Aufgrund mangelnder Erfahrung, eingeschränktem Gefahrenbewusstsein und geringer Körpergröße erkennen Kinder Risiken oft zu spät oder unterschätzen sie. Für Eltern stellt sich daher die Frage, wie die Sicherheit im Straßenverkehr und im eigenen Auto verbessert werden kann.
Unsichtbare Gefahren im Alltag
Nach Angaben des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) ereignen sich viele Unfälle mit Kindern im unmittelbaren Wohnumfeld, oft auf bekannten Strecken wie dem Schulweg. Fehlende Querungshilfen, unübersichtliche Einmündungen oder parkende Fahrzeuge schränken die Sicht ein und erschweren eine sichere Überquerung von Straßen.
Zudem reagieren Kinder häufig impulsiv. Sie rennen einem Ball hinterher oder überqueren eine Straße, ohne auf den Verkehr zu achten. Eine zusätzliche Hürde stellt das eingeschränkte Sichtfeld dar: Sie sehen nicht über parkende Fahrzeuge hinweg und werden selbst leicht übersehen.
In Bremen setzt sich die Verkehrswacht Bremen mit gezielten Schulwegtrainings dafür ein, Grundschüler auf typische Gefahren hinzuweisen. Auch in Niedersachsen werden regelmäßig Aktionen wie „sicher.mobil.leben“ oder „Kinder im Blick“ durchgeführt, bei denen junge Verkehrsteilnehmer aufmerksamer gemacht werden.
Sichtbarkeit und Verhalten im Straßenraum
Ein großes Problem im Straßenverkehr ist die schlechte Sichtbarkeit von kleineren Kindern, insbesondere in der dunklen Jahreszeit. Helle Kleidung und reflektierende Materialien reduzieren laut ADAC das Risiko erheblich, übersehen zu werden. Dennoch tragen viele Kinderjacken keine reflektierenden Elemente. Der ADAC empfiehlt deshalb den Einsatz von reflektierenden Überwürfen, Sicherheitswesten oder Blinklichtern an Schulranzen.
Hinzu kommt, dass der Nachwuchs den Straßenverkehr nicht wie Erwachsene wahrnehmen. Sie hören Autos oft zu spät, können Entfernungen schwer einschätzen und handeln spontaner. Daher ist eine regelmäßige Verkehrserziehung in der Schule sowie mit den Eltern essenziell. Experten betonen, dass gemeinsames Üben wichtiger Schulwege, erklärendes Verhalten und wiederholtes Trainieren von Ampel- und Zebrastreifenregelungen die Reaktionsfähigkeit verbessern.
Sicherheit im Auto: Die richtige Nutzung von Kindersitzen
Babys und Kleinkinder sind bei Unfällen im Auto besonders verletzungsanfällig. Eine falsche Sicherung im Kindersitz kann bereits fatale Folgen haben. Der Gesetzgeber schreibt daher eine Kindersicherung bis zu einer Körpergröße von 150 cm oder einem Alter von zwölf Jahren vor (§ 21 StVO). Dabei gilt: Der Sitz muss zur Körpergröße und zum Gewicht des Kindes passen und korrekt montiert sein.
Der ADAC testet regelmäßig Kindersitze und stellt fest, dass viele Eltern trotz vorhandener Sicherheitsstandards Fehler machen. Besonders häufige Probleme umfassen:
- Falsche Gurtführung, die zu inneren Verletzungen bei einem Unfall führen kann.
- Lose montierte Sitze, die bei einem Aufprall verrutschen.
- Frühzeitiger Wechsel in den nächstgrößeren Sitz, obwohl das Kind noch zu klein ist.
- Fehlender Seitenaufprallschutz, der das Verletzungsrisiko bei Kollisionen deutlich erhöht.
Der ADAC empfiehlt, Babys mindestens bis zum Alter von 15 Monaten stets rückwärtsgerichtet im Auto zu transportieren. Rückwärts gerichtete Sitze bieten laut Crashtests einen deutlich besseren Schutz für Nacken und Wirbelsäule. Kindersitze mit Isofix-Befestigungen erhöhen zusätzlich die Stabilität und erleichtern die korrekte Installation.
Regionale Initiativen in Bremen und Niedersachsen
In der Region engagieren sich zahlreiche Institutionen für eine bessere Kindersicherheit. So bietet die Polizei Bremen in Kooperation mit dem Gesundheitsressort und lokalen Verkehrswachten kostenlose Verkehrsprävention an. Dort können sich Eltern von Verkehrssicherheitsberatern weitere Infos und Hilfe einholen.
Auch der ADAC Weser-Ems informiert regelmäßig über technische Neuerungen, Gesetzesänderungen und führt Kindersitzchecks durch.
Beim länderübergreifenden Aktionstag „Kinder im Blick“ kontrollierten am 03. Juni 2025 in Niedersachsen rund 460 Polizistinnen und Polizisten gezielt den Verkehr vor Schulen, um die Sicherheit von Kindern zu erhöhen. Neben Geschwindigkeitsüberwachung standen Aufklärung und Prävention im Fokus. Innenministerin Daniela Behrens betonte die Vorbildfunktion Erwachsener im Straßenverkehr. In Bremen wurden ebenfalls Kontrollen vor Schulen durchgeführt und Schulwege gemeinsam mit Kindern auf Gefahrenstellen überprüft.
Ein Blick in die Verkehrsunfallstatistik des Statistischen Landesamts Niedersachsen zeigt: Im Jahr 2024 starben sechs Kinder im Alter von 5 bis 14 Jahren bei Verkehrsunfällen. Die meisten Unfälle ereigneten sich im innerstädtischen Bereich, häufig zu Fuß oder auf dem Fahrrad. In Bremen wurden 2024 insgesamt 192 Verkehrsunfälle mit Kinderbeteiligung registriert.
Wichtige Maßnahmen für Eltern
Eltern tragen Verantwortung für die Sicherheit ihrer Kinder im Straßenverkehr. Folgende Maßnahmen erhöhen die Schutzwirkung deutlich:
- Regelmäßige Verkehrstrainings und Schulwegübungen mit dem Kind durchführen.
- Helle Kleidung und reflektierende Accessoires einsetzen, besonders in Herbst und Winter.
- Den passenden Kindersitz nach aktueller Norm (z. B. i-Size) auswählen und korrekt installieren.
- Rückwärtsgerichteten Transport von Babys bis mindestens 15 Monate konsequent umsetzen.
- Kinder immer angeschnallt transportieren, auch bei kurzen Strecken.
Darüber hinaus sollten Eltern Vorbilder sein. Wer rote Ampeln ignoriert, das Handy beim Autofahren nutzt oder auf Zebrastreifen nicht anhält, vermittelt seinem Nachwuchs ein falsches Bild vom Verhalten im Straßenverkehr.