Aus dem Viertel kommt man in der Nacht noch zum Hauptbahnhof, in weiter entfernten Stadtteilen ist es mitunter schwierig. Foto: Behrbom Aus dem Viertel kommt man in der Nacht noch zum Hauptbahnhof, in weiter entfernten Stadtteilen ist es mitunter schwierig. Foto: Behrbom
Verkehr

Wenn die Uhr zwölf schlägt

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Nachtverkehr der BSAG: Acht Linien durchqueren Bremen – mit großen Abdeckungslücken

Die letzten Meter im Sprint, der Motor springt an, keine Gnade des Busfahrers – und weg ist er. Ärgerlich zu jeder Zeit, umso mehr in der Nacht. Wer unter der Woche nach 1.30 Uhr vom Hauptbahnhof nach Walle möchte, wartet zwei Stunden – die N10 ist dabei noch eine der Nachtlinien mit höherer Taktung. Wer sich in derselben Situation befindet und nach Borgfeld muss, verbringt sogar vier Stunden am Bahnhof.

Verbesserung der Nachtlinien vorgesehen

Die BSAG begründet dies mit einem geringeren Fahrgastpotenzial unter der Woche im Vergleich zu den Wochenenden. „Dieses Grundangebot ist seit Jahrzehnten nahezu unverändert“, so Sprecherin Katharina Rüßbült. In Zukunft sollen jedoch mehr Busse und Bahnen nachts durch Bremen rollen – auch dort, wo es bisher keine gibt: „Es gibt Pläne für Verbesserungen im Nachtliniennetz. Diese sind Bestandteil der Teilfortschreibung des Verkehrsentwicklungsplans (VEP)“, erklärt Rüßbült.

In Stufe 6 der Angebotsoffensive ist eine Ausweitung des Nachtverkehrs vorgesehen. Geplant sind neue Linien, Taktverdichtungen auf einen 30-Minuten-Takt an Wochenenden sowie ein durchgängiges Angebot unter der Woche. Die Umsetzung hängt jedoch von der Finanzierung ab, so Rüßbült.

Generell befindet man sich mit dem VEP allerdings im Verzug. Zum Fahrplanwechsel 2025/26 soll laut dem Transparenzportal „Aktionsplan Klima“ Stufe 1 des VEP vorbereitet werden. Die für die Nachtlinien relevante Stufe 6 soll erst im kommenden Jahr ausgeplant werden – Umsetzungszeitraum unbekannt.

Nachtlinienangebot bleibt Basisangebot

„Die Entwicklung des Nachtverkehrs in Bremen erfolgt strategisch und bedarfsorientiert“, erklärt Aygün Kilincsoy, Sprecher der Verkehrssenatorin Özlem Ünsal. Der Fahrplan unter der Woche sei eine wirtschaftlich tragfähige Lösung, so Kilincsoy: „Hier stehen verhältnismäßig hohe Betriebskosten einer sehr geringen Fahrgastnachfrage gegenüber.“

Die lückenhafte Abdeckung beschränkt sich nicht nur von Gröpelingen bis Tenever. In den Bremer Norden kommt man unter der Woche nach 1.30 Uhr per Nachtlinie auch erst ab 4.30 Uhr wieder. Durch den Verkehrsentwicklungsplan könnten in Zukunft in Grambke, aber auch in Oberneuland sogenannte „On-Demand-Shuttles“ – also Kleinbusse oder Taxen, die im Tarif enthalten sind – für Abhilfe sorgen. Diese würden dann nur auf Abruf fahren.

„Das Nachtlinienangebot ist und bleibt jedoch ein Basisangebot“, stellt Rüßbült klar. So könne auch in Zukunft nicht auf alle Anforderungen von Schichtarbeitern eingegangen werden. Konkret: Nicht jedes Gewerbegebiet wird über das Nachtliniennetz erschlossen.

Opposition kritisiert langsame VEP-Umsetzung

In der Opposition hält man die Taktung nicht für ausreichend. Eine geringe Nachfrage sei für die CDU kein Argument: „Das lasse ich nicht gelten. Andere Städte zeigen, dass ein attraktiver ÖPNV den ÖPNV zu einer echten Alternative macht – auch in der Nacht, gerade für Berufstätige und zum Auto“, erklärt Michael Jonitz, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion.

Wenn es keine Angebote gebe, sei auch die Nachfrage gering. Dass insbesondere der Bremer Norden stark vom Stadtgebiet abgehängt sei, bedeute „eine Zweiteilung Bremens“, so Jonitz. Alle Bremer müssten die Chance haben, zur Nacht- oder zur Frühschicht mit dem ÖPNV zu kommen – und zwar aus allen Stadtteilen, schließt Jonitz.

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