Die Serie des WESER REPORT in Zusammenarbeit mit der Tierärztin und Schriftstellerin Dr. Alexandra Dörnath führt unsere Leser in die Welt der wilden Tiere.
Höhlenbrüter finden wenig Brutmöglichkeiten
Während der kalendarische Winter sich dem Ende zuneigt, ist für die Vogelwelt schon fast Frühlingsbeginn. Bereits im Januar haben die ersten Blau- oder Kohlmeisen die Nistkästen inspiziert. Schließlich ist der Wohnraum für die Vogelwelt äußerst knapp und daher heiß begehrt. Das gilt natürlich gerade für die Höhlenbrüter – aber auch Sperling („Spatz“), Mauersegler oder Schwalben finden an den zunehmend wärmegedämmten und versiegelten Fassaden kaum noch Brutmöglichkeiten. Dabei kann man die meisten Vogelarten ganz einfach mit Nisthilfen unterstützen.
Gerade im zeitigen Frühjahr lassen sich die Vögel besonders gut beobachten. Mit dem Beginn der Balz fängt nämlich die Paarungszeit an und die Tiere stecken deshalb oft lautstark ihre Reviere ab, weiß die Tierärztin Dr. Alexandra Dörnath, die die Tierarztpraxis Klein Mexiko für Zoo-, Zirkus- und Wildtiere sowie exotische Heimtiere leitet.
Spät eintreffende Zugvögel brauchen Nistmöglichkeiten

Dieser Sperling hat Glück gehabt und eine geeignete Nisthilfe gefunden. Der Nachwuchs wartet bereits auf Futter. Foto: Bollmann
Vor allem die Meisen beziehen sehr früh im Jahr die noch freien Nistkästen. Deswegen sollte man für diese Höhlenbrüter auch sehr früh im Jahr Nisthilfen aufhängen oder auch selber bauen. Bei den meisten Umweltverbänden sind entsprechende Bauanleitungen, aber ebenfalls fertige Nisthilfen erhältlich. Wichtig ist dabei natürlich, dass man nicht nur Meisen im Blick hat, sondern genauso die erst später eintreffenden Zugvögel. Nicht nur die um Ostern herum auftauchenden Stare, sondern auch Schwalben und die erst im Mai eintreffenden Mauersegler haben – durch den Menschen verursacht – Schwierigkeiten, noch Brutraum zu finden. Gerade Stare sind in der Stadt seltener als früher geworden, weil ihnen offene Wiesenflächen fehlen. Daher lohnt es sich insbesondere, Nisthilfen für sie („Starenkästen“) aufzuhängen, um diese Vögel zu unterstützen.

Gerade Mauersegler benötigen Nisthilfen, da sie an versiegelten Fassaden keinen Brutraum finden. Die flinken Flieger brüten gerne in Kolonien. Foto: Bollmann
Mauersegler brauchen Hilfe
Ganz besonderes Augenmerk sollte man auch auf die Mauersegler legen, empfiehlt Dörnath. Vor Jahren hätten die rasanten Flugkünstler häufig noch Brutmöglichkeiten unter älteren Dächern gefunden. Durch die zunehmende Sanierung solcher Dächer fielen diese Möglichkeiten aber immer öfter weg, konstatiert die erfahrene Tierärztin. Da helfe es nur, dass man möglichst in mindestens sieben Metern Höhe (am besten unter dem Dachvorstand) Nisthilfen für die Mauersegler anbringe. Dabei befestige man dort am besten gleich mehrere Nistkästen, da Mauersegler sich als Koloniebrüter über Gesellschaft freuten. Das Gleiche gelte übrigens auch für Sperlinge, die ebenfalls gerne im Dachbereich Unterschlupf suchten. Auch die Bestände der Rauch- und Mehlschwalben gingen weiter zurück. In Bremen seien sie nur noch an wenigen Stellen zu finden. Dabei ließen sich auch diese Vogelarten durch Nisthilfen unterstützen, erklärt Dörnath.

Diese Blaumeisen sind schon eifrig mit dem Nestbau beschäftigt. Foto: Bollmann
Auch Kleibern und Gimpeln kann man mit Nisthilfen helfen
Die immer größer werdenden Populationen von Elstern und Rabenvögeln führe verstärkt auch bei Halbhöhlen- und Heckenbrütern zu Brutverlusten. Deswegen könne man auch Arten wie Drosseln, Rotkehlchen, Bachstelzen, Zaunkönigen, Gimpeln, Baumläufern, Kleibern oder Hausrotschwänzen mit geeigneten Nisthilfen oder -möglichkeiten helfen.

Die Expertin Dr. Alexandra Dörnath aus der Tierarztpraxis Klein-Mexiko Foto: Bollmann
In ihrer Praxis wird sie häufig gefragt, wie man unseren Wildvögeln helfen könne. Das sei eigentlich ganz einfach, findet Dörnath. Neben dem Angebot arttypischer Nistmöglichkeiten könne Vögeln hygienisch einwandfreies, artgemäßes Futter sowie Wasser in einer täglich zu reinigenden, adäquaten Tränke angeboten werden. Neben der Schaffung vogeltypischen Wohnraums sei aber eine der wichtigsten Schutzmaßnahmen für Vögel, wenn der verantwortungsvolle und unsere Natur liebende Halter seine Hauskatzen drinnen ließe, so Dörnath. Sie wird nicht müde zu betonen, dass Katzen eben exotische und für unsere einheimische Fauna gefährliche Raubtiere seien, die nicht nur für unsere Vögel eine Lebensgefahr darstellten. Ein am Baum angebrachter „Katzengürtel“ könne die Vogelbrut zwar möglicherweise vor draußen streunenden Katzen schützen, bereits die Anwesenheit einer Katze aber könne dazu führen, dass die Vogeleltern ihr Nest verließen und ihr Nachwuchs deshalb auskühlte. Welche Nisthilfe sich für welchen Vogel eignet, könne übrigens genau bei Naturschutzvereinen nachgefragt werden.
■ Falls Ihnen ein Thema rund um Wildtiere und auch Exoten unter den Nägeln brennt, schreiben Sie uns einfach unter martin.bollmann@weserreport.de eine Mail. (mb)