Alternative Wohnformen als Teil der Stadtentwicklung. Bild: https://pixabay.com/de/illustrations/erweiterte-realit%C3%A4t-tablet-bauplan-4497342/ Alternative Wohnformen als Teil der Stadtentwicklung. Bild: https://pixabay.com/de/illustrations/erweiterte-realit%C3%A4t-tablet-bauplan-4497342/
Wohnen

Kreative Wohnformen sind in Bremen im Aufschwung

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Bremen steht vor der gleichen Herausforderung wie auch viele andere deutsche Großstädte

Der Wohnraum ist knapp, die Nachfrage steigt. Klassische Bauprojekte benötigen jedoch oft Jahre, um fertiggestellt zu werden.

Zugleich verändert sich das Verständnis von Wohnen. Es geht mittlerweile nicht mehr nur um Quadratmeter und Lage, sondern vor allem um Lebensqualität, Gemeinschaft und Nachhaltigkeit.

Immer mehr Bremer:innen suchen deshalb nach Alternativen. Tiny Houses, Mehrgenerationenhäuser oder inklusive Quartiere prägen zunehmend das Stadtbild – und zeigen, dass sich eine Großstadt auch über Wohnkonzepte neu erfinden kann.

Offene Türen für neue Ideen

Einen guten Eindruck davon, wie vielfältig diese Bewegung inzwischen ist, bot der „Tag der offenen Wohnprojekte“ Ende August 2025. An insgesamt 16 Standorten luden Bremer Initiativen ein. Wer sich für gemeinschaftliches Wohnen interessiert, konnte hinter die Kulissen schauen: Clusterwohnungen, genossenschaftliche Siedlungen oder Wohngruppen mit generationsübergreifendem Ansatz öffneten ihre Türen.

Organisiert wurde der Tag vom Netzwerk Wohnprojekte Bremen gemeinsam mit der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung. Das Ziel bestand darin, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen, persönliche Erfahrungen zu teilen und die Breite der Konzepte sichtbar zu machen.

Gerade in einer Zeit, in der das Bauen und Kaufen von Immobilien schwieriger geworden ist, gewinnen solche Initiativen an Gewicht. Der Bedarf an professioneller Begleitung steigt. Ob rechtliche Rahmenbedingungen, Finanzierungsmodelle oder städtebauliche Fragen: Eine qualifizierte Immobilienberatung hilft, Chancen zu erkennen und Stolpersteine zu vermeiden.

Das BlauHaus: Gelebte Inklusion im Quartier

Ein Vorzeigeprojekt der letzten Jahre ist das BlauHaus in der Überseestadt. Es wurde bereits 2022 eröffnet und verbindet barrierefreies Wohnen, gemeinschaftliche Angebote und kulturelle Räume auf rund 7.800 Quadratmetern. 83 Wohnungen bieten Platz für etwa 170 Menschen – von jungen Singles über Familien bis zu Senior:innen.

Eine inklusive Kita, Ateliers und Veranstaltungsräume ergänzen das Konzept. Initiiert wurde das Projekt von einem Zusammenschluss aus GEWOBA, Blaue Karawane e. V., QUIRL Kinderhäusern und dem Martinsclub Bremen.

Das BlauHaus zeigt, dass ein integratives Konzept nicht nur Wohnraum schafft, sondern auch die Stadtentwicklung beeinflusst. Statt abgeschotteter Gebäude ist ein lebendiges Quartier entstanden, das Begegnung fördert. Die Bewohner:innen organisieren gemeinsame Aktivitäten und auch die restliche Nachbarschaft profitiert von Kulturangeboten.

Für Bremen ist das BlauHaus ein wichtiges Beispiel dafür, wie Inklusion und urbane Entwicklung Hand in Hand gehen können.

Kleine Häuser mit großem Potential

Parallel dazu wächst das Interesse an Tiny Houses. In Oslebshausen entsteht zum Beispiel derzeit eine Siedlung mit bis zu 50 Minihäusern auf einer städtischen Fläche von rund 11.000 Quadratmetern. Geplant sind Wohneinheiten zwischen 16 und 84 Quadratmetern, teilweise sogar mehrgeschossig mit Dachterrassen. Die Häuser sollen darüber hinaus energieautark funktionieren – Photovoltaikanlagen und moderne Speichertechnik machen es möglich.

Hinter dem Projekt steht die Tiny Home ImmoGreat GmbH. Ihre Zielgruppe sind vor allem ältere Menschen, die bewusst kleiner wohnen möchten, um Kosten zu sparen und Flächen effizient zu nutzen. Indirekt profitieren jedoch auch Familien, da so die vorherigen Wohnungen in herkömmlichen Gebäuden wieder verfügbar werden.

Solche Projekte sind in Bremen sowohl eine bauliche als auch eine soziale Antwort auf die Frage, wie Wohnraum in Zukunft gerechter verteilt werden kann.

