In der Neustadt sorgt der Verein Hoppenbank gemeinsam mit der swb für saubere Wände an den Gebäuden von Wesernetz. Foto: Schlie In der Neustadt sorgt der Verein Hoppenbank gemeinsam mit der swb für saubere Wände an den Gebäuden von Wesernetz. Die illegalen Graffiti werden entfernt. Foto: Schlie
Farbvandalismus

Langer Atem gegen illegale Kunst

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Illegale Graffiti: Bündnis gegen Farbvandalismus reinigt Gebäude in der Neustadt

Als eine Seuche bezeichnete Innensenator Ulrich Mäurer illegale Farbschmierereien an Gebäuden in der Stadt. Die neue Initiative „Frische Wände“ gegen Farbvandalismus will mit einem langen Atem gegen illegale Graffiti vorgehen: Die swb und der Verein Hoppenbank nehmen sich dafür beispielhaft bemalter und besprühter Gebäude von Wesernetz an.

Von illegalen Schmierereien auf Hauswänden besonders betroffen sind laut Mäurer die Bremer Stadtteile Viertel und Neustadt, wo immer wieder öffentliches und privates Eigentum als Leinwand missbraucht wird. Das verursache nicht nur hohe Kosten, sondern sorge auch dafür, dass das Stadtbild ruiniert werde.

Es geht nicht nur um Farbe

Der finanzielle Schaden betreffe dabei nicht nur die Reinigung, sondern in vielen Fällen auch die Bausubstanz – etwa bei historischen Gebäuden wie dem Landgericht.

Davon betroffen ist auch die Oberschule am Leibnizplatz. Deren Schulleiter Karsten Lübke sagt: „Der Farbvandalismus geht uns sprichwörtlich an die Substanz.“ Kosten im sechsstelligen Bereich waren im Jahr 2024 und in diesem Jahr bis jetzt durch illegale Graffiti, Glasbruch und Brände auf dem Schulgelände entstanden.

Graffiti keine Kavaliersdelikte

Farbvandalismus sei kein Kavaliersdelikt, wie Juliane Rath vom Präsidialstab der Polizei Bremen erklärt: „1.253 Fälle von illegalem Farbvandalismus wurden uns 2024 gemeldet“, sagt sie. Das sei aber nur die Spitze des Eisbergs. Die meist jugendlichen und männlichen Täter agierten nachts und gut organisiert.

Wer erwischt werde, müsse mit einer Freiheitsstrafe rechnen, zudem hätten Geschädigte noch zivilrechtliche Ansprüche“, sagt Rath.

Gemeinsam gegen Schmierereien

Ein konkretes Beispiel für Engagement gegen Farbschmierereien lieferten die swb und der Verein Hoppenbank, welcher mit straffällig gewordenen Menschen arbeitet. Am Umspannwerk an der Schulstraße lässt die swb aktuell das Gebäude reinigen und neu streichen – in Kooperation mit der Hoppenbank, deren Klienten die Reinigung gemeinsam mit Fachfirmen übernehmen.

„Wesernetz betreibt über 1.600 technische Anlagen in Bremen, viele davon sind betroffen. Wir wollen Verantwortung für ein sauberes Stadtbild übernehmen“, sagt swb-Vorstandssprecher Karsten Schneiker. Wo nötig, werde deshalb zügig gereinigt, besonders bei verfassungsfeindlichen Parolen.

Die Klienten der Hoppenbank kümmern sich um die Wände, gemeinsam mit spezialisierten Firmen und Malerbetrieben. „Für unsere Klienten ist es auch eine Chance sich zu beweisen und Kontakte zu den Unternehmen zu knüpfen“, sagt Svenja Böning vom Verein Hoppenbank.

Innerhalb des Projekts leisten die Klienten beispielsweise Sozialstunden als Ersatz für eine Haftstrafe.

Kritik an legalen Freiflächen und Graffiti-Workshops

Geprüft werden soll laut Innenressort auch, ob an besonders betroffenen Orten Überwachungskameras zum Einsatz kommen können. „Der Kampf gegen Farbvandalismus ist ein Marathon“, so Mäurer.

Von sogenannten legalen Freiflächen für Graffiti hält der Innensenator wenig und argumentiert damit gegen seine Senatskolleginnen und -kollegen: Diese Flächen dienten in der Praxis meist nur als Übungsplätze und ersetzten nicht die Motivation, nachts illegal zu sprayen. Auch Graffiti-Workshops für Jugendliche sieht Mäurer kritisch. „Solche Angebote im Ferienprogramm anzubieten, ist nicht zu Ende gedacht“, so der Innensenator weiter.

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