Junge Menschen onboarden. Bild: stock.adobe.com © Monkey Business. 81856 Junge Menschen onboarden. Bild: stock.adobe.com © Monkey Business. 81856
Arbeitsmarkt

Wertvolle Skills für Azubis und Trainees von morgen

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Wer junge Berufsneulinge einstellt, sollte mehr tun, als bloß das kleine Einmaleins der Firma zu vermitteln

Egal ob es Auszubildende sind, die gerade die Schule hinter sich gebracht haben, oder Trainees, die einen druckfrischen Hochschulabschluss besitzen: Junge Menschen, die in einer Firma die allererste Station ihres beruflichen Lebenswegs gefunden haben, sind eine unschätzbare Ressource.

Damit sie jedoch für das Unternehmen sowie die Arbeitswelt in ihrer Gesamtheit ihren maximalen Wert entfalten können, ist es nötig, diese „Youngster“ über einen langen Zeitraum sorgfältig onzuboarden – sowohl in das Unternehmen an sich als auch in die moderne Arbeitswelt und ihre Gepflogenheiten. Doch warum? Und auf welche Skills kommt es dabei an?

Der erste Arbeitgeber: Eine Stelle mit Verantwortung

Der Volksmund sagt „die erste Liebe vergisst man nie“. Dieser Spruch gilt jedoch nicht nur in amourösen Dingen. Er lässt sich nahtlos auf den ersten „richtigen“ Arbeitgeber übertragen. Wer heute Azubi oder Trainee ist, der hat vielleicht zuvor schon gejobbt oder Praktika gemacht. Die erste wirkliche Berufsstation ist jedoch nochmals etwas völlig anderes.

Denn hier gilt es, in einen vollkommen neuen Lebensabschnitt hineinzuwachsen. Das frühere Schüler- oder Studentendasein ist damit endgültig beendet. Es beginnt die Phase, in der man sein Leben gleichzeitig durch die Arbeit der eigenen Hände gestaltet und es um diese tägliche Arbeit herum modellieren muss.

Bei vielen Azubis, in aller Regel ein gutes Stück jünger als Trainees, kommt oft noch hinzu, dass all diese Schritte erstmalig in ihrem Leben nicht mehr maßgeblich durch das Elternhaus gestützt werden – oder zumindest weniger als zu Schulzeiten.

Stellt sich die Frage, warum sollte das einen Arbeitgeber sonderlich tangieren? Es ist simpel: In Sachen Arbeitswelt ist ein solcher junger Mensch sozusagen ein unbeschriebenes Blatt. Was er im ersten vollwertigen Beruf mitbekommt, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit tiefgreifend auswirken. Etwa auf:

  • Charakter,
  • Arbeitsmoral,
  • Problemlösungskompetenz,
  • Selbstständigkeit,
  • Kommunikationsfähigkeit,
  • Teamfähigkeit,
  • Selbstdisziplin

und noch einiges mehr. Selbst wenn diese erste Firma nur eine von vielen Stationen im Berufsleben sein wird (wenigstens statistisch), so wird sie schon durch ihren Erstlings-Status einen mitunter lebenslang bleibenden Eindruck hinterlassen.

Dieser Verantwortung sollten sich Arbeitgeber, Ausbilder und ähnliche Personen deutlich bewusst sein. Es geht nicht nur darum, sich die Arbeitskraft eines jungen Menschen zunutze zu machen und ihm im Gegenzug praktisches Berufswissen zu vermitteln, sondern alles, was für das Arbeitsleben relevant ist. Damit wären wir beim Kern dieses Texts: Den Dingen, die Arbeitgeber vornehmlich in den ersten Wochen und Monaten lehren sollten – neben dem Firmenwissen.

   1. Sicherheitsdenken

Natürlich, jeder neue Mitarbeiter muss die von der DGUV- bzw. Berufsgenossenschaft vorgeschriebene Erstunterweisung erhalten. Wer es bei einem Berufsneuling jedoch damit bewenden lassen will, begeht einen Fehler. Denn gerade, um eine wirksame persönliche Sicherheitskultur zu etablieren, ist es nötig, Menschen deutlich mehr zu sensibilisieren, als es lediglich im Rahmen der Erstunterweisung geschieht.