Ein Blick auf die Zahlen

Dass das Interesse an gemeinschaftlichen und alternativen Wohnformen wächst, zeigt auch eine Untersuchung der Kreditanstalt für Wiederaufbau aus dem Jahr 2023. Rund ein Viertel der Befragten in Deutschland gab an, sich gemeinschaftliches Wohnen vorstellen zu können.

Hoch ist das Interesse vor allem in Großstädten, wo die steigenden Mieten und der knappe Wohnraum besonders stark zu spüren sind. Auch Bremen reiht sich hier ein: Mit Projekten wie dem BlauHaus oder den Tiny Houses werden innovative Ideen konkret, die andernorts noch in der Planungsphase stecken.

Die Studie zeigt zudem, dass Menschen in gemeinschaftlichen Wohnformen häufiger angeben, sich in ihrem Umfeld wohlzufühlen und stärker eingebunden zu sein. Für Städte wie Bremen ist das ein Hinweis darauf, dass solche Projekte nicht nur Wohnraum schaffen, sondern auch die sozialen Strukturen stärken.

Genossenschaften und Netzwerke

Einen wichtigen Treiber der Entwicklung bilden die Genossenschaften. Sie ermöglichen es, Wohnraum gemeinschaftlich zu finanzieren und zu gestalten. In Bremen gibt es inzwischen mehrere Genossenschaften, die auf neue Wohnformen setzen. Sie bieten Interessierten die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen und langfristig bezahlbare Mieten zu sichern.

Ergänzend dazu arbeiten Netzwerke wie „Wohnprojekte Bremen“ daran, relevantes Wissen zu bündeln. Sie vermitteln Kontakte, bieten Workshops an und unterstützen bei der Suche nach Grundstücken.

Gerade diese Art von Vernetzung ist entscheidend: Wer ein Wohnprojekt starten möchte, steht schließlich vor vielen Fragen, etwa zu Bauvorschriften, Finanzierung oder Organisation. Durch gemeinsames Wissen wird der Einstieg leichter.

Nachhaltigkeit rückt in den Vordergrund

Ein weiterer Aspekt, der viele Projekte verbindet, ist der Fokus auf Nachhaltigkeit. Ob durch energieeffiziente Bauweise, gemeinschaftlich genutzte Infrastruktur oder das Sparen von Flächen durch Tiny Houses: In Bremen wird Wohnen zunehmend mit ökologischer Verantwortung verknüpft. Das passt auch zu dem Ziel der Stadt, den CO₂-Ausstoß zu senken und klimaneutrale Quartiere zu fördern.

Besonders spannend ist dabei die Verbindung von Tradition und Innovation. In einigen Stadtteilen werden Bestandsgebäude umgebaut und modernisiert. Gleichzeitig entstehen neue Siedlungen. So ergibt sich ein Mix aus Alt und Neu, der ressourcenschonend ist und das Stadtbild bereichert.

Gesellschaftliche Wirkung

Alternative Wohnformen sind allerdings nicht nur von baulicher oder ökologischer Bedeutung − sie verändern auch das Zusammenleben. Wer in einer Genossenschaft oder einem Mehrgenerationenhaus lebt, erlebt den Alltag anders: Kinder wachsen in größeren Gemeinschaften auf, ältere Menschen haben mehr Kontaktmöglichkeiten und Nachbarschaftshilfe ist selbstverständlich.

Diese soziale Dimension wird zunehmend wichtiger, denn: Einsamkeit, die steigenden Wohnkosten und die Suche nach stabilen Strukturen beschäftigen viele Menschen. Gemeinschaftliches Wohnen bietet diesbezüglich Antworten, die nicht nur den reinen Wohnraum betreffen. In Bremen entstehen so Orte, die nicht nur Häuser, sondern auch echte Heimat sind.

Alternative Wohnformen als fester Bestandteil der Stadtentwicklung

Bremen zeigt derzeit eindrucksvoll, wie kreativ eine Stadt mit den Herausforderungen des modernen Wohnungsmarkts umgehen kann.

Statt ausschließlich auf konventionellen Neubau zu setzen, werden vielfältige Modelle erprobt, wie Tiny Houses, inklusive Quartiere und Genossenschaften. Jede dieser Formen trägt auf ihre Weise dazu bei, Wohnraum bezahlbar, nachhaltig und lebenswert zu gestalten.

Die kommenden Jahre werden zeigen, wie stark sich diese Bewegung verstetigt. Klar ist jedoch schon jetzt: Alternative Wohnformen sind kein Randthema mehr, sondern Teil der Stadtentwicklung. Sie eröffnen neue Perspektiven – für Menschen, die sich Gemeinschaft wünschen, für Familien, die bezahlbaren Raum suchen und für eine Stadt, die den Wandel aktiv meistert.

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