Das Freizeitbad in Vegesack soll gemäß Bäderkonzept durch einen Neubau ersetzt werden. Foto: BLV
Bäderkonzept

Priorität für Vegesack

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Neben dem feststehenden Unibad soll Bremen auch das Freibad Blumenthal und das Hansewasserbad aufgeben.

„Neubau statt Sanierung“ und „Wasserflächen verkleinern“. So lauten zwei der Kern-Empfehlungen aus dem Bäderkonzept, das die Firma Prof. Franke + Gussenberg im Auftrag des Sportsenators erstellt hat. Insbesondere der zweite Punkt, der die Schließung des Hansewasserbades am Weserstadion ab 2026 und mittelfristig auch die Schließung des Freibades in Blumenthal beinhaltet, stieß bei den Schwimm- und Wassersportlern unter den Gästen der Sportdeputation auf Unverständnis.

Grundsanierung oder Neubau

„Die sind durch“, beschrieb Jürgen Franke bei der Vorstellung seines Gutachtens den Zustand der Bremer Bäder, abgesehen vom neuen Horner Bad und dem noch im Bau befindlichen Westbad. Etwa 35 bis 40 Jahre betrage die übliche Lebensdauer eines Schwimmbades, danach sei eine Grundsanierung oder ein Neubau fällig, erklärte er.

Die meisten Bremer Bäder sind deutlich älter. „Die laufen alle auf der letzten Rille, weil nicht genug investiert wurde“, meint Franke. Den Sanierungsstau beziffert er auf 120 Millionen Euro.

Hoher Kostendeckungsgrad

Obwohl die Bremer Bäder mit einem Kostendeckungsgrad von 44,2 Prozent über dem Durchschnitt liegen, vergleichsweise hohe Kurseinnahmen erzielen und signifikant steigende Umsätze vorweisen können, sieht Franke nur eine Möglichkeit, um das steigende Defizit einzudämmen: Die Wasserflächen müssen verringert werden.

Mit einer verfügbaren Hallenbadwasserfläche von 10,13 Quadratmeter je 1.000 Einwohner liege Bremen deutlich über dem Durchschnittswert deutscher Großstädte von 8,11 Quadratmetern, rechnete er vor. Nur Wiesbaden und Stuttgart böten mehr Fläche pro Einwohner.

Zwei Jahre Wartezeit auf Schwimmkurs

Die anwesenden Vertreter der Schwimmvereine reagierten mit Kopfschütteln. Schon jetzt gebe es zu wenig Wasserzeiten. Die Wartezeit auf einen Schwimmkurs für Kinder betrage zwei Jahre. „Wenn das Hansewasserbad geschlossen wird, raubt das unserem Verein die Existenzgrundlage“, führte eine Vertreterin des Bremer Sport-Clubs aus der östlichen Vorstadt aus. 60 Prozent der Trainingszeiten fänden dort statt. Der Rest im Unibad, das ebenfalls geschlossen werden soll.

Das Konzept liefere wertvolle Impulse, so Sportsenator Ulrich Mäurer. Entschieden sei aber noch nichts. Erstmal gelte es nun, die notwendigen Mittel zu organisieren. Priorität hat seiner Ansicht nach das Bad in Vegesack: „Es ist unvorstellbar, dass der Stadtteil sein einziges Hallenbad verliert“, sagte Mäurer. Damit das nicht passiert, soll erst im hinteren Bereich des Grundstücks ein neues Bad errichtet werden, bevor das alte abgerissen wird.

Grohner Bad nicht berücksichtigt

Anschließend könnte im vorderen Bereich ein neues Freibad entstehen, das das Bad in Blumenthal ersetzen würde. Die Kostenschätzung für den Neubau eines Kombibades ohne Wellnessangebote beläuft sich auf 49 Millionen Euro.

Parteiübergreifend wiesen Deputationsmitglieder aus Bremen-Nord darauf hin, dass das privat betriebene und daher nicht im Bäderkonzept berücksichtigte Grohner Bad ebenfalls abgängig sei. Die Wasserfläche müsse berücksichtigt werden. Als Ersatz solle über die Flieger-Halle nachgedacht werden, so Maike Schaefer (Grüne).

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