In idyllischer Umgebung, abseits der Hengsterholzer Straße eingebettet in einen Mischwald, lädt das Landheim Immer schon seit zahlreichen Jahrzehnten Kinder- und Jugendgruppen zum gemeinsamen Verweilen ein. Viele dürften an das Landheim der evangelischen Jugend Delmenhorst, wie es eigentlich heißt, ihre ganz eigenen nostalgischen Erinnerungen haben. Entsprechend in die Jahre gekommen ist aber auch das Gebäude selbst, dessen „Urzelle“ 1931 von jungen Erwachsenen errichtet wurde.
„Der Sanierungsrückstand ist kaum noch zu verbergen“, sagt Tim Jannis Fischer, Vorsitzender der Stiftung Evangelisches Landheim Immer, der das Gebäude gehört. Zusammen mit dem Freundeskreis für das Landheim Immer und weiteren Helfern betreibt die Stiftung die Anlage ehrenamtlich und gemeinnützig. Und will sie nun ordentlich auf Vordermann bringen. Ab 1. September schließt das Landheim, das Gruppen als Selbstversorgerhaus mieten können, für umfassende Umbau- und Sanierungsarbeiten die Türen. Auf der Webseite wird dies bereits seit einigen Monaten verkündet.
Da das Landheim Immer laut Fischer nicht gewinnorientiert vermietet wird, wurden viele Jahre lang nur die notwendigsten Dinge instand gehalten. „Durch zwei Erbschaften zugunsten der Stiftung ist nun der Traum einer zeitgemäßen Sanierung und nötigen baulichen Veränderung in greifbare Nähe gerückt“, freut sich der Vorsitzende. Dabei solle das „Landheim 2.0“ zwar seinen rustikalen Charme behalten, aber es müsse technisch moderner werden und als Selbstversorgerheim auch deutlich intuitiver nutzbar sein.
Das Freizeitheim verfügt auf 347 Quadratmetern über 26 Betten in vier Schlafsälen, Sanitär-, Wasch- und Duschanlagen, eine Küche, eine Gasheizung sowie Aufenthaltsräume mit einem Kamin. Im Sommer bietet eine Blockhütte gleich nebenan zusätzlich vier Betten in zwei Zimmern. In unmittelbarer Nähe finden sich außerdem eine vom Lions Club Delmenhorst gespendete Grillhütte und ein Bolzplatz.
Moderner, pflegeleichter und neue Raumaufteilung
„Die Gruppenleitung unserer Besuchergruppen sollte sich keine Sorgen um eine mäßig funktionierende Heizung machen müssen“, nennt Fischer als ein Beispiel für das Renovierungsvorhaben. Teamwork in einer gut funktionierenden Großküche mit Spaß an gemeinsamen Kocherlebnissen statt einer „Bruchlandung mit schwer bedienbaren Küchengeräten“, keine Nächte in „altbackenen Schlafsälen“ oder „tropfende Wasserhähne“, die den Gästen auf die Nerven gehen – Der Stiftungsvorsitzende und sein Team möchten, dass sich „in lebendigen, hellen Räumen die Energie einer Reisegruppe in tolle Erinnerungen an eine sorglose Kindheit verwandelt.“
Das Landheim Immer solle nicht nur moderner und pflegeleichter werden, sondern auch eine neue Raumaufteilung und -erweiterung erhalten. Zum einen gehe es darum, möglichst vielen Arten von Gruppen und Gruppengrößen die passenden Zimmergrößen anbieten und den Mehrbedarf an Betreuerzimmern abdecken zu können. Zum anderen solle das Gebäude deutlich barrierefreier werden. Geplant ist, den urigen Kaminraum annähernd 1:1 zu erhalten, während die anderen Zimmer quasi etwas im Kreis wandern. „Die Raumverteilung, die vor 50 und mehr Jahren einmal gut durchdacht war, wird durch die Nutzungserfahrungen und durch jüngst erarbeitetes Potenzial der Gesamtanlage nun gründlich auf den Kopf gestellt“, beschreibt es Fischer.
Die bauliche Erweiterung ermögliche eine Aufstockung der Betten, sodass fortan auch Gruppen mit mehr Betreuungspersonen wie etwa Kindergärten oder Schulklassen genügend Platz vorfinden. „Wir sind immer wieder überrascht, wie viele Leute das Landheim nicht kennen, wenn wir davon berichten“, so Fischer. Das liege auch daran, dass die bisherige Größe durch das Suchraster der Schulklassen aus der Region falle.
