„Von Jahr zu Jahr steigt uns das Wasser näher an den Hals, und die Mittel steigen nicht mit“, mahnt Henrik Sorgalla vom BDP-Haus in der Östlichen Vorstadt zu Beginn der Beiratssitzung. Jahr für Jahr diskutieren die Beiräte Mitte und Östliche Vorstadt die Mittelverteilung für die Offene Kinder- und Jugendarbeit. Ein Damoklesschwert hängt allerdings über der Entscheidung in diesem Jahr, so Sorgalla – die neue Berechnungsgrundlage ab 2026.
Mittel bleiben gleich – Kosten steigen
Viel geändert in Sachen verfügbarer Mittel und deren Berechnungsgrundlage habe sich im Vergleich zum vergangenen Jahr nicht, erklärt Siegfried Essmann vom Amt für Soziale Dienste. Sieben Projekte werden in den Bezirken Mitte und Östliche Vorstadt gefördert. Der Sportgarten, die Friese und das Mädchen_Kulturhaus werden institutionell gefördert. BDP-Haus, Sielwallhaus, Jugendhaus Buchte und die Mirjam-Gemeinde bekommen eine projektbezogene Förderung.
Die Projekte der Offenen Kinder- und Jugendarbeit benötigten rund 833.000 Euro. Nur um die Angebote und Öffnungszeiten für Kinder bereitzustellen, die gebraucht werden, so Sorgalla. Im Haushalt stehen für den Bezirk allerdings nur 562.000 Euro zur Verfügung. „Offene Kinder- und Jugendarbeit ist keine Bespaßung“, so Sorgalla weiter. In der Bahnhofsvorstadt würden 33 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss verlassen, bestätigt Essmann. „Da füllen die Projekte eine Lücke, die man nicht zusammensparen darf“, meint die Beiratssprecherin Carola Schirmer.
Haushaltslage „misslich“
„Es sagt viel darüber aus, was wir von unseren Kindern halten, wenn wir Jahr für Jahr die gleiche Debatte hier führen müssen“, so die Beiratssprecherin weiter. Denn während die Kosten für die Projekte durch Tariferhöhungen, Inflation und steigende Energiepreise wachsen, bleiben die Mittel gleich. „Die Kinder werden es nicht vergessen, wie wir mit ihnen umgehen. Die Rechnung kriegen wir irgendwann“, meint ein Sprecher der Jugendeinