Der Schreck, dass den Nazis seine Kunst missfällt, sitzt beim Sympathisanten Bernhard Hoetger (Moritz Führmann) tief. Stets an seiner Seite: Ehefrau Lee Haken (Katharina Stark). Foto: Kinescope Film
Filmkritik

Ein Leben in Originalzitaten

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Ein neuer Film über Bernhard Hoetger startet demnächst in den Kinos

Bernhard Hoetger war wohl ein Mensch, der viel über seine Philosophien und Ansichten geredet hat, der eine erhabene und etwas steife Körpersprache an den Tag legte und der viel Humor besessen hat. Angeblich, denn letzterer Punkt wird zwar im bald erscheinenden Kinofilm „Bernhard Hoetger – Zwischen den Welten“ angesprochen, am Schauspiel ablesen lässt sich das allerdings nicht. Das könnte aber auch der Arbeitsweise von Regisseurin Gabriele Rose geschuldet sein, die sich die Mammutaufgabe gestellt hatte, das Leben des kontroversen Künstlers komplett anhand eines aus tatsächlichen Zitaten bestehenden Skriptes darzustellen.
Dennoch gelingt es Rose, einen gewissen Spannungsbogen herzustellen.

Kein reiner Spielfilm

Der Film präsentiert sich zwar nicht als dokumentarischer Spielfilm, trotzdem weiß der 90-minüter durchaus zu unterhalten. Das hat gewiss mit Hoetgers bewegtem Leben zu tun, das alte Paris der Künstler vor dem Ersten Weltkrieg ist etwa der Ausgangspunkt. Immer wieder gibt es auch Redebeiträge von Personen aus der Gegenwart, die sich beruflich mit Hoetger befassen. So etwa von Beate Arnold, Leiterin des Barkenhoff und der Großen Kunstschau in Worpswede. Letztere befindet sich gar in einem von Hoetger erbauten Ensemble. Auch mit dabei sind Arie Hartog, Direktor des Gerhard-Marcks-Hauses in Bremen, Frank Schmidt, Direktor der Museen Böttcherstraße und viele weitere. Nicht nur Einblicke in Hoetgers Leben, sondern auch ein wenig Basiswissen über das Funktionieren des Kunstmarktes wird so vermittelt. Etwa wenn Hartog davon erzählt, dass Künstler entweder Produkte nach Vorgaben gestalten können oder Skulpturen und hoffen, dass diese sich verkaufen. Hoetger wählte den letzteren Weg.

Kleine Patzer rauben die Illusion

Gespielte Szenen finden vor digital projizierten Hintergründen statt. Die Darsteller tun ihr Bestes, den Originalzitaten Leben einzuhauchen, was an vielen Stellen sehr gut funktioniert, kleine Patzer nehmen den Zuschauer indes hin und wieder aus dem Geschehen heraus. Hoetger (Moritz Führmann) trägt zu Beginn des Films noch Vollbart und Seitenscheitel, offenkundige Perücken. An anderer Stelle wackelt beim sanften Schließen einer Tür die ganze Attrappenwand. Es werden so und an anderen Kleinigkeiten die Grenzen des vermutlich recht schmalen Filmbudgets deutlich.

Gute darstellerische Leistungen

Doch über alles das kann man hinwegsehen, wenn das Schauspiel stimmt. Und hier kann „Bernhard Hoetger – Zwischen den Welten“ auf ganzer Linie punkten. Florian Lukas kennt man bereits als Heinrich Vogeler, hier greift er diese Rolle dankenswerterweise wieder auf. Katharina Stark gibt eine Paula Modersohn Becker, die quirlig daherkommt, die sich von Bernhard Hoetger sehr beeindruckt zeigt und die aufgrund des frühen Todes von Modersohn Becker den Film leider allzu bald wieder verlässt. Man könnte nun alle Darsteller und ihre Vorzüge herausstellen, das gesamte Ensemble harmoniert auf alle Fälle sehr gut miteinander.

Und das Böse ganz zum Schluss

Interessant auch Roses Kniff, die Figuren in Interviewsituationen zu bringen, in denen viele noch einmal zusätzlich aufleben. Allen voran gestellt sei aber Führmann, der seinen Hoetger nachenklich und menschlich gibt. Auch für Makel ist Platz, wobei der Film der Nazizeit, Hoetger war Mitglied der NSDAP, allerdings nur knappe zehn Minuten einräumt.

„Bernhard Hoetger – Zwischen den Welten“ läuft am 25. Juli bundesweit in den Kinos an.

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