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Kliniken

Budgetrestriktionen verschärfen Pflegekräftedefizit

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Olaf Wienhold ist besorgt, denn den Kliniken im Norden droht ein wahres Artensterben durch Budgetrestriktionen

Ein anhaltendes Problem in der Gesundheitsversorgung im Norden Deutschlands erreicht einen kritischen Punkt: Kliniken stehen vor einem immer größer werdenden Mangel an Pflegekräften, verschärft durch fehlende Budgets.

Zahlreiche Branchenkenner, darunter Olaf Wienhold von AWA-medical, weisen darauf hin, dass viele Kliniken selbst nicht mehr in der Lage sind, die Kosten für qualifizierte Fachkräfte aus der Arbeitnehmerüberlassung zu tragen, obwohl diese oft unter fairen Konditionen entlohnt werden.

Zeitarbeit in der Pflege wäre der Schlüssel gegen Personaldefizite

„Die Zeitarbeit ermöglicht es vielen Pflegekräften, zu besseren Konditionen zu arbeiten, als es viele Kliniken bieten können“, erklärt Wienhold. „Allerdings können sich immer weniger Häuser diese Modelle leisten, was den Mangel an fest angestelltem Fachpersonal weiter verschärft. Vielmehr bewegen sie sich am Existenzminimum, müssen straffe Dienstpläne erstellen und zunehmende Mitarbeiterausfälle hinnehmen, was unweigerlich zu intensiven Mehrkosten oder in Schließungen von Stationen führt. Insbesondere kleine Häuser, die so wichtig für die lokale Versorgung sind, wären davon betroffen.“

Die Budgetrestriktionen resultieren aus einer Vielzahl von wirtschaftlichen und strukturellen Problemen, die sich über Jahre hinweg aufgebaut haben. Veränderte Personalschlüssel, strenge Sparpolitiken der Häuser auf materieller und personeller Ebene, die Zunahme zu berücksichtigender Faktoren, beispielsweise der Gesamtauslastung. Überdies erschwert die steigende Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen die Situation.

Allein der Bedarf von pflegebedürftigen Menschen ist in den vergangenen 20 Jahren sprunghaft angestiegen, insbesondere infolge des demografischen Wandels. Zudem hat die Corona-Pandemie für weitere Belastungen und Lücken in den Belegschaften der Kliniken gesorgt. Viele Pflegekräfte entschieden sich aufgrund der ständigen Überbelastung während der grassierenden Virusproblematik für eine berufliche Neuorientierung und damit den Abschied vom Alltag in den Versorgungshäusern. Mit einhergehend erhöhen sich die Rufe des verbliebenen Personals im Hinblick auf höhere Löhne und mehr Ruhezeiten, um trotz Job in der Pflege eine Work-Life-Balance wahren zu können.

Kliniksterben nimmt zu

Viele Kliniken berichten, dass sie kaum noch Fachkräfte finden, die bereit sind, zu den hausinternen Konditionen zu arbeiten. Dies führt zu einer Spirale, in der die Arbeitsbelastung für das verbleibende Personal steigt und die Qualität der Patientenversorgung potenziell leidet.

„Wir weisen darauf hin, dass das Personal, nicht wie so häufig behauptet, in die Arbeitnehmerüberlassung abwandert, sondern schon viel eher darüber nachdenkt, der Pflege den Rücken zu kehren. Das belegen auch die Zahlen der GVP. Dank der Arbeitnehmerüberlassung überdenken nur viele diese Entscheidung noch einmal.”

„Es ist ein Teufelskreis“, so Olaf Wienhold. „Ohne angemessene und verfügbare Budgets können Kliniken die notwendigen Anreize nicht bieten, die für die Rekrutierung und Bindung von qualifiziertem Personal erforderlich sind. Dies treibt die Häuser immer stärker in die Notlage, die schon heute zur Schließung ganzer Abteilungen führt, da diese nicht mehr versorgt werden können.”

Allein aufgrund dieser Folgen müssen sich viele Bewohner, gerade in ländlichen Regionen, auf immer weitere Wege einstellen, um überhaupt noch medizinisch umfassende Versorgung erhalten zu können. Im Hinblick auf die zunehmende Lebenserwartung in Deutschland kann allerdings, schon aus Mobilitätsgründen, nicht mehr jeder eigenständig die benötigte Hilfe von sich aus aufsuchen.

Es bedarf dringender Maßnahmen auf politischer und institutioneller Ebene, um die Budgets der Kliniken zu stärken und innovative Lösungen zu entwickeln, die es ermöglichen, mehr Pflegekräfte dauerhaft und zu fairen Konditionen zu beschäftigen. Darüber hinaus ist es auch für die einzelnen Häuser eine Erleichterung, wenn die Arbeitnehmerüberlassung besser direkt integriert werden kann.

Denn nur damit lässt sich das Kliniksterben vermeiden und die gesundheitliche Versorgung in Deutschland aufrechterhalten.

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