2024 war ein bewegtes Jahr in allen Bremer Stadtteilen. Zu diesem Anlass interviewt der WESER REPORT die Ortsamtsleiter und Ortsamtsleiterinnen der verschiedenen Bezirke. Heute: Inga Köstner aus Horn-Lehe.
2024 ist in Horn einiges passiert, auf welche Ereignisse blicken Sie als Ortsamtsleiterin zurück?
2024 war das Jahr der Jubiläen in Horn-Lehe. Das Café Mittwoch feierte 10. Jahrestag, ebenso wie die als Interim gestartete und mittlerweile fest etablierte Kita Berckstraße. Der Verein Trauerland durfte für sein 25-jähriges Jubiläum sogar auf einen Senatsempfang in der Oberen Rathaushalle zurückgreifen.
Die Tennisabteilung beim TV Eiche Horn wurde 50 und der Kleingartenverein Horner Gartenfreunde nutzte sein Sommerfest für die 75-Jahrfeier. Ein volles Jahrhundert wurde in Anwesenheit des Sportsenators beim Störtebeker Bremer Paddelsportverein gefeiert. Sehr feierlich ging es auch bei der Eröffnung des Sportzentrums mit zweifacher Dreifeldhalle an der sportbetonten Oberschule Ronzelenstraße unter prominenter Beteiligung zu.
Die Hornerinnen und Horner erfreuten sich mehr denn je an Stadtteilfesten und nahmen dankend sämtliche Angebote von Zusammenkünften im Stadtteil wahr. Die Einschränkungen der Corona-Jahre waren augenscheinlich überwunden. Die Organisatoren der Lichtinstallation Light Up im Rhododendronpark, des Frühlingsfestes bei Lestra, des Johannisfestes am Johanniterhaus, aber auch der Sommerfeste in den Übergangswohnheimen der AWO und des DRK, des Horn-to-be-wild-Festivals, des Andreas-Festes oder des Quartiersfestes rund ums Jugendhaus berichteten durchweg von hohen Besucherzahlen und einer großen Zufriedenheit aller Gäste.
Die von der Werbegemeinschaft Wir-in-Horn-Lehe erstmals durchgeführte Radkultour zur Erkundung des eigenen Stadtteils auf zwei Rädern entpuppte sich trotz widriger Wetterverhältnisse als Publikumsmagnet. Das Horner Kulturfest mit Flohmarkt auf dem Lestra-Parkplatz lockte mit Angeboten für alle Altersgruppen. Den krönenden Abschluss der Jahresaktivitäten bildete der mit viel Liebe, Schweiß und Ehrenamt der Werbegemeinschaft auf die Beine gestellte eintägige Weihnachtsmarkt vor dem ehemaligen Landhaus Louisenthal, in dem sich heute das Ortsamt befindet. Die Besucherzahl wird auf etwa 10.000 Gäste geschätzt – hierunter auch der Bremer Bürgermeister Andreas Bovenschulte, der das Fest als Stammgast zum vierten Mal in Folge besuchte.
Und mit welchen Themen hat sich der Beirat beschäftigt?
Während die Monate regelrecht verflogen, befasste der Beirat die unterschiedlichsten politischen Themen – manches Mal skurril wie das mysteriöse Verschwinden von öffentlichen Mülleimern vor der Kita Berckstraße. Auch wurde recherchiert wie bei der Suche und Bestimmung potentieller Abstellorte für E-Scooter bis hin zur Organisation von Protest und Ablehnung beispielsweise zu den Autobahnausbauplänen A27 des Bundes.
Auch mit den Kündigungen für die Kita Murmel und der Bremer Lebenshilfe oder die unzureichende Finanzierung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit haben wir uns beschäftigt.
Das Ortsamt initiierte einen Runden Tisch Freiluftpartys, in dessen Ergebnis der Beirat konkretere Anforderungen an sogenannte nicht kommerzielle Freiluftpartys formulierte und auch eigene finanzielle Mittel zur Anschaffung eines Schallpegel-Messgerätes zur Verfügung stellte.
Die Premiere der Ersten Horner Ehrenamtsbörse, die gemeinsam mit dem Sozialen Arbeitskreis Alter – ein Zusammenschluss verschiedener Träger auf dem Gebiet der Altenhilfe im Stadtteil – durchgeführt wurde, ist ebenfalls geglückt. Mit der Eröffnung der Wegeverbindung zwischen der Lilienthaler Heerstraße und der Haferwende besteht nun auch eine direkte Fußwegeverbindung in das Gewerbegebiet.
Was war in diesem Jahr noch Thema im Stadtteil?
Im Stadtteil Horn-Lehe öffnete zum Schuljahr 2024/2025 kurioserweise die neue Oberschule Schwachhausen ihre Türen, während sich die politische Hartnäckigkeit des Stadtteilparlaments mit Blick auf die Neubau- und Sanierungspläne an der Wilhelm-Focke-Oberschule sowie der Marie-Curie-Grundschule endlich auszuzahlen scheinen und eine Perspektive nach Gebäudesperrung und Errichtung von Interimsbauten erkennen lassen.
