Kooperationspartner: Henning Lüschen (Geschäftsführer Citipost Bremen) sowie die Mercadius-Chefs Arne Kruse und Ronald Rose (von links). Foto: pv
Innenstadt

Paket-Revolution braucht etwas länger

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Warum die Fahrradlogistik in der Bremer Innenstadt noch in den Kinderschuhen steckt.

Knapp zwei Jahre ist es her, da sorgten die Bremer Unternehmer Ronald Rose und Arne Kruse mit ihrer Ankündigung für Aufsehen, im Lloydhof in der Bremer City mit der Firma Rytle X ein kleines Logistikzentrum für die Belieferung der Bremer Innenstadt mit elektrisch unterstützten Lastenrädern aufzubauen

Bündelung von Warenströmen auf der letzten Meile und Entlastung der Straßen von Kraftfahrzeugen der diversen Paketdienste waren das Ziel. Doch die Revolution der letzten Meile braucht noch etwas Zeit – zumindest in der Heimstadt der Vordenker.

Mercadius statt Rytle X

Rytle X heißt inzwischen Mercadius und die Lastenräder fahren mit dem Logo der Citipost durch die Stadt. Doch vom Lloydhof aus starten sie nicht.

„Dort gab es zu viele Unwägbarkeiten am Bau. Darauf wollten wir nicht warten“, erklärt Rose. Stattdessen habe man im alten Postamt 5 am Bahnhof eine geeignete Immobilie gefunden. „Da ist alles gegeben.“

Rund 2.000 Pakete pro Tag würden mit den markanten Dreirädern des Typs „MovR“ von Rytle im Innenstadtbereich verteilt. Tendenz steigend. Die Mikroverteilung, die unter anderem für eine intelligente Beladung der Wechselcontainer der Pedelecs in der Reihenfolge der Belieferung sorgen sollte, ist jedoch noch nicht aufgebaut. „Wir arbeiten aber dran“, versichert Rose.

Kooperation mit Paketdiensten

Mit GLS kooperiere man bereits, mit Hermes, DPD und UPS stehe man im Gespräch. „Die Deutsche Post braucht unser System nicht, die sind zu groß“, meint Rose.

Das heißt aber nicht, dass nicht auch die Deutsche Post Kunde von Mercadius ist. Schließlich ist der Lastenradproduzent Rytle inzwischen eine 100-prozentige Tochter von Mercadius und einer der führenden Hersteller von Fahrrädern für Brief- und Paketzusteller. „Die Post ist unser größter Kunde“, verrät Rose.

So setze DHL etwa in Trier auf „MovR“ für die Paketzustellung. „Fahrradlogistik braucht eine andere Struktur“, erklärt Rose. „Weniger Volumen und eine hohe Stoppdichte“ seien erforderlich.

London als Vorzeigestandort

Während in Bremen die Entwicklung noch etwas schleppend verläuft, sei man in London mit dem Partner Delivery Mates sehr viel weiter. „In West-London sind 150 Räder im Einsatz. London ist die Hauptstadt der letzten Meile. Wenn es dort funktioniert, funktioniert es auf der ganzen Welt“, meint Rose.

Ziel sei es, mit dem Logistik-System von Mercadius in alle Metropolen ab einer Million Einwohner zu kommen. Das Problem der letzten Meile werde immer virulenter. „Innenstädte vertragen nicht mehr Lieferverkehr. Immer mehr Städte wollen in fünf Jahren autofrei sein“, weiß Rose.

Rytle will Produktion ausbauen 

Rytle will seine Produktion in Zerbst (bei Magdeburg) deshalb ausbauen. Statt 150 bis 200 „MovR“ könnten 600, im Optimalfall sogar 1.000 pro Jahr fertiggestellt werden. Im Hintergrund läuft die Entwicklung neuer Transporträder.

So will Rytle noch in diesem Jahr unter dem Namen „RovR“ erstmals ein vierrädriges Lieferrad auf den Markt bringen. Der Prototyp sei bereits fertig. „Jetzt müssen wir noch den Indus­triestandard bekommen“, sagt Rose.

Auch das Thema Energieversorgung steht auf der Tagesordnung. Satt Akkus laden zu müssen, könnten sich die Elektrolastenräder ihren Strom auch mittels Wasserstofftank und Brennstoffzellen selber produzieren, findet Rose. „Wir brauchen das auch!“ Ein Rad mit Brennstoffzelle sei schon in Oldenburg unterwegs. Hintergrund: Tests im bergigen Glasgow zeigten den Akku-Rädern ihre Grenzen auf.

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