Bei der diesjährigen „Stunde der Wintervögel“ des Nabu ließen sich weniger Vögel als im Vorjahr blicken. In Bremen waren es je Zählort durchschnittlich nur 25 Vögel gegenüber 28 im Vorjahr. Am zweiten Januarwochenende zählten in Bremen 620 Menschen an 407 Orten wie Gärten, Balkonen und Parks eine Stunde lang im Rahmen der Nabu-Aktion insgesamt 10.161 Vögel. Kohlmeise, Blaumeise und Amsel sind weiterhin die Spitzenreiter. Statt der bundesweit vermehrt beobachteten Kernbeißer und Bergfinken fällt in Bremen die hohe Anzahl von Graugans-Meldungen auf.
Besonders gut lassen sich die Kraniche –außerhalb der Brutzeit – im Teufelsmoor bei ihrem abendlichen Einflug zu ihren Schlafplätzen beobachten. Foto: Bollmann
Bestandseinbrüche bei Amseln und anderen Singvögeln
Auffällig ist die Entwicklung bei Amseln: in Bremen ein Minus von 34 Prozent im Vergleich zu 2024. Bundesweit lag der Rückgang bei nur 18 Prozent. „Im vergangenen Sommer wurden uns viele kranke und tote Amseln gemeldet, die im Verdacht standen, mit dem Usutu-Virus infiziert gewesen zu sein. Das könnte dazu geführt haben, dass zur Vogelzählung weniger Amseln zu sehen waren“, so Nabu-Vogelschutz-Experte Florian Scheiba.
Besorgnis beim Nabu wegen der Singvogel-Abnahme
Besorgnis darüber herrscht auch in Niedersachsen: „Die Zahlen vieler Singvogelarten haben sich sprunghaft negativ entwickelt. Das erfüllt uns wirklich mit großer Sorge“, so der Nabu-Landesvorsitzende Holger Buschmann: „Denn die zehn am häufigsten gemeldeten Singvogelarten haben ausnahmslos im zweistelligen Prozentbereich ungewöhnlich starke Bestandsrückgänge erlitten, und zwar in Niedersachsen im Vergleich zum Vorjahr im Mittel um minus 17,7 Prozent. “
Kohl- und Blaumeisen, die zu den häufigsten Gästen an Futterstellen gehören, machten sich ebenfalls etwas rarer. „Die geringeren Meldezahlen sind vermutlich den bisher milden Temperaturen geschuldet, bewegen sich aber im Rahmen der vorigen Jahre. Sie spiegeln gut die größere Dynamik der Vogelwelt im Winter wider, die bei ausreichend Nahrung und wenig Kälte öfter Gärten und Futterstellen fernbleiben“, beschreibt Florian Scheiba vom Bremer Nabu mögliche Ursachen.
Die meisten Graugänse wurden zwar beim Flug über Bremen gesehen, Sie lassen sich aber auch in den Bremer Feuchtgebieten beobachten. Foto: Bollmann
Viele Kraniche und Graugänse waren in Bremen unterwegs
Die relativ hohe Anzahl an Gänse-Sichtungen sei für Bremen typisch, erklärt der Vogelkenner weiter. „An dem Zählwochenende waren gerade besonders viele Gänse aufgrund des guten Zugwetters in Bewegung“, berichtet er und vermutet hier auch den Grund für die gut 50-prozentige Steigerung an Kranich-Meldungen: „Viele haben wohl in den Himmel geschaut, als sie die typischen Rufe gehört haben.“
Die „Stunde der Wintervögel“ ist Deutschlands größte wissenschaftliche Mitmachaktion. In diesem Jahr zählten bundesweit über 120.000 Menschen mit. Die nächste Vogelzählung findet mit der „Stunde der Gartenvögel“ vom 9. bis 11. Mai diesen Jahres statt. mb