Lena Sommer, Michaela Göddenhoff, Olivia Kunze, Mona Winter, Marc Krömer (hinten), Merle Möller und Oliver Raue (mitte) sowie Johann Lehmhaus (vorne) setzen sich für die Sichtbarmachung von Depression ein. Foto: Konczak
Gesundheit

Depression ist kein Einzelkampf

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Eine Tour durch Deutschland für mehr Mut und Wissen zu der psychischen Krankheit

Jeden Sommer treffen sich Betroffene, um tausende Kilometer zurückzulegen und über das Thema Depression zu sprechen. Teilnehmer dieser sogenannten „Mut-Tour“ in diesem Jahr sind auch Olivia Kunze (58) aus Berlin und Marc Krämer (49) aus Mannheim. Am dritten Tag ihrer Tour erreichten sie am vergangenen Dienstag Delmenhorst.

Mit einem grünen Rucksack auf dem Rücken macht Kunze in diesem Jahr schon zum vierten Mal bei der Wanderetappe mit. Für sie ist die Tour ein Abenteuer. Eine Aktion, wo sie so sein kann, wie sie ist. Sie ist bipolar. „Ich bin seit über 25 Jahren erkrankt. Es hat gedauert, bis ich es mir eingestehen konnte. Heute bin ich Betroffenen-Expertin und bin der Krankheit nicht ausgeliefert, sondern habe im Laufe der Jahre gelernt, sie zu steuern“, erzählt Kunze.

Die Fassade aufrecht erhalten

Krömer hat seine Diagnose Depression erst seit einem Jahr. „Anfangs dachte ich, dass es nur eine Phase sei. Dann hat mich eine Kollegin darauf aufmerksam gemacht“, erinnert sich Krömer. Seine Krankheit hat dafür gesorgt, dass er sich immer mehr isoliert hat. Es sei ein langsamer Prozess gewesen, der sich stetig verschlimmert habe. Mit der Mut-Tour will er wieder rauskommen, weil er für sich gemerkt hat, dass es ihm gut tut unter Gleichgesinnten und in der Natur zu sein.
„Ein Armbruch erkennt jeder sofort, bei Depressionen ist das etwas anderes“, sagt Krömer. „Wir haben auch unsere glücklichen Momente und können die Fassade nach außen hin bewahren“, weiß er. Nur die engsten Vertrauten kennen um die Gefühle hinter der Maske.

Bei ihrem Stopp in Delmenhorst bekommen sie von der evangelischen Kirche Unterstützung. „Wir wurden von der Gruppe für eine Übernachtungsmöglichkeit angefragt und stellen ihnen Räume im Gemeindezentrum zur Verfügung“, sagt Pfarrer Johann Lehmhaus. „Körperliche Erkrankungen werden öfter angesprochen. Ich bin froh, dass es präsenter gemacht wird“, drückt Lehmhaus seine Unterstützung weiter aus.

Gemeinsam für das gleiche Ziel

„Es tut mir gut hieran teilzunehmen. Innerhalb der Gruppe muss man sich nicht rechtfertigen und wir haben uns auf Anhieb gut verstanden“, erzählt Krömer. „Unsere erste Krise haben wir schon überwunden. Es musste kurz krachen und jetzt verstehen wir uns sogar noch besser“, sagt Kunze.

Zum siebenköpfigen Team um Kunze und Krömer gehören auch Lena Sommer und Michaela Göddenhoff, die die Leitung übernehmen. Organisiert wird die Mut-Tour von dem Verein „Mut fördern“. Die Aktion besteht bereits seit 2012 und wächst jedes Jahr um weitere Teilnehmende. Wer gerne im nächsten Sommer mitwandern oder fahren will, kann sich unter mut-tour.de informieren. Es besteht auch die Möglichkeit sich etappenweise anzuschließen. Die Tour in diesem Jahr hat am 1. Juni begonnen und endet am kommenden Sonntag.

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