was sind Turbulenzen?“ „Warum kann ein Flugzeug fliegen?“ „Warum kann ein Flugzeug abstürzen, wenn es generell fliegen kann?“, seien berechtigte Fragen.
Flugangst diskriminiert nicht
Eisenberg-Meyer, ursprünglich gelernter Wirtschaftspädagoge, hat eine Fortbildung an einem psychotherapeutischen Institut in Gelsenkirchen absolviert.
Flugangst diskriminiert nicht, betont er. „Es sind sehr heterogene Menschen. Vom zwölfjährigen Kind über die Studentin bis zum 76-jährigen Senior. Vom Arbeiter bis zum Professor ist alles dabei. Selbst Piloten.“
Was bei spontaner Flugangst zu tun ist
Falls jemand im Flugzeug spontan Angst bekommt, rät Eisenberg-Meyer, ruhig zu bleiben und nicht in Panik zu verfallen. „Das Wichtigste ist eine ruhige Atemtechnik: kontrolliert ein- und ausatmen, nach dem Ausatmen zwei Sekunden stoppen. So kann man die Panikattacke im Keim ersticken. Ein Begleiter kann beruhigend einwirken, Händchen halten oder sagen, dass alles okay ist.“