Lange hingen sie nicht: Abgerissene Plakate, auf denen das Aktionsbündnis zur Demonstration aufruft, am Bahnhof Osterholz-Scharmbeck. Foto: Utke Lange hingen sie nicht: Abgerissene Plakate, auf denen das Aktionsbündnis zur Demonstration aufruft, am Bahnhof Osterholz-Scharmbeck. Foto: Utke
Osterholz-Scharmbeck

Tag der offenen Tür bei der Armee

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Der Tag der Bundeswehr rückt näher, ebenso wie Proteste gegen diesen Tag

„Die Bundeswehr steht ganz im Dienst der Bürgerinnen und Bürger Deutschlands“, so steht es auf dem Internetauftritt des deutschen Heeres. Doch dieser Selbsteinschätzung stimmen nicht alle zu. Während sich die Armee auf den diesjährigen Tag der Bundeswehr in der Kreisstadt vorbereitet, planen andere Protest.

Seit 2015 gibt es den Tag der Bundeswehr: Ein Tag im Jahr, an welchem die Bundeswehr an mehreren Standorten deutschlandweit ihr Können präsentiert, schweres Gerät und Waffen demonstriert, und um Nachwuchs wirbt.

Lucius-D.-Clay Kaserne als Austragungsort

Einer der Austragungsorte ist in diesem Jahr die Logistikschule der Bundeswehr in Osterholz-Scharmbeck. „Land, Luft, See und Cyber“, ebenso wie die „zivilen Organisationsbereiche“ sollen am Samstag, 28. Juni zur Schau gestellt werden, verspricht die Bundeswehr auf ihrer Webseite.

Polizei, Zoll und technisches Hilfswerk sind auf der „Blaulichtmeile“ vertreten. „Dynamische Vorführungen“ und eine „Fähigkeitsschau mit schwerem Gerät“ soll es geben. Gleich zwei Mal springen Freifaller vom Fallschirmjägerregiment 31 auf den Sportplatz.

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hält eine Rede per Videoübertragung. „Volksfestcharakter“ ist ein Wort, das in der Berichterstattung zu früheren Tagen der Bundeswehr häufig zu lesen ist.

Aktionsbündnis organisiert Protest

Das Aktionsbündnis gegen den Tag der Bundeswehr, das sich in Osterholz-Scharmbeck gegründet hat, findet das fatal. „Wie stehen denn eigentlich Staaten so zu ihren Bürgerinnen und Bürgern, gerade in einem Kriegsfall?“, fragt Jerik, ein Sprecher des Bündnisses, im Gespräch mit dem Hamme /Wümme Report.

„Man kann es ja in der Ukraine sehen: Weder der ukrainische Staat noch der russische Staat macht sich davon abhängig, ob die Bürgerinnen und Bürger das eigentlich wollen, sondern sie haben ihr Souveränitätsinteresse, für das sie ihre Bürger auf‘s Schlachtfeld zwingen. Egal, ob die das jetzt persönlich gut finden oder nicht, sie haben keine Wahl.“

In zeitlicher Nähe zum Tag der Bundeswehr plant das Aktionsbündnis verschiedene Veranstaltungen, um ihre Kritik öffentlich zu besprechen. So soll am Mittwoch, 25. Juni, der Podcaster und Autor Ole Nymoen im Kulturzentrum Kleinbahnhof (KUZ) aus seinem aktuellen Buch „Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde“ vorlesen.

Die Veranstaltung organisiert das Aktionsbündnis gemeinsam mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung Niedersachsen sowie der Stadtratsfraktion der Linken in Osterholz-Scharmbeck. Einlass ist ab 18.30 Uhr, Beginn um 19 Uhr.

Demonstration geplant

Für Freitag, 27. Juni, plant das Bündnis eine Demonstration, zu der auch linke Gruppen aus Bremen aufrufen. Sie sind sich sicher: „Ein Dienst an uns? Nein, das ist kein Dienst an uns“, den die Bundeswehr da leiste.

„Wir sind junge Leute, wir sind potenziell eure Verfügungsmasse, irgendwas durchzusetzen, nachdem wir nicht gefragt wurden. Das wollen wir nicht“, betont Jerik.

Dass es an den Austragungsorten des Tags der Bundeswehr Protest gibt, ist nicht neu. Das Großevent zog im vergangenen Jahr deutschlandweit 230.000 Besucherinnen und Besucher an und erregt regelmäßig auch unter jenen Aufmerksamkeit, die der Bundeswehr nicht wohlgesonnen gegenüberstehen.

Message statt Masse

Dass auch in der Kreisstadt wahrscheinlich mehr Menschen den Tag der Bundeswehr besuchen werden als die Gegendemonstration, macht dem Aktionsbündnis wenig aus. Ziel ihrer Veranstaltungen sei, Menschen zu einer Auseinandersetzung über das Thema der Kriegstüchtigkeit zu motivieren.

„Dann kommt es nicht darauf an, ob da 20 oder 2.000 Leute auf der Straße waren“, gibt sich Jerik gelassen. „Die Leute sollen sich mal konkret damit auseinandersetzen: Wir sollen kriegstüchtig werden. Was bedeutet das für dich? Was wird da von dir abverlangt?“

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