Hamme / Wümme Report: Herr Haß, Sie kommen aus Erfurt. Fühlen Sie sich mittlerweile angekommen in OHZ?
Torsten Haß: Es fühlt sich für mich schon eine ganze Weile so an. Wobei ich ja auch nicht alleine bin auf der Welt. Und es ist auch nicht so, als wäre die Stadt für mich eine zweite Wahl. Ich fühle mich hier sehr wohl. Meine Frau hat ab Januar einen Job hier und wir haben fünf Kinder. Drei sind rausgewachsen, aber einer besucht hier seit August die Schule und die Jüngste ist hier im Kindergarten.
Und nun wurden Sie durch die SPD für den Bürgermeisterposten, als Nachfolger von Torsten Rohde, nominiert. Seit wann gehören Sie der SPD an?
Seit Mitte der 1990er Jahre. Bei der Wende war ich 16 Jahre alt und schon in der zehnten Klasse wuchs mein Verlangen, mich politisch einzubringen. Da fing ich an, mich umzusehen. Schon eher im linken Spektrum. Auch die CDU hat mich damals sehr gelockt mit ihrem Arbeitnehmerflügel. Aber ich bin dann doch aus voller Überzeugung in die SPD eingetreten.
Wie hat sich die SPD seitdem verändert?
Sie hat den Kontakt zu vielen Menschen verloren. Weil sie auch an ihrem eigenen Erfolg ein Stück weit gescheitert ist. Wachstumsschmerzen. Sie hat viel geschafft, seit sie vor über 150 Jahren gegründet worden ist, und muss sich neu orientieren in einer verrückten, sich immer schneller drehenden Welt. Populismus spitzt sich immer mehr zu, Trump und Putin sind da etwa Beispiele dafür. Man muss sich erst einmal wiederfinden. Andere Länder Europas sind sehr viel populistischer geführt worden, da war Deutschland lange Zeit ein Satellit. Das hat sich nun, gemeinsam mit den Rahmenbedingungen, geändert. Außerdem ist es der falsche Weg, Verluste zu sozialisieren und Gewinne zu personalisieren. Da muss die SPD gegenhalten. Das gelingt nur noch eingeschränkt.
Wie stehen Sie dazu?
Ich versuche, meinen Beitrag dazu zu leisten, dass dieses Land lebenswert bleibt. Dass das System „Demokratie“ in einer Kommune funktioniert. Es geht darum, die Rechtslage zu nutzen, den Bürgern zu geben, was sie brauchen, um gut leben zu können.
Was sind die aktuellen Themen vor Ort?
Also ich glaube, gutes Wohnen ist ein großes Thema in dieser Stadt. Ich begreife Kommunen so, dass wir für Daseinsvorsorge verantwortlich sind, dass wir den Menschen, die hier wohnen wollen, die in dieser Stadt leben, menschenwürdiges Leben ermöglichen. An dieser Stelle ist auch die Innenstadtentwicklung wichtig. Das zweite große Thema ist unser Bildungsstandort. Da sind wir noch an großen Baustellen. Wir bauen die neue IGS (Osterholz-Scharmbeck). Wir haben gerade die Schulwandlung, das war ja schon in meiner Zeit, dass wir die Oberschule in die IGS (am Campus) gewandelt haben. Da haben wir noch sechs Jahre Prozess vor uns. Ganztag müssen wir ausbauen, das wird eine Riesen-Herausforderung.
Sie haben mal angegeben, dass Ihnen das Thema „lebenslanges Lernen“ wichtig ist. Ist das noch so?
Ja, ein zentrales Thema. Lebenslanges Lernen sollte als vierte Säule des Bildungssystems etabliert werden. Nicht ohne Grund bin ich relativ schnell in den Vorstand der hiesigen Volkshochschule gegangen. Die Zeit wird immer verrückter, kurzlebiger. Da braucht man lebenslanges Lernen einfach. Auch mit der Biologischen Station OHZ haben wir hier tolle Angebote. Ich glaube, viel Schlechtes passiert, wenn Menschen sich überfordert oder alleingelassen fühlen und da müssen und können wir gegenhalten.
Noch einmal zu Ihrer Nominierung: Wie lief das eigentlich ab?
Das ist schon ein längerer Prozess. Relativ zeitnah, nachdem ich hier war, hat man mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, als Bürgermeister zu kandidieren.