Doch nicht nur der Raumbedarf der Gäste soll verbessert werden, sondern zudem ein kleiner Bereich entstehen, an dem die ehrenamtlichen Teams rund um das Freizeitheim eine Tagungsmöglichkeit bekommen. Organisierte Helfergruppen wie der CVJM, der Freundeskreis für das Landheim Immer oder der Lions Club Delmenhorst, die allesamt schon viele Jahre lang finanziell und tatkräftig mithelfen, sollen einen Raum zur Planung vor Ort erhalten – ganz unabhängig von der aktuellen Vermietung. Der Freundeskreis freut sich immer über weitere motivierte Mitstreiter und Unterstützer.
Es dürfte die erste so umfangreiche Frischzellenkur für das Landheim sein. Tim Jannis Fischer engagiert sich schon seit über 27 Jahren für die Anlage. Zwar habe es immer wieder Instandsetzungen gegeben, an eine Renovierung könne er sich aber nicht erinnern. Das Gutachten zur Immobilie nenne unter anderem einen Toilettenanbau 1988/1990 und einen An-/Umbau 1996. Bei Letzterem handele es sich um eine generelle Hauserweiterung um einen Meter zur Vergrößerung einiger Räume im vorderen Bereich.
Zwei Erbschaften für das Traumprojekt
Der Geldsegen durch die beiden Erbschaften, die das Traumprojekt für den Stiftungsrat und den Freundeskreis nun zum Greifen nah machen, kam innerhalb kürzester Zeit. Pastor Manfred Geerken war dem Landheim viele Jahrzehnte verbunden und überführte es als Impulsgeber nach der Ausgliederung aus dem Kirchenverband 2009 in eine Stiftung. Peter Kasimirs engagierte sich über 60 Jahre lang als Hausmeister für das Freizeitheim und war seit Stiftungsgründung im Vorstand aktiv. Für sein Ehrenamt erhielt er sogar das Bundesverdienstkreuz.
„Der große Verlust in unseren Reihen ist durch den Nachlass somit zugleich ein großes Geschenk für das Landheim“, sagt Vorstandsvorsitzender Fischer. Durch die ehrenamtliche und gemeinnützige Führung der Anlage gebe es keine großen finanziellen Rücklagen und keine Optionen etwa für Bankkredite. „Dennoch wird das Umbauprojekt eine knappe Angelegenheit. Die Baupreise steigen zwar aktuell nicht. Aber wer in den vergangenen Jahren bauliche Änderungen vorgenommen hat, weiß, wie viel Geld über den Tisch geht – für gar nicht mal so viel Veränderung.“
Viele Ideen hätten schon in der Planungsphase aus Kostengründen gestrichen werden müssen. Dankbar sei das Team daher für jede Spende. Aber auch für jede Manpower. Ob Sachspenden, Hilfe bei Abbrucharbeiten oder fachliche Helfer etwa für Malerarbeiten – jegliche Unterstützung ist willkommen. Sollte sogar noch Kapital übrig bleiben, wären eventuell auch Investitionen in den Außenbereich und das Freizeitangebot für Kinder möglich.
Das Landheim Immer nutzen vorwiegend Kinder- und Jugendgruppen wie Chöre, Kirchengemeinden und Konfirmanden, aber auch Vereine aller Art. Zwischenzeitlich stellt es zudem einen beliebten Ort für Teambuilding oder eine Kreativ-Oase etwa für Studentenprojekte dar. Durch Online-Plattformen finden viele Gruppen aus ganz Deutschland den Weg nach Immer. „Unser Ziel ist es aber, die Kinder aus der unmittelbaren Region, aus Ganderkesee, Delmenhorst, Hude, Oldenburg oder auch Wildeshausen, für uns zu begeistern“, erklärt Fischer. Denn unter ihnen gebe es immer auch „Wiederholungstäter“, die das Landheim öfters besuchen und auf diesem Weg auch Teil des Freundeskreises für das Landheim Immer werden können. Viele ziehe allein die besondere Lage im Wald und die Ruhe in der Natur an. Damit das so bleibt und das Landheim als modern herausgeputzte Anlage in die Zukunft schreiten kann, ist es aber noch ein weiter Weg. Im Laufe des kommenden Jahres, so die Hoffnung des engagierten Teams, soll das Freizeitheim in neuem Glanz erstrahlen.
Weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten gibt es auf auf der Webseite vom Landheim Immer.