Die Asiatische Hornisse – eine invasive Art
Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) ist in Deutschland und auch in Bremen immer häufiger zu sehen. Über den französischen Raum hat sich die invasive Art aus Südostasien seit 2014 in ganz Europa ausgebreitet. Die EU hat Vespa velutina deshalb 2018 auf die Unionsliste der invasiven Arten nach Artikel 16 aufgenommen.
So kann jedes Mitgliedsland Maßnahmen zur Bekämpfung umsetzen. Statt die invasive Art allerdings gezielt zurückzudrängen, haben die deutschen Behörden ihr im Frühjahr den Status einer etablierten Art erteilt. Nach Artikel 19 der EU-Verordnung entfällt damit die Verpflichtung, Vespa velutina systematisch zu bekämpfen oder auszurotten.
Vespa velutina ist eine anpassungsfähige Räuberin
Das komme faktisch einer Kapitulation des Staates vor der Verbreitung der Asiatischen Hornisse gleich, findet sowohl der Deutsche Imkerbund wie auch August-Wilhelm Schinkel, der Vorsitzende des Imkervereins Bremen von 1875. Die Verbreitung der Asiatischen Hornisse stelle dabei eine echte Gefahr für Tier und Mensch dar: Die eingeschleppte Art ist laut Schinkel eine anpassungsfähige Räuberin. In einer aktuellen Studie aus England haben Forscher Spuren von 1.450 unterschiedlichen Tierarten in den Mägen der Hornissenbrut nachgewiesen.
Zur Hauptbeute von Vespa velutina zählen dabei neben der Honigbiene noch 43 weitere Arten, die als Bestäuber auftreten. Schinkel wehrt sich deswegen auch dagegen, die Asiatische Hornisse sei ein reines Imkerproblem: „Die Bekämpfung von Vespa velutina ist ein Gesamtgesellschaftliches Problem.“
Bis zu 6.000 Asiatische Hornissen in einem Nest
Bis zu 6.000 Asiatische Hornissen mit vielleicht 250 Königinnen können in einem Nest leben. Von diesen so genannten Sekundärnestern geht in der Regel aber keine Gefahr für Menschen aus, da sie zumeist in sehr großer Höhe in den Wipfeln der Bäume gebaut werden.
Anders sehe es aber mit den kleineren Primärnestern aus, die in normaler Höhe in Baumhöhlen, Schuppen und sogar Erdlöchern gebaut werden, erklärt Schinkel. Da Vespa velutina die Nester sehr stark verteidige, könne es da für Menschen gefährlich werden. Das gelte übrigens auch für Imker, durch deren Schutzkleidung Vespa velutina hindurch stechen könne, erklärt Schinkel, zumal die Asiatische Hornisse ihr Gift auch noch bis zu 40 Zentimeter weit spritzen könne.
In diesem Jahr wird es sicher viele Asiatische Hornissen geben
Nachdem es in Bremen 2024 zu vier Sichtungen der Asiatischen Hornisse und deren Nestern (zwei Nester wurden entfernt) gekommen ist, rechnet Schinkel für dieses Jahr mit einer deutlichen Steigerung: „Wir können davon ausgehen, dass dieses Jahr ein Vielfaches an Nestern gesichtet wird.“
Ob es tatsächlich nach der ersten Sichtung von Vespa velutina bis zur kompletten Durchseuchung etwa drei Jahre brauche, mag Schinkel nicht bestätigen, da dies noch von einer ganzen Reihe weiterer Faktoren abhänge. Auf jeden Fall solle die Bevölkerung weiter Sichtungen der Asiatischen Hornisse melden, damit man eine klare Datenlage über deren Verbreitung bekomme.
Sichtungen der asiatischen Hornisse (am besten mit Foto) und deren Nester kann man unter velutina.info oder das Monitoring Portal neobiota-nord.de melden.
Kommentar: Vespa velutina bekämpfen
Die Asiatische Hornisse Vespa velutina ist nicht nur für unsere Honigbienen eine Gefahr, sondern für eine Vielzahl der heimischen Insekten. Ein Volk der Vespa velutina vertilgt pro Saison deutlich mehr als zehn Kilo Insekten und dezimiert damit den Insektenbestand weiter, der in den vergangenen Jahrzehnten ohnehin schon massiv eingebrochen ist. Statt die invasive Art gezielt zu bekämpfen, haben sich die Länder weitgehend aus der Verantwortung zurückgezogen, indem sie die Asiatische Hornisse als etablierte Art eingestuft haben. Nun aber einfach der weiteren Ausbreitung zuzuschauen ist genauso wenig eine Lösung, wie den Imkern den ‚schwarzen Peter‘ der Bekämpfung zuzuschieben. Nein, Vespa velutina ist eine invasive Art, deren Bekämpfung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe bleibt.