Mit einem Beitragssatz von aktuell 15,58 Prozent (inklusive 0,98 Prozent Zusatzbeitrag) zählt die Bremer Handelskrankenkasse (hkk) zu den günstigsten bundesweit wählbaren Kassen. Zwar rechnet Vorstand Michael Lempe für 2025 mit steigenden Beiträgen, dennoch zeigte er sich bei der Vorstellung des Geschäftsberichtes für 2023 zuversichtlich, dass die hkk ihren Preisvorteil gegenüber anderen Kassen halten kann.
„Der Beitragssatz wird auch im kommenden Jahr überdurchschnittlich attraktiv bleiben“, verspricht Lempe. Im Gegensatz zu den Vorjahren wagt er keine genaue Vorhersage. Man müsse abwarten, was der Schätzerkreis der gesetzlichen Krankenversicherungen im Herbst für die Kostenentwicklung prognostiziere.
Gewaltige Erhöhungswelle erwartet
In einem Punkt ist sich Lempe aber sicher: „Es ist eine gewaltige Beitragserhöhungswelle zu erwarten“. Und die werde alle Kassen treffen. 0,5 bis 0,6 Prozentpunkte beim Krankenkassenbeitrag und 0,2 Prozentpunkte bei der Pflegeversicherung könnten es werden, schätzt Lempe.
Ein wesentlicher Grund sei das nicht eingehaltene Versprechen der Bundesregierung, die Krankenkassen von versicherungsfremden Leistungen zu entlasten und etwa die Beiträge für Bürgergeldempfänger auf ein kostendeckendes Niveau anzuheben. Bisher zahle der Staat rund 100 Euro pro Monat für Bürgergeldempfänger, um die Kosten zu decken seien aber 300 erforderlich, rechnet Lempe vor. „Das sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die eigentlich aus Steuermitteln finanziert werden müssten“, erklärt Lempe. Allein dadurch fehlten den Kassen 9,2 Milliarden Euro.
Griff in die Rücklagen der Krankenkassen
2023 hatte die Bundesregierung die Finanzierungslücken im Gesundheitsfonds noch durch einen Griff in die Rücklagen der Krankenkassen schließen können. Die gesetzliche Grundlage dafür war noch unter der Regierung Merkel vom damaligen Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geschaffen worden. Fast 2,5 Milliarden Euro schöpfte der Bund 2023 so bei den Krankenkassen ab. Für die hkk bedeutet das: Statt eines Gewinns in Höhe von 34 Millionen Euro Euro, erwirtschaftete sie ein Defizit in Höhe von 6 Millionen Euro.
Der Griff in die Kassen der Kassen blieb nicht ohne Folgen. „Das System ist erschüttert“, sagt Lempe. Nur noch 20 bis 50 Prozent einer Monatsausgabe dürfen die Kassen als Reserve vorhalten. Kommt es zu unerwarteten Kostensteigerungen, bleibt als einziger Ausweg die Beitragserhöhung. Da die Kostenschätzer im Herbst 2023 deutlich zu niedrig prognostiziert haben, rechnet Lempe damit, dass einige Wettbewerber schon zum 1. Juli die Beiträge anheben müssen, weil ihnen das Geld ausgeht.
Branchenweit beträgt das Defizit der gesetzlichen Krankenkassen für 2023 1,892 Milliarden Euro. Ohne die Abführung hätte ein Plus von rund 600 Millionen Euro gestanden. „Schwarze Null“, nennt Lempe das angesichts der gewaltigen Summen, die im Gesundheitsbereich umgesetzt werden. Allein die hkk bewegte mit ihren durchschnittlich 920.000 Versicherten (+31.000 gegenüber 2022) im vergangenen Jahr ein Finanzvolumen von 3,6 Milliarden Euro (davon entfielen 821 Millionen auf die Pflegeversicherung).
Zweitgrößer Arbeitgeber in der Gesundheitsbranche in Bremen
„Wir sind nach der Geno die zweitgrößte gesundheitswirtschaftliche Veranstaltung in Bremen“, sagt Lempe nicht ohne Stolz. Aktuell beschäftigt die hkk rund 1.500 Menschen. 2023 schuf sie nach eigenen Angaben 73 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze. Die Zahl der Versicherten steigt kontinuierlich. Inzwischen sind es bundesweit 935.000. „Nur noch 10,3 Prozent unserer Mitglieder kommen aus Bremen“, verrät Lempe.
Weiteres Wachstum scheint wahrscheinlich, wenn es gelingt, den Preisvorteil gegenüber den anderen Krankenkassen zu halten. Lempe ist zuversichtlich. Großer Vorteil der hkk gegenüber anderen sind die geringen Verwaltungskosten. Die lagen 2023 trotz einer Steigerung um 12,2 Prozent mit 99,32 Euro pro Versichertem mehr als 30 Prozent unter dem Branchenschnitt (171,87 Euro). „Bezogen auf die Größe der hkk entspricht das einem Kostenvorteil von 66,5 Millionen Euro“, meint Lempe.
Sorgen, beim Wachstum etwa an personelle Grenzen zu stoßen, kennt die hkk bislang nicht. „Wir haben gelernt zu skalieren“, sagt er. Der Ruf als guter Arbeitgeber mit guten Gehältern und vielen Zusatzleistungen eilt der hkk voraus. Nach eigenen Angaben erhält sie jährlich rund 2.500 Bewerbungen.