Ärzte und Ärztinnen in Deutschland können seit Beginn des Monats freiwillig die elektronische Patientenakte (ePA) nutzen. Damit beginnt ein neuer Abschnitt in der Digitalisierung des Gesundheitswesens.
Sofern Patientinnen oder Patienten nicht widersprochen haben, werden die Akten seit Januar für gesetzlich Versicherte bereits angelegt. Ein Widerspruch ist später auch noch möglich.
Alle Befunde an einem Platz
Die ePA ist eine digitale Sammelmappe, in der wichtige Gesundheitsdaten wie Arztbefunde, Röntgenbilder, Medikationspläne oder Impfungen zentral gespeichert werden – verschlüsselt und jederzeit abrufbar.
„Wenn alles funktioniert ist die ePA ein Gamechanger in der Gesundheitsversorgung, der schon lange von Medizinerinnen und Medizinern gefordert wird“, sagt Christoph Fox, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Bremen (KVHB).
In einer Übergangszeit bis zum 1. Oktober könne alle Arztpraxen die ePA freiwillig nutzen und testen. Erst dann wird die Nutzung verpflichtend.
Datenschutz und -Nutzung in der Kritik
Patientinnen und Patienten entscheiden selbst, ob und welche Daten gespeichert werden, sie können einzelne Dokumente sperren. Auch die Freigabe an Ärztinnen, Apotheken oder Krankenhäuser kann individuell gesteuert werden – etwa über die App der eigenen Krankenkasse, die für die Nutzung erforderlich ist. Die Nutzung ist kostenlos.
Unter anderem an der fehlenden Möglichkeit, einzelne Dokumente nur für bestimmte Ärzte zu sperren üben Patientenschützer Kritik.
Ziel der ePA ist es, die Behandlung effizienter und sicherer zu machen. Wenn etwa Notärzte oder neue Hausärzte direkt Einblick in Vorerkrankungen oder Allergien haben, soll das die Versorgung verbessern. Ab Anfang 2026 soll die elektronische Patientenakte schrittweise für alle Versicherten automatisch eingerichtet werden – mit Widerspruchsmöglichkeit.
Übergangsphase als Testzeitraum
Im Vorfeld kritisierten Mediziner, die Testlaufzeit sei viel zu kurz gewesen. Mit der Übergangsregelung sei jedoch eine gute Lösung gefunden worden, sagt Fox. Zahlen, wie viele Praxen die ePA in Bremen nun tatsächlich schon nutzen wollen, liegen der KV nicht vor.
„Die Nutzung hängt sehr von der Praxis ab. Das Praxisverwaltungssystem ist relevant, ob es mit den Abläufen und dem Zusammenspeil von Soft- und Hardware funktioniert“, sagt Fox.
Die Softwarehersteller würden in den nächsten Wochen auf die Bremer Praxen zukommen.