Denn Sicherheit ist erheblich mehr als das Kennen und Vermeiden derjenigen Gefahren, die in diesem Betrieb drohen. Es ist ein ganzheitlicher Ansatz, der bereits bei grundsätzlichen Denk- und Verhaltensmustern beginnt. Dazu kann es beispielsweise gehören, einem Neuling auch einmal schonungslos bis zur letzten, schlimmsten Konsequenz darzulegen, welche Folgen ein einziger unaufmerksamer Moment für ihn persönlich und Dritte haben kann. Vor allem, indem die Person sich selbst perfekt mit dieser Situation identifizieren kann.

Dabei geht es nicht darum, bloße Schockmomente zu erzeugen. Vielmehr jene immense Eigenverantwortung zu erwecken, die der Kern aller Arbeitssicherheit ist – lange vor technischen Schutzmaßnahmen oder Schildern.

   2. Pünktlichkeit

Wir wollen mit dieser Überschrift keinen Generationenkonflikt befeuern. Fest stehen allerdings zwei Dinge:

  1. Die Arbeitswelt bedingt schlichtweg Pünktlichkeit zu zahlreichen Anlässen. Mit Pünktlichkeit ist gemeint „auf die Minute“. Manche Firmen mögen es vielleicht leger handhaben. Großmaßstäblich und global betrachtet ist Pünktlichkeit jedoch nach wie vor enorm wichtig, weil sie Zuverlässigkeit und Respekt signalisiert und zudem eine effiziente Zeitausnutzung ermöglicht.
  2. Die heute jungen Menschen der Z- und Alpha-Generationen haben in der Breite eine durchaus „relaxte“ Auffassung von Pünktlichkeit und Unpünktlichkeit. Insbesondere, was die Zeiträume nach einem vereinbarten Termin anbelangt.

Wie gesagt: Es mag in diesem Unternehmen nicht ganz so streng gehandhabt werden. Dennoch hat es nur Vorteile, einen jungen Menschen daran zu gewöhnen, zu jedem Anlass zur vereinbarten Zeit zu erscheinen, loszulegen oder aufzuhören. Nicht zuletzt, weil es mit steigendem Alter immer schwieriger wird, solche grundsätzlichen Verhaltensmuster zu ändern. Natürlich bedingt das, dem Azubi oder Trainee stets feste Zeiten vorzugeben, auf ihre Einhaltung zu achten und gegebenenfalls Konsequenzen zu ziehen.

   3. Selbstdisziplin

Die Berufswelt bedingt Leistung jedes Einzelnen. Nur so können Firmen erfolgreich sein, kann jede nur denkbare Aufgabe mit einem Mindestmaß an Zufriedenheit absolviert werden. Das Problem an der Sache: Längst nicht jedem Menschen liegt jede Aufgabe und somit die darin erforderliche Leistung gleichermaßen – sogar innerhalb eines selbstgewählten Berufs. Umgekehrt sind jedoch diese Aufgaben ebenso wichtig wie alle anderen.

Mit anderen Worten: Wer im Beruf (und sogar im gesamten Leben) Erfolg haben und seine Ziele erreichen will, muss manchmal einfach „beißen“, selbst wenn eine Aufgabe unangenehm oder schwierig ist, die Tagesform nicht stimmt oder andere Gründe im Weg stehen.

Natürlich wissen Azubis und Trainees das. Sie mussten sich immerhin schon in Schule und Studium durch Unangenehmes „hindurchbeißen“. Dennoch, das zeigt die Erfahrung, tun Arbeitgeber gut daran, weiterhin Selbstdisziplin zu lehren und einzufordern. Nicht zuletzt aus purem Eigennutz: Je mehr Selbstdisziplin, desto mehr Eigenverantwortlichkeit und desto flacher können Hierarchien ausfallen.

   4. IT-Sicherheit

Keine Generation ist so digital wie diejenige, die heute und morgen auf den Arbeitsmarkt strömt. Gleichzeitig gibt es jedoch bei keiner Generation einen solchen Graben zwischen Nutzung und kompetentem Umgang. So gehören heutige junge Menschen zu den mit Abstand anfälligsten Zielgruppen für Influencer und Verschwörungstheorien. Sie sind auffällig unbesorgt im Umgang mit Daten/Informationen und weisen ein geringes Verständnis für IT-Funktionsweisen auf.

