Franziska Dally veranstaltete die ersten Hoffeste noch auf dem heimatlichen Grundstück. Wir sprachen über die Ursprünge, die Zukunft, Liberi Effera und mehr. Foto: Utke
Osterholz-Scharmbeck

Begeisterung „Mittelalter“

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Franziska „Hera“ Dally über das Hoffest und ihre eigene Faszination für die Vergangenheit

Hamme/Wümme Report: Frau Dally, Sie haben auch einen Marktnamen: Hera en Fabulan. Wie leitet der sich ab?

Franziska Dally: Das hat nichts mit griechischen Gottheiten zu tun sondern ist elbischen Ursprungs. „Hera“ heißt Herrin mit Gefolge. „En“ steht für Neubeginn. „Fabulan“ bezieht sich auf Mythen und Legenden.

Woher die Faszination für das Mittelalter, wollte ich eigentlich fragen. Aber sie kommt von einer Begeisterung für Mittelerde?

Damit hat es bei mir angefangen. Mit dem Lesen von Herr der Ringe. Da war ich noch ganz klein. Also habe ich mich als Kind für Elfen und Mythen begeistert. Das hat sich dann erweitert um die nordische Mythologie, das war meine Welt. In den 1980ern kamen Handwerkermärkte auf, danach wurden es Mittelaltermärkte und da hat es mich erwischt.

Wie finden Gleichgesinnte Mittelalter-Fans zueinander?

Auf den Märkten. Viele, die jetzt auch bei Liberi Effera sind, waren auch häufiger auf unserem Hoffest und haben dann beschlossen, mitzumachen. Auf den Mittelaltermärkten kommt man einfach miteinander ins Gespräch und findet sich so.

Die Märkte waren verantwortlich für Ihren Sprung von Fantasy zu Mittelalter?

Genau. Das fing vor 20 Jahren ganz konkret an, so lange gibt es Liberi Effera. Zu der Zeit haben wir uns gesagt: „Wir versuchen das mal.“ Und haben das erste Hoffest veranstaltet. Daher auch der Name, weil es zuerst bei mir Zuhause auf dem Hof stattfand. Vorher haben wir im lockeren Verband Märkte besucht und waren häufig enttäuscht, weil Märkte viel Eintritt gekostet haben oder die sonstigen Preise sehr hoch waren. Daher unser Konzept: familienfreundlich, viele Aktionen, freier Eintritt. Das haben wir seither beibehalten.

Das Hoffest wurde aber auch schnell größer, oder?

Nach zwei oder drei Jahren haben wir auf dem Hof gemerkt, dass der Andrang sehr groß war. Meine Mutter meinte dann: „Das wird mir zu viel.“ Es sind halt auch mal Büsche weg oder es entstehen Trampelpfade. Das Publikum wurde also zu groß für meinen Hof. Aber jetzt auf dem Gut Sandbeck gibt es auch eine sehr familiäre Atmosphäre.

Gut Sandbeck gehört der Stadt. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Auf jeden Fall auf Augenhöhe. Es ist eine Sache des Vertrauens.

Inwiefern?

Naja, wenn wir den Aufbau machen, bekomme ich zum Beispiel einen Generalschlüssel. Dabei ist es nie zu Zwischenfällen gekommen. Außerdem lassen wir die Tore immer offen. Wenn dann Marktbeginn um 11 Uhr ist, es sind aber Leute schon um 9 Uhr da, ist das auch okay. Dass wir dann teils noch im Jogginganzug unseren Kaffee aus dem Pappbecher trinken, müssen sie in Kauf nehmen.

In diesem Jahr gab es Hochzeiten, die ganz gerne keinen Marktbetrieb während oder kurz nach der Trauung wollten…

Das war okay. Mit der Standesbeamtin habe ich mich telefonisch koordiniert. Im Normalfall stehen wir mit Schwertern Spalier, in diesem Jahr haben wir keine laute Musik während der Trauung gespielt und auch sonst Rücksicht genommen.

Wie lief das jüngste Fest sonst?

Es war schön, familiär. Natürlich gibt es auch immer Aufbaustress. Leider hatten wir mit einem neuen Händler ein paar Probleme, der kommt nächstes Jahr auch nicht wieder.

Apropos nächstes Jahr: das kommende Hoffest läuft einen Tag länger, also drei Tage?

Genau, wir machen das Hoffest immer am zweiten vollen Wochenende im Juni. Im nächsten Jahr fällt das auf Pfingsten. Dann gibt es zwei Feuershows und wir sind einen Tag länger da.

Was sind sonst Pläne für die Zukunft?

So zu bleiben, wie wir sind. Also freier Eintritt, niedrige Preise und wir werden nicht größer.

Die niedrigen Preise sind auch möglich, weil die Stadt hilft?

Wir können das Gebiet gebührenfrei nutzen. Sonst müssten wir wohl Eintritt nehmen. Auch bekommen wir noch weitere Unterstützung. Der Abfall-Service Osterholz stellt uns etwa immer einen Container zur Verfügung. Die Stadt übernimmt auch freundlicherweise die An- und Abfahrt. So bleibt uns mehr Geld für Musik, Künstler und anderes.

Zur Person

Die Gruppe Liberi Effera, geleitet von Franziska Dally, zeichnet für das mittelalterliche Hoffest auf Gut Sandbeck verantwortlich. Dally, Jahrgang 1970, hat im Alter von sieben Jahren „Herr der Ringe“ gelesen.

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