Senioren Rentner Pensionär Seniorenvertretung Michael Breidbach (70), Vorsitzender der Seniorenvertretung Bremen, kämpfte schon als Betriebsrat für Menschen – im Stahlwerk. Foto: Marcus Schmidt

Seniorenvertreter: Inflationsausgleich für Rentner

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Weser Report: Herr Breidbach, wie definieren Sie Seniorinnen und Senioren – ab 60, ab 65, Rentner oder Pensionär?

Michael Breidbach: Als Seniorenvertretung definieren wir sie so, dass wir ab 60 Jahren anfangen. Die Anzahl der Delegierten aus den Beiräten richtet sich nach den über 60-Jährigen im Stadtteil. Das ist unsere grobe Linie. Es gibt auch noch Delegierte aus Sozialverbänden und den Parteien.

Wie viele Menschen der Gruppe vertreten Sie und wo kann die Seniorenvertretung mitreden?

Das sind in Bremen etwa 180.000 Menschen. Die Seniorenvertretung hat im Wesentlichen keine wirkliche Einflussnahme auf die Politik oder Parteien oder wirklich klar festgelegte Rechte. Sie ist überparteilich und vertritt alle Menschen, die in dem Alter sind. Der Staat unterstützt uns mit einem Büro und einer Kollegin, die dort arbeitet.

Und wie können Sie konkret helfen? Haben Sie Beispiele?

Es gibt immer wieder Anrufe von Menschen, die Probleme haben. Ein Beispiel: Ein Senior, der in der Bahnhofsmission ehrenamtlich arbeitete. Irgendwann klappte es mit der Zusammenarbeit nicht mehr. Und mit dem Hinweis auf sein Alter wurde er nicht mehr eingesetzt. Er hatte sich bei uns gemeldet. Wir haben dann versucht, ein Gespräch hinzukriegen, um eine vernünftige Einigung zu erzielen. Oder: Was lange gut funktioniert hat, waren die Automatenhelfer. Einige Ehrenamtliche der Seniorenvertretung haben in der Bahnhofsvorhalle Menschen unterstützt, die mit den Fahrkartenautomaten nicht klarkamen. Es sind Sachen, wo man am Rande jemanden unterstützen oder beraten kann.

Was ist das größte Problem: Altersarmut, Einsamkeit, medizinische Versorgung oder ganz etwas anderes?

Altersarmut hat viele Gesichter. Im Moment sehe ich den Inflationsausgleich als das größte Problem. In diesem Jahr gibt es die Möglichkeit für Unternehmen, bis zu 3.000 Euro Inflationsausgleich an Beschäftigte auszuzahlen, ohne die Summe zu versteuern. Auch Staatsangestellte und Pensionäre bekommen ihn. Die Möglichkeit, einen Inflationsausgleich zu erhalten, war für alle da nur nicht für Rentnerinnen und Rentner.

Wenn Sie schon Weihnachtswünsche hätten: Welche drei großen haben Sie an die Politik in Bremen?

Erstens: Die Investitionszulage, die in Pflegeheimen gefordert wird. Diese hat mal der Staat bezahlt. Mittlerweile wird die Investitionszulage von den zu Pflegenden in voller Höhe gezahlt. Das wird immer mehr und führt dazu, dass viele den Beitrag nicht mehr selber leisten können und der Staat dann sowieso über Bürgergeld einspringen muss. Deswegen sind wir der Meinung, dass diese Zulage vom Staat übernommen werden sollte. Zweitens: Beim Investitionsausgleich müsste man eine Öffnung finden. Vielleicht kann man eine steuerliche Regelung finden. Rentner haben das Problem, je mehr Rente sie bekommen, desto mehr Steuern bezahlen sie. An der Stelle könnte man etwas tun. Drittens: Das deutsche Rentensystem ist deshalb so anfällig, weil wir so unterschiedliche, aufgespaltene Regeln für die Altersversorgung haben. Wir haben Pensionäre, die vom Staat bezahlt werden. Und wir haben Rentner, die aus der Rentenversicherung versorgt werden. Die Ungerechtigkeit fängt ja schon damit an, dass Rentnerinnen und Rentner beim Einstig in ihre Altersversorgung 20 Prozent weniger als Pensionärinnen und Pensionäre kriegen. Mein größter Wunsch wäre es, dass man endlich mal die Diskussion dazu aufnimmt und nicht weiter wegschiebt.

Am 1. Oktober spricht Henning Scherf

Am 1. Oktober begeht Bremen den Tag der älteren Generation. Ab 14 Uhr wird neben Michael Breidbach auch Altbürgermeister Henning Scherf vor dem Bremer Dom sprechen.

Hier gibt es Hilfe für ältere Menschen:

Die Seniorenvertretung Bremen ist unter der Nummer 361 67 96 oder per Mail an seniorenvertetung@seniorenvertretung-bremen.de erreichbar. Infos gibt es unter Seniorenlotse.de.

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