„Wir wollen für das Gras auf den Wiesen, das wir zur Fütterung nicht mehr nutzen können, eine neue Wertschätzung schaffen“, erklärten Hans Lütjen-Wellner und Dieter Helmken aus Tüschendorf. Sie schlossen sich im vergangenen Jahr dem Arbeitskreis „Aufwuchsverwertung Teufelsmoor-Osterholz“ (ATO) an. Nachhaltigkeit sowie der Klima- und Naturschutz stehen dabei im Fokus. So könne ein zusätzliches Standbein der Betriebe mit Rindviehhaltung im Landkreis entstehen.
Landwirt Lütjen-Wellner ist einer der ATO-Geschäftsführer zusammen mit Frank Havemeyer vom Landvolk Osterholz. Er hatte zwischenzeitlich einen Versuchs-Proberundballen an ein süddeutsches Unternehmen geschickt, das aus dem Aufwuchs Dämmplatten produzierte. Inzwischen kam eine Palette mit dem fertigen Produkt, zirka fünf Zentimeter dicke Dämm-Matten, auf den Hof in Teufelsmoor zurück. Helmken und Lütjen-Wellner sind vom Ergebnis beeindruckt, bemerken aber im Gespräch: „Nun fehlt noch eine Zertifizierung zur Nutzung“. Dazu seien viele Faktoren, wie Brandschutz und vieles mehr zu prüfen. Beide hoffen, dass die Aufwuchs-Wertschätzung Fortschritte macht.
Das Teufelsmoor mit der Hammeniederung ist seit Jahrhunderten von Landwirtschaft geprägt. Schwerpunkt ist die Milchwirtschaft. Auf dem Biohof von Iris und Hans Lütjen-Wellner bewirtschaften sie rund 500 Hektar Grünland im Teufelsmoor mit Mutterkuhhaltung. Der Betrieb ist zurzeit dabei, neue Wege zur Wertschöpfung der vernässten Flächen zu gehen. Im Rahmen des Klimawandels hat das Moor als größter Kohlenstoffspeicher eine große Bedeutung bekommen. „Je nasser der Boden, desto mehr Kohlenstoff wird gespeichert, umso schwieriger gestaltet sich die Bewirtschaftung“, machte der Landwirt deutlich. Lütjen-Wellner beteiligt sich an Projekten, um das Heu der nassen Wiesen „wirtschaftlich profitabel“ zu verwerten. Im Projekt „LivingLab Teufelsmoor“ entsteht ein Klimaschutzkonzept für die Region zur nassen Moornutzung (Paludikultur). Zum Beispiel können aus dem Aufwuchs Kartons, Pommesschalen, Dämmwände oder andere Baumaterialien hergestellt werden. „Alles ist möglich, aber es rechnet sich nicht so richtig für uns“, so der Landwirt.
Initiative „toMOORow“
„Wir wollen die Grünland-Ländereien erhalten“, betonten die ATO-Gesellschafter und verwiesen auf den Schutzstatus „Wiesenbrüterschutz“ und die späte Mahd ab August. Flächeneigentümer ist der Landkreis Osterholz. Hier könne das Moor nicht einfach vernässt werden und mit Photovoltaik bebaut werden, „das scheidet hier wegen des Wiesenbrüterschutzes aus“. Lütjen-Wellner und Helmke hoffen auf marktfähige Produkte aus ihrem Aufwuchs in den vernässten Wiesen. Neuerdings haben sie sich die Initiative „toMOORow“ zur Wiedervernässung von Mooren, die Umweltstiftung Michael Otto und Michael Succow „ins Boot“ geholt. Gemeinsam wollen sie aus der Paludikultur eine Wertschätzung schaffen, zum Beispiel zur Herstellung von Kartonagen und mehr. Die Industrie sei interessiert, das könne eine Chance für die betroffenen Landwirte sein.
„Von den Landwirten wird das Meiste zum Klima- und Umweltschutz verlangt“, betonten Lütjen-Wellner und Helmken. „Was nützt es, dass wir die Ballen mit Heu ernten und nicht wissen, was wir damit anfangen sollen“.







