2024 war ein bewegtes Jahr in allen Bremer Stadtteilen. Zu diesem Anlass interviewt der WESER REPORT die Ortsamtsleiter der verschiedenen Bezirke. Heute: Matthias Kook aus Oberneuland.
2024 ist in Oberneuland einiges passiert, auf welche Ereignisse blicken Sie als Ortsamtsleiter zurück?
Matthias Kook: Im Jahr 2024 hat uns alle am meisten das Hochwasser beschäftigt. Hier war es vor allem nicht nur die aktuelle Situation um die Jahreswende, sondern auch alle Folgen, vor allem für die Landwirtschaft. Das besondere war eben nicht nur die akute Höhe. Sondern die Dauer der Aufstauung. Die Landwirtschaft weiß, dass die Felder und zum teil auch die Gehöfte oder Scheunen im Überflutungsgebiet liegen und dass das Wasser auch mal hoch stehen kann, aber die Länge und Dauer des Hochwassers war neu und hat viele Schäden verursacht.
Wenn Sie sich zurückerinnern an den 1. Januar – sind Ihre Erwartungen vom Jahresanfang dieses Jahr erfüllt worden?
Die Aufgaben hier im Ortsamt sind so vielschichtig und können sich auch inhaltlich von Woche zu Woche ändern oder verändern. Da ist es schwer am Anfang des Jahres Erwartungen zu formulieren. Zum Beispiel kann man ja nicht wissen, dass das Hochwasser nicht nur ein Thema für ein, zwei Wochen ist, sondern dann fast für das ganze Jahr wird.
Unsere und meine Aufgabe hier im Ortsamt ist es, alles bestmöglich zu begleiten, zu organisieren, im Austausch zu bleiben, die wichtigen Dinge zu filtern und vor allem das Netzwerk und die Kommunikation in alle Richtungen zu fördern. Das ist unser Anspruch und ich glaube, das haben wir ganz gut geschafft.
Sind sie in diesem Jahr auf irgendetwas besonders Stolz?
Stolz ist jetzt übertrieben, ich glaube aber, dass wir, wie schon angedeutet, auch außerhalb der politischen Arbeit des Beirates und der Beschlüsse als Ortsamt die Anliegen der Menschen ernst genommen haben. Und auch wenn man nicht alles umsetzen kann, konnten wir für die Bürgerinnen und Bürgern einige Kleinigkeiten regeln oder wenigstens die Informationen geben, warum vielleicht auch mal was nicht geht oder auch keinen Sinn macht.
Stolz bin ich vielleicht, dass durch Hartnäckigkeit der Kreisel im Büropark nun endlich fertig umgestaltet ist.
Gibt es auch etwas, das besser hätte laufen können?
Aus Sicht des Beirates und des Ortsamtes wie so häufig die wenigen Umsetzungen von Anträgen und Beschlüssen, oder wenigstens das vertiefte Kümmern oder Nachfragen. Es ist manchmal schon frustrierend, wenn ich als vermittelndes Organ wieder eine Absage eines Beschlusses an den Beirat weiterleiten muss. Dabei bekommt man oft nur allgemeinlautende Inhalte als Antwort aus der Behörde. Das liegt aber nun nicht in den Händen des Beirates oder des Ortsamtes. Dass einzige was dann bleibt ist Hartnäckigkeit.
Erinnern Sie sich an eine rührende Begegnung?
Ja sehr, meine Frau und ich besuchten eines Abends den für diesen Tag geöffneten lebendigen Adventskalender bei einer Familie hier im Stadtteil. Nachbarn, Freunde und auch zufällig vorbeikommende nutzen die Gelegenheit für eine besinnliche halbe Stunde.
Dort traf meine Frau rein zufällig auf Ihre alte Klassenlehrerin von vor über 40 Jahren von der Grundschule Oberneuland. Diese Dame war gerade drei Tage vorher 100 Jahre alt geworden und lebt immer noch in Oberneuland. Meine Frau hatte bei ihr damals ein Plattdeutsches Weihnachtsgedicht namens Vör de Döör gelernt und beide konnten es noch und haben es zusammen in dieser friedvollen Stimmung aufgesagt. Das war für alle sehr berührend.
Was steht für das Jahr 2025 an?
Zunächst hoffen wir, dass es in den nächsten Tagen und Wochen nicht wieder ein dramatisches Hochwasser geben wird.
Aktuell steht natürlich das Bauprojekt „Mühlenfeld“ an, wo die Erschließung gerade beginnt. Das ist zwar grundsätzlich keine öffentliche Aufgabe, aber die Auswirkungen wie Straßensperrungen, neue Wegeverbindungen, Abstimmungen gehen dann doch schon erheblich in den öffentlichen Bereich.
Und zu guter letzt: Gibt es eine Hoffnung oder einen Wunsch für den Stadtteil im Jahr 2025?
Dass die Politik und Behörden in der Stadt die katastrophalen Rad- und Fußwege ernster nehmen. Wichtigstes Projekt ist weiterhin die von vielen PKWs, ÖPNV und vor allem von Schulkindern in alle Richtungen übermäßig genutzte Oberneulander Landstraße mit Nebenanlagen. Diese muss akut barrierefreier und sicherer gemacht. Das wie gesagt vor allem für Schulkinder, Fußgänger und Mobilitätseingeschränkte Menschen unter dem Motto „Mobilität für alle“.