Dieser und viele andere Hauseingänge bleiben nachts vorerst dunkel: Die Abschaltung beeinträchtigt unter anderem Beleuchtung, Aufzüge und Brandschutzanlagen. Foto: Utke Dieser und viele andere Hauseingänge bleiben nachts vorerst dunkel: Die Abschaltung beeinträchtigt unter anderem Beleuchtung, Aufzüge und Brandschutzanlagen. Foto: Utke
Osterholz-Scharmbeck

Ohne Strom, Gas und Wasser

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Immobilieninvestor behält Zahlungen ein / Mieter in der Kreisstadt sind die Leidtragenden

Die Mieter in den Straßen Grüne Grund, Beethovenstraße, Blumenthaler sowie Leipziger Straße, Mozart-, Schiller- und Käthe-Kollwitz-Straße durchleben gerade ihren ganz eigenen Wohn-Albtraum: Schon lange gibt es große Konflikte zwischen Mietern und der Magnus Achte GmbH, welche die Wohnungen besitzt.

Die Firma ist im Besitz der Immobiliengruppe Whitefield und lässt schon lange Wohnungen verfallen, kümmert sich nicht um den Bestand und ist weder für Mieter noch die Kreisstadt erreichbar. Die Probleme sind so beständig reichen so weit, dass sich erst vor einigen Wochen eine Mietergemeinschaft gegründet hat, um Rechtsberatung und -durchsetzung in Wohnungsfragen zu organisieren (wir berichteten).

Und nun der Schock: Obwohl die Mieter alle fälligen Zahlungen an ihre Hausverwaltung getätigt haben, wurden am vergangenen Montag Strom, Gas und Wasser in den gemeinschaftlich genutzten Räumlichkeiten der Häuser abgestellt. Der Grund: Die Mieter haben zwar alle Nebenkosten an den Vermieter bezahlt, dieser hat das Geld aber nie an die Osterholzer Stadtwerke weitergeleitet.

Jetzt wird der Hahn zugedreht

Als Konsequenz schalteten die Stadtwerke nun ihre Versorgung der Gemeinschaftsbereiche in den betreffenden Häuser mit Strom, Wasser und Gas ab – für insgesamt 450 Wohneinheiten. Die Abschaltungen von Strom, Gas und Wasser sollen nicht die Privathaushalte betreffen, wie die Stadtwerke in ihrem Schreiben an die Bewohner der Betroffenen Immobilien betonen. Vor den Haustüren, in Kellern und Treppenhäusern bleibt es nun allerdings dunkel, Klingelanlagen und Aufzüge sind außer Betrieb, und die Brandschutzanlagen funktionieren ebenfalls nicht ohne Strom.

Die Linke ist der Überzeugung, dass die Osterholzer Stadtwerke die Interessen der Mieter nicht ausreichend berücksichtigen. Der Fraktionsvorsitzende im Stadtrat, Herbert Behrens, bezweifelt zudem, dass die Maßnahmen Wirkung zeigen: „Aufgrund der bisherigen Gebaren des Unternehmens ist nach unserer Einschätzung nicht damit zu rechnen, dass jetzt schnell mehrere hunderttausend Euro überwiesen werden, nur weil deren Mieterinnen und Mieter[n] der Strom abgedreht wird“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Auch die SPD ist eindeutig nicht mehr gewillt, mit dem Vermieter zu kooperieren und schreibt: „Am besten wäre es, wenn der Wohnungsbestand in andere und verantwortungsvollere Hände überführt werden könnte.“ Ähnlich positioniert sich auch die Bürgerfraktion und fordert eine kommunale Gesellschaft für den Wohnungsbau. Zur Causa der nun betroffenen Wohnungen schreibt sie: „Es darf ruhig das Ziel sein, schlecht verwaltete Mietwohnungen in das Eigentum einer kommunalen Gesellschaft zu überführen.“

Herausforderung für Osterholz-Scharmbeck

Auch Torsten Haß, Erster Stadtrat in der Kreisstadt, vertritt eine ähnliche Position: „Es war ein großer Fehler, diese Wohnungen überhaupt zu privatisieren“, sagt er im Gespräch mit dem HAMME / WÜMME REPORT. Solange der gegenwärtige Besitzer der Immobilien diese aber nicht verkaufen will, seien der Stadt die Hände gebunden, diese wieder in kommunalen Besitz zu überführen. Entsprechend behelfe sich die Kreisstadt gegenwärtig mit Mahnbescheiden, Kontenpfändungen und Klagen, um ihre Forderungen geltend zu machen.

Der noch im Aufbau befindliche Mieterverein erhält zu dem Thema zwar bereits Anfragen, kann bisher jedoch nur an eine Kanzlei weiterverweisen, bis der Aufbau der Vereinsstruktur weiter vorangeschritten ist. „Die Situation hat sowohl uns als auch die Mieter total überrannt“, sagt Nadine Zimmermann, Vorstandsmitglied der Mietergemeinschaft. Ob, wann und wie die Mieter die Probleme mit ihrem Vermieter Whitefield endlich loswerden, ist auch eine politische Frage – eine Frage, zu der sich mehr und mehr Stadtratsfraktionen eindeutig positionieren.

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