Muss Bremen wirklich Millionen Euro versenken, weil die Sanierung der Weichen an der Domsheide nicht länger warten kann und gleichzeitig die Umbaupläne des Senats für den Platz, wegen der angekündigten Klage der Behindertenverbände, auf tönernen Füßen stehen? Bernhard Lieber meint: „Es geht auch anders“.
Der Stadtplaner im Ruhestand beschäftigt sich schon lange mit der Domsheide. Nun hat er einen Kompromissvorschlag erarbeitet, der einerseits die Barrierefreiheit gegenüber dem heutigen Zustand deutlich verbessern würde, weil die Haltestellen dichter zusammenrücken. Andererseits nimmt er Rücksicht auf die Glocke, vor der keine Riesenhaltestelle entstehen würde, wie es das Bauressort präferierte als Maike Schaefer dort noch das Sagen hatte. Außerdem wäre das Projekt relativ schnell umsetzbar.
Abscheuliche Großhaltestelle
„Einfach abscheulich“, nennt Lieber die letztlich vom Senat verworfene Variante mit der Großhaltestelle vor der Glocke. „Nicht so abscheulich, aber wenig sinnvoll“, charakterisiert er den aktuell gültigen Vorschlag, der lange Umsteigewege mit sich bringen würde.
Das Hauptproblem der bisherigen Pläne für die Domsheide sei das Dogma der Doppelhaltestelle gewesen, meint Lieber. Entweder sahen sie einen viergleisigen Bahnhof vor der Glocke oder eine lange Haltstelle für zwei Bahnen hintereinander in der Balgebrückstraße vor. Genau das bringt dann entweder an der einen oder an der anderen Stelle erhebliche Probleme mit sich.
Haltestelle vor McDonald’s
Lieber schlägt stattdessen vor, eine dritte Straßenbahnhaltestelle vor McDonald’s einzurichten. Dort könnten künftig die Linien 2 und 3 halten. „Da ist zwar nicht viel Platz, aber das bekommt man hin“, sagt Lieber. Vor der alten Post wäre dann Platz für die Linien 4 und 8, während die 6 und die Busse an der Balgebrückstraße bleiben könnten.
Vorteile gegenüber der aktuellen Beschlusslage: Die Wege zwischen den Haltestellen würden erheblich verkürzt. In der Balgebrückstraße wäre keine Verlegung in Richtung Brücke mehr erforderlich, weil in Folge des auf eine Bahnlänge verkürzten Bahnsteiges Radfahrer und Fußgänger zwischen Dechanatstraße und Marktstraße nicht mehr zwischen haltenden Bahnen queren müssten.
Keine Lobby
Ob die Idee auf offene Ohren stößt ist fraglich. Lieber hat weder eine Partei im Rücken noch eine Behörde. Ehemalige Kollegen hätten ihm die Freundschaft gekündigt, weil er sich unabhängig von seinem ehemaligen Dienstherren mit dem Thema beschäftigte und seine Ideen öffentlich teilen wollte. „Sowas macht man nicht, haben die gesagt“, berichtet Lieber.
Bau-Staatsrat Ralph Baumheier hat er die Idee trotzdem vorgestellt – und dann nichts mehr gehört. „Es gibt verschiedene Vorschläge, die jeweils in die fachliche Bewertung gegangen sind. Auch der aktuelle Vorschlag ist noch Gegenstand der internen Diskussion“, erklärt Yannoh Mügge, stellvertretender Pressesprecher von Bausenatorin Özlem Ünsal auf Anfrage.