Mit der swb und Wesernetz wurde geschaut, welche Möglichkeiten Privathaushalte haben, um an das Fernwärmenetz angeschlossen zu werden. Die Betrachtung fiel eher ernüchternd aus. Dem gegenüber führte die Mitteilung über eine großzügige Berücksichtigung des Stadtteils im Rahmen des Projektes „500 Bäume für Bremen“ zur Freude.
Von großem Interesse sind auch die Bemühungen um den Glasfaserausbau in Horn-Lehe, das Neubauvorhaben „Horner Tor“ am Autobahnzubringer und das Projekt Safety Control Center mit dem Ziel autonom fahrender Shuttlebusse in Universitätsumgebung.
Die Kulturszene findet im neu initiierten Runden Tisch Kultur erstmals ein Vernetzungsangebot und erfährt deshalb starken Zuspruch. Der Verein Kinder- und Jugendwelt am Unisee darf aufgrund seines großen ehrenamtlichen Engagements bis zu einer neuen Bewilligung finanzieller Unterstützung die Planungen für neue Sanitärräume, Küche und Materiallager auf dem Gelände des Alten Campingplatzes fortsetzen.
2024 begann in Horn turbulent mit Hochwasser, was wurde da gemacht?
Natürlich wurde das Hochwasser zum Jahresbeginn politisch aufgegriffen und die Bewohnerinnen und Bewohner über den Schutz vor Starkregenereignissen aufgeklärt. Starkregen war auch Auslöser für ein großes Fischsterben in der Kleinen Wümme und weiteren Gewässern des Stadtteils.
Die über mehrere Jahre andauernde Zusammenarbeit der Sportfischer Bremens mit dem Umweltressort trug erste Früchte, denn Bremen hat aus dem Aktionsprogramm Natürlicher Klimaschutz eine Finanzierungszusage über 6,3 Millionen Euro erhalten, die ab 2025 in die Renaturierung der Kleinen Wümme investiert werden und langfristig die Wasserqualität verbessern soll.
Sind sie in diesem Jahr auf irgendetwas besonders Stolz?
Ich bin dankbar, dass mir viele Menschen aus Vereinen und Institutionen des Stadtteils eine sehr gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit attestierten und mir damit den Rücken stärkten, mich auf eine weitere Amtszeit als Ortsamtsleiterin zu bewerben. Nachdem ich bereits seit zehn Jahren die Entwicklungen des Stadtteils begleitete, wurde mir im August bei der Wahl durch den Beirat das Vertrauen für weitere zehn Jahre geschenkt. Darauf bin ich stolz.
Was hätte besser laufen können?
Ich setze mich für ein gesellschaftliches Bewusstsein ein, dass soziale Verantwortung bedeutet, bei den eigenen Entscheidungen nicht nur an sich selbst, sondern auch an andere zu denken. Im Zusammenleben ist es wichtig, dass Menschen füreinander sorgen, selbst wenn sie dabei die eigenen Wünsche und manchmal sogar Bequemlichkeiten aufgeben müssen. Dabei denke ich insbesondere an die vielen Wünsche und Anregungen, die in Bezug auf den Verkehr vorgetragen werden. Nicht alle Widrigkeiten des Lebens lassen sich mit zusätzlichen Regelungen auffangen.
Erinnern Sie sich an eine rührende Begegnung?
Ich erhielt eine Einladung einer Gruppe der NaturFreunde in den Grollander Krug (Huchting), um einen Vortrag über den Stadtteil Horn-Lehe und die Aufgaben eines Ortsamtes zu halten. Es bestand tatsächlich der Wunsch, sich über Horn-Lehe auszutauschen. Die in großer Erwartungshaltung versammelten – meist schon betagteren – Mitglieder ließen sich nicht vom Zusammenbruch der Technik für die Präsentation entmutigen, sondern berichteten über ihre Erlebnisse und Erfahrungen mit dem Stadtteil. Es gab einen Austausch in lockerer Atmosphäre und der Vortrag wurde, um einen Monat verschoben, nachgeholt.
Was steht für das Jahr 2025 an?
Der Jahresbeginn wird sicherlich im Zeichen der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar stehen. Aktuell geplante größere Bauvorhaben werden dem Stadtteil vorgestellt und die Beiräte Horn-Lehe und Borgfeld haben sich zu einer gemeinsamen Beiratssitzung in Form einer Planungskonferenz zum Thema Verkehr am 1. April verabredet.
Zu guter Letzt: Gibt es eine Hoffnung oder einen Wunsch für den Stadtteil im Jahr 2025?
Meine Hoffnungen und Wünsche sind nicht beliebig und meist über Jahre beständig. Deshalb wünsche ich mir einmal mehr kein Erstarken rechter Parteien bei der Bundestagswahl, Frieden in der Welt und Dankbarkeit. Dankbarkeit für Herausforderungen, die hinter uns liegen und Erfahrungen, die wir über das Jahr gemacht haben.
Ich wünsche mir Dankbarkeit für schöne Begegnungen mit uns wichtigen Menschen. Dankbarkeit für besondere Momente und für das, was uns gemeinsam täglich gut gelingt.
Und ich wünsche mir Dankbarkeit für die eigene Gesundheit sowie die Wertschätzung von Privilegien, die wir im täglichen Leben genießen, bei denen Probleme manchmal eben nur Problemchen sind.
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