Der frisch gewählte Vorstand der Mietergemeinschaft (v. l.): Michael Jänicke (Kassenwart), Nadine Zimmermann (erste Vorsitzende) und Denise Teucher (zweite Vorsitzende). Foto: Utke Der frisch gewählte Vorstand der Mietergemeinschaft (v. l.): Michael Jänicke (Kassenwart), Nadine Zimmermann (erste Vorsitzende) und Denise Teucher (zweite Vorsitzende). Foto: Utke
Landkreis

Nachbarschaft organisiert sich

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Neu gegründeter Verein will Rechtshilfe zu Mietfragen im Landkreis leisten

In der Mozartstraße gibt es schon lange Probleme. Alle Anwohner kennen sie, beinahe alle sind davon betroffen. Ihre Wohnungen sind marode, schimmlig, bei manchen funktioniert die Heizung seit Monaten nicht, bei einem anderen Anwohner sei das Bad ausgebaut und sechs Monate lang nicht wieder in einen nutzbaren Zustand versetzt worden.

Von solchen und ähnlichen Zuständen berichten viele der gut 30 Anwesenden auf dem Gründungstreffen der Mietergemeinschaft am vergangenen Dienstag. Und niemand ist überrascht. Nicht nur für die Anwohner, auch für den ersten Stadtrat Thorsten Haß ist die Situation frustrierend: „Es wird nicht besser hier im Gebiet. Für uns als Verwaltung ist es wichtig, Druck auf den Vermieter aufzubauen, doch wir haben nur begrenzte Handhabe – besonders im Klein-Klein des alltäglichen Austauschs.“

Es fehlt an lokalem Rechtsbeistand

Beratungsangebote für Mietfragen kennen viele hier schon. Doch wer sich beispielsweise beim Mieterschutzbund beraten lassen will, muss dafür jedes Mal erst nach Bremen fahren, denn in der Kreisstadt hat der Verein keinen Sitz. Die Schlussfolgerung vieler Mieter: Ein lokales Angebot muss her. Die Idee der Mietergemeinschaft war geboren.

Das Konzept: Mieter aus dem gesamten Landkreis können dem Verein beitreten – die exakte Gebührenordnung wird noch erarbeitet. Sie haben dann die Möglichkeit, eine kostenlose Erstberatung durch Daniela Zydel, Fachanwältin für Miet- und Wohnungseigentumsrecht, in Anspruch zu nehmen. Auch Informationsveranstaltungen zu mietrelevanten Rechtsthemen sind geplant.

Perspektivisch strebe man eigene Räumlichkeiten für den Verein an, bis dahin stellt sich das Haus der Kulturen als Arbeitsort zur Verfügung. Ziel ist, dass die reguläre Vereinsarbeit und Beratung ab dem 5. August aufgenommen werden können. Damit der Verein gegründet werden kann, werden mindestens sieben Mitglieder benötigt.

Drei davon kandidierten beim Gründungstreffen für den Vorstand des Vereins: Nadine Zimmermann als erste Vorsitzende, Denise Teucher als zweite Vorsitzende und Michael Jänicke als Kassenwart. Sie alle wohnen in der Mozartstraße und sind mit den täglichen Mietkonflikten des Komponistenviertels vertraut: „Der Kontakt zum Vermieter ist jedes Mal spannend, sagen wir es mal so“, formuliert Denise Teucher es diplomatisch. „Unser Ziel ist, über Pflichten zu informieren und Rechte einzufordern.“

Mietergemeinschaft ergänzt andere Formen der Selbstorganisation

Aus einer ähnlichen Idee heraus entstand bereits der Mieterstammtisch als offenes Angebot, sich mit anderen Mietern auszutauschen. Die Mietergemeinschaft soll keinesfalls in Konkurrenz zu diesem stehen: „Unser Ziel ist, uns dem Stammtisch anzunähern, dass Synergieeffekte entstehen“, sagt die erste Vorsitzende.

Nicht nur die rechtliche Beratung, auch der Gedanke der Vernetzung ist wichtig, sowohl als Mieter als auch für die Nachbarschaft. Eine praktische Anwendung dieses Gedankens folgt sofort, als eine Nachbarin fragt, wie sie Schäden in ihrer Wohnung dokumentieren könne, da sie keine Kamera oder Smartphone besäße. „Frag uns! Wir sind doch Nachbarn!“, schallt es prompt aus mehreren Richtungen zurück.

Informationen zur entstehenden Mietergemeinschaft gibt es unter mietergemeinschaftev.de, eine Telefonnummer wird noch eingerichtet. Der nächste offene Mieterstammtisch findet Freitag, 12. Juli, um 18.30 Uhr im Eiscafé Cortina, Bahnhofstraße 88 in Osterholz-Scharmbeck, statt.

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