Schon kurz nach Beginn des Planungsausschusses der Stadt war klar: Es wird wieder hoch hergehen. Auf dem Plan war vorgesehen, dass die Stadtplaner der Verwaltung einen Bericht über den derzeitigen Stand der Bauleitplanung zum Bereich Wulfsküche in Scharmbeckstotel abgeben würden. Aus dem Bericht wurde nach einem entsprechenden Antrag allerdings ein Beratungspunkt gemacht.
Stadtplaner Jens Brendler trug sachlich vor, an welchem Stand sich die Bauleitplanung zu dem großen Wohngebiet, die Sprache war von 150 Wohneinheiten, befindet. Demnach sei man aktuell in einem intensiven Abstimmungsprozess, um diverse Eingaben von Fachgutachtern zu prüfen und zu bewerten. Hierzu zählen Punkte wie Ausgleichsmaßnahmen für das Baugebiet, Oberflächenentwässerung, das Verkehrskonzept und die Infrastruktur. Die Punkte müssen abschließend geklärt sein. „Erst dann kann die Entwurfsfassung erstellt und beraten werden“, schreibt die Verwaltung in fetten Buchstaben.
Werner Schauer (SPD) sprach das an, was eine große Anzahl der Ausschussmitglieder meinte und nannte das Verfahren „zäh“. Man hätte Hoffnungen in diese Sitzung des Ausschusses gesetzt, so Schauer weiter und wollte wissen, wo man denn nun aktuell genau stünde. Frank Wiesner, Leiter der Stadtplanung, schätzte, dass es im Frühjahr kommenden Jahres weiterginge.
Wilfried Pallasch (Bürgerfraktion) meinte: „Wir werden unruhig“. Weiter äußerte er, dass er den Investor, Koenen Bau, unfair behandelt finde, zumal dieser auf eigene Kosten eine Kita in das Gebiet bauen will. Pallasch gab außerdem seinen Bedenken Raum, dass es in Zukunft schwerer werden könnte, Investoren für Projekte in der Stadt zu gewinnen. Harry Schnackenberg (Seniorenbeirat) zeigte sich verwundert, dass das Thema nicht schon durch sei. Auch er äußerte Sorge, dass Koenen Bau sich ungerecht behandelt fühlen könnte und er als Investor daher abspringen könnte. Auch Marie Jordan (CDU) empfindet die Länge des Verfahrens als unverhältnismäßig.
Einer, der dagegenhielt, war Herbert Behrens (Linke), der sagte, dass das Projekt an seiner Größenordnung hake. Zur Erinnerung: Die Stadt hätte sich für die Wulfsküche 99 Wohneinheiten gewünscht, der Investor wollte 199 Einheiten für den Bereich. Die im Planungsausschuss häufiger gefallene Nummer von 150 Wohneinheiten ist somit das Mittelmaß. Behrens fuhr fort, dass eben die Größe des Projekts bedinge, dass man gründlich und öffentlich diskutiert.
Man diskutiere schon seit Jahren, so Pallasch. „Wir brauchen Wohnraum“, so der Politiker weiter. Und zwar nicht nur sozialen und bezahlbaren, sondern auch für Chefärzte und leitende Angestellte großer Unternehmen, schloss Pallasch.
Kommentar
Annemarie Utke
Her mit dem guten Wohnen
Man brauche Wohnraum, sagte Wilfried Pallasch (Bürgerfraktion) jüngst im Planungsausschuss der Stadt. Dass bezahlbarer Wohnraum fehlt, ist vielerorts schon lange ein Problem, Lösungen werden dringend gesucht. Es brauche aber nicht nur bezahlbaren Wohnraum, sondern auch Wohnungen für Chefärzte und leitende Angestellte, so Pallasch. Dass Menschen eine Wohnung brauchen, die trocken ist, groß genug, warm – das gilt unabhängig vom Portemonnaie. Es wirft die Frage auf: Was unterscheidet Wohnraum für Chefärzte von Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen? Will die Stadt Wohnungen mit großen Mietgewinnen, oder will sie ausreichend Wohnraum für alle, die ihn brauchen? Denn auch Chefärzte dürfen in bezahlbaren Wohnungen leben. Teurer Wohnraum nutzt dem Investor, nicht den Mietern, und auch nicht den Chefärzten.







