„Erzieherinnen und Erzieher steigen häufig mit intrinsischer Motivation in den Beruf ein, besonders in Bremen ist der zeitliche Verlauf aber von hoher Fluktuation gekennzeichnet“, beschreibt René Böhme vom Institut für Arbeit und Wirtschaft (iaw). Nach zehn Jahren sei nur noch ein Drittel der Fachkräfte in der Kindertagesbetreuung in der Hansestadt tätig.
Stundenreduzierung oder Weggang aus der Kindertagesbetreuung
Die Gründe dafür erarbeitete das iaw im Auftrag der Senatorin für Kinder und Bildung sowie der Arbeitnehmerkammer Bremen in einer umfassenden Studie. Die Ergebnisse zeigen Unzufriedenheiten mit dem Einkommen und der Praxis-Theorie-Verzahnung während der langen Ausbildungsdauer sowie Probleme mit Vereinbarkeit, zu hoher Arbeitsbelastung und dem Arbeitsklima. Vollzeitkräfte nannten unter anderem fehlende Wertschätzung, unzureichenden Gesundheitsschutz und zu große Gruppen. Jedoch führe auch die Motivation einer beruflichen Weiterentwicklung zu einer Stundenreduzierung oder einem Weggang.
Maßnahmen auf Basis der Studie entwickeln
Studienautor Böhme sieht zentralen Handlungsbedarf unter anderem in einer attraktiveren und flexiblen Gestaltung der Ausbildung. Peer Rosenthal, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen, schlägt diesbezüglich den Einsatz von „Ausbildungscoaches“ nach dem Vorbild von „Bleib dran“ vor, um die Auszubildenden intensiver zu begleiten und somit Abbrüche zu reduzieren.
„Die Handlungsempfehlungen der Verbleibstudie stellen für uns eine wichtige Grundlage für die Entwicklung und Umsetzung weiterer Maßnahmen zur Sicherung von sozialpädagogischen Fachkräften in Bremen dar“, sagt Senatorin Sascha Aulepp. So soll für mehr Attrakivität die fachschulische Erzieherinnen- und Erzieher-Weiterbildung zum Schuljahr 2026/27 vollends praxisorientiert aufgestellt werden. „Wir müssen die Fachkräfte jedoch nicht nur gewinnen, sondern auch halten“, betont sie.
Derzeit arbeiten etwa 60 Prozent der Kita-Beschäftigten in Teilzeit, davon können jedoch 40 Prozent sich vorstellen, ihre Arbeitszeit zu erhöhen – wenn sich die Rahmenbedingungen verbessern würden, so Rosenthal. An Leidenschaft mangele es nicht. Die bereits ausgebildeten Fachkräfte kritisierten bei der Befragung in erster Linie die hohe Arbeitsbelastung, unter der auch die Betreuungsqualität leide.
Laut Studie könnten beispielsweise bessere Vertretungsreserven bei Personalausfällen für eine geringere Belastung sorgen. „Große Träger setzen bereits Springerpools ein, um im Krankheitsfall eine Vertretung zu organisieren. Für kleine Kitas ist das kaum machbar, hier könnte ein übergeordneter Springerpool helfen“, schlägt Rosenthal vor.
Besondere Schwierigkeiten gebe es in Kitagruppen mit einem hohen Anteil an Kindern mit sozialen Benachteiligungen und Förderbedarf. Hier regt die Arbeitnehmerkammer an, ein Modellprojekt mit kleineren Gruppengrößen zu starten.
Gemeinsam arbeiten die Senatorin für Kinder und Bildung und die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration aktuell an der Umsetzung des Modellvorhabens „Systemische Kita-Begleitung“. Im Kita-Jahr 2025/26 soll Kindern durch den Einsatz dieser Begleitungen im Sinne der Inklusion eine schnelle, gezielte und niedrigschwellige Unterstützung im Alltag geboten und Fachkräfte gleichzeitig entlastet werden.







