Mehr als 50.000 Menschen sind seit 1990 in Deutschland an dem Konsum illegaler Drogen gestorben. Im vergangenen Jahr waren es 2.137 – in Delmenhorst fünf, wie die Anonyme Drogenberatung (drob) Delmenhorst des AWO-Bezirksverbands Weser-Ems berichtet. Doch die Dunkelziffer dürfte höher sein. Und viele der Opfer wären vermeidbar gewesen.
So beteiligt sich die drob in diesem Jahr bereits zum dritten Mal am internationalen Gedenktag für verstorbene Drogengebrauchende, der am 21. Juli in vielen Kommunen begangen wird. An diesem Tag erinnern Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe, Familien, Partner, Freunde und alle solidarischen Personen an Menschen, die infolge ihres Drogenkonsums gestorben sind. Hintergrund ist der 21. Juli 1994, an dem in Gladbeck der junge Drogenkonsument Ingo Marten starb. Seine Mutter errichtete mit Unterstützung der Stadt eine Gedenkstätte für ihn und andere an Drogen verstorbene Menschen.
Steine bemalen und ins Gespräch kommen
Am morgigen Montag können von 14 bis 16 Uhr auf dem Delmenhorster Rathausplatz in Gedenken an die Verstorbenen kleine Steine bemalt und vor Ort ausgelegt werden. Entsprechende Materialien liegen bereit. Wer Musikwünsche hat, kann diese im Voraus an E-Mail info@drob-delmenhorst.de schicken. Zudem soll der Gedenktag den Menschen die Möglichkeit geben, ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. „Wir sind bereits von einigen Klienten angesprochen worden, ob es die Aktion nochmal gibt. Sie sehen sich als Teil davon“, sagt Nicole Meyer-Böhle, Diplom-Sozialwissenschaftlerin bei der drob. Der Tag sei von Jahr zu Jahr gewachsen. „Wir sehen uns darin bestätigt, ihn auch in Delmenhorst zu begehen“, erklärt Dhara Breitholz, Sozialpädagogin und Suchttherapeutin. Sonst müssten Interessierte erst in andere Städte fahren. „Die Menschen sind dankbar für das Angebot vor Ort. Durch das Bemalen der Steine kommt man gut ins Gespräch“, weiß Meyer-Böhle. Im vergangenen Jahr seien auch einige neue Freunde und Familienangehörige dazugekommen, ergänzt Sarah Owen, Sozialarbeiterin und Suchttherapeutin bei der drob. „Wir möchten das Thema Drogen offener machen. Es wird noch nicht überall akzeptiert und ist sehr schambehaftet. Es ist schwer, darüber zu reden“, so Owen.
Ärzte für Substitution gesucht
Das Team der drob nutzt die Gelegenheit zudem, um die Menschen auf konkrete Hilfsangebote sowie auf Themen wie Prävention und Substitution aufmerksam zu machen. In diesem Zusammenhang sucht die Anonyme Drogenberatung derzeit dringend Ärzte, die substituieren. Aktuell gebe es nur drei Praxen. „Wir können daher aktuell leider keine neuen Klienten aufnehmen und müssen sie zum Beispiel nach Bremen schicken“, sagt Meyer-Böhle. Daher sei es auch für körperlich eingeschränkte Menschen wichtig, Angebote vor Ort zu haben.
Mehr Informationen und Kontakt gibt es hier, Telefon 04221/1 40 55.







