Eine wahre Farbexplosion ist derzeit auf dem Feld gleich hinter der Windmühle „De Lütje Anja“ in Habbrügge zu erleben. Es blüht, brummt und summt gewaltig. Margeriten, Natternkopf, Vogel-Wicke, Hornklee, Färberkamille und viele weitere heißgeliebte Pflanzen für Insekten ziehen Hummeln, Libellen und weitere Tiere an. „Überwältigend“, meint Landschaftsökologe Dr. Klaus Handke und blickt über das Blühparadies.
Es ist eines von insgesamt acht in der Gemeinde Ganderkesee, die der Runde Tisch Natur zum Insektenschutz und für mehr Artenvielfalt realisiert hat. Auf den Flächen mit einer Größe von jeweils etwa 7.000 Quadratmetern, die über die gesamte Gemeinde verteilt sind, säten die beteiligten Landwirte verschiedene Blühmischungen ein. Das Saatgut, für das die bisherigen Erkenntnisse aus dem ökologischen Projekt „Bienenglück“ am Bürsteler Fuhrenkamp gut genutzt werden konnten, stellte die Gemeinde zur Verfügung. Laut Rathaus kostet es derzeit 450 Euro pro Hektar. Für das Programm „Mehrjährige Blühflächen auf landwirtschaftlichen Flächen“ sind aktuell 15.000 Euro im Haushalt enthalten. Die Förderprämie für die Landwirte beträgt 2.700 Euro pro Hektar und Jahr und beinhaltet auch die wirtschaftlichen Einbußen.
Der Erfolg ist für alle sichtbar
„Es lässt sich gut an. Wir können sehr stolz sein“, so Bürgermeister Ralf Wessel bei einer Exkursion zu zwei Blühflächen. Das Projekt sei das bislang einzige im Landkreis. „Wir hoffen, dass es auch andernorts Schule macht.“ Die Felder wurden jeweils in drei Bereiche unterteilt, auf denen im vergangenen Jahr unterschiedliches Saatgut eingebracht wurde. Sie werden streifenweise zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemäht, sodass die Insekten von April bis September immer eine „Tankstelle“ vorfinden. Zudem können die Beteiligten so erkennen, welche Sorten wo wie gut gedeihen, manche Pflanzen blühen länger, und die Artenvielfalt wird erhöht.
„Die Flächen haben sich super entwickelt“, urteilt Handke – zwar nicht im ersten, aber nun im zweiten Jahr. „Es braucht Zeit und Geduld“, hat auch Landwirt Jan-Bernd Meyerholz festgestellt. Bei der Auswahl der Felder sei eine Anbindung an alte Strukturen wie Wegränder und Gehölz wichtig. Die Blühmischungen enthalten zwischen 27 und 50 einheimische Pflanzen mit unterschiedlicher Höhe. Dies sowie die lückige Aussaat ermöglichen einen Schutz der Tiere vor Regen und Wind sowie eine Abschirmung für Brüter. „Eine Art ‚Bienenglück light‘„ so der Landschaftsökologe, der das „sehr professionelle“ und „vorbildliche“ Projekt lobte. „Es hat sich ein gutes Team gefunden, das Zusammenspiel ist ideal“, urteilt Roland Bredendiek, Vorsitzender des Ortslandvolks. Zusätzlich stellen die Landwirte insgesamt 17,5 Hektar einjährige Blühflächen unentgeltlich bereit.