All das macht diese so digitalen Generationen aus Unternehmersicht zu einem Risiko:

  • Beiläufiges, selbstverständliches, unbewusstes Nutzen,
  • geringes Tiefenverständnis,
  • leichte Manipulierbarkeit und
  • Unbesorgtheit

sind sozusagen das „Grundlagen-Quartett“ für eine geringe IT-Sicherheit. Just weil Cyber-Kriminelle immer dreister werden, ist es daher nötig, gerade junge Menschen stark dafür zu sensibilisieren und ihr Wissen zu vermehren.

Wer es wirklich richtig machen möchte, sollte deshalb seine jungen Mitarbeiter konsequent durch Sicherheitsprofis schulen lassen – absolut ungeachtet dessen, in welchem Beruf sie arbeiten. Es gibt schlicht keinen Beruf mehr, in dem IT keine Rolle spielt oder der nicht durch Cyber-Kriminelle ausgenutzt werden würde.

   5. Konflikt- und Kritikfähigkeit

Konflikte sind selbst in der harmonischsten Firma niemals gänzlich vermeidbar. Ebenso, wie sogar ein sehr guter Mitarbeiter manchmal Fehler macht und darauf hingewiesen werden muss. Einfach, damit er lernt, was falsch lief, damit er es künftig besser machen kann.

Erneut ist beides bei jungen Menschen eine besondere Herausforderung. Diesmal jedoch keine, die man banal auf „die heutige Jugend“ abschieben könnte. Nein, in dem Alter, um das es sich hier dreht, ist bei vielen die charakterliche Entwicklung keinesfalls abgeschlossen. Ebenfalls können die psychisch-psychologischen „Nachwirkungen“ der Pubertät durchaus noch bis ins 20. Lebensjahr hinein anhalten.

In der Folge ist es keinesfalls gegeben, dass ein Azubi oder gar Trainee in jeder Hinsicht „erwachsen“ mit Konflikten und Kritiken umgehen kann. Gleichsam ist das jedoch die letzte Altersphase, in der sich hierbei noch merkliche Lerneffekte generieren lassen. Jemand, der 25 oder noch älter ist, aber nie gelernt hat, Kritik an beispielsweise seiner Arbeit nicht persönlich zu nehmen, der wird es nur unter stark erschwerten Bedingungen erlernen können.

Für Arbeitgeber gehört dazu besonders Folgendes:

  • Auf allen Ebenen muss Sachlichkeit beim Vorbringen von Kritik und in Konflikten im Vordergrund stehen.
  • Es muss immer klar sein, dass es hierbei nicht um den Menschen geht, sondern lediglich eine bestimmte Tätigkeit/Handlung.
  • Junge Mitarbeiter sollten keinesfalls abgeschirmt werden, sondern ebenso erleben, wie (ältere) Kollegen mit Kritik und Konflikt umgehen.

Es geht also nicht darum, ohne Augenmaß zu kritisieren und dadurch „abzuhärten“, sondern um zu vermitteln, dass solche Erlebnisse zwangsläufig zur Arbeitswelt dazugehören – und jeder damit umgehen können muss.

   6. Berufswelt-Kommunikation

Nicht jede Firma ist ein Startup, in dem es kommunikativ ähnlich leger zugeht wie in manchem modernen Klassenraum oder Hörsaal. Je nach Unternehmen, Hierarchien und Branche kann es ebenso streng zugehen, wie manchmal sogar „freundlich, aber rau bis ruppig“.

In diese Welt kommt nun ein junger Mensch, der bislang vielleicht ausschließlich eher „sanfte Töne“ kennenlernte und dazu naturgemäß die Sprache seiner Generation und seines sozialen Umfelds spricht. Das kann durchaus nahtlos in ein Unternehmen passen. Häufiger dürfte es jedoch gewisse Diskrepanzen geben. Etwa bezogen auf die Präzision der Kommunikation oder den vermittelten Respekt durch die Wortwahl.

Erneut sollte das keinesfalls dazu führen, einem Jung-Mitarbeiter mit Härte zu begegnen. Wohl aber ist es nötig, im Detail zu vermitteln, wie eine seriöse, „erwachsene“ Berufskommunikation aussieht und wie man erkennt, wo sie erforderlich ist – und wo es möglich ist, legerer zu kommunizieren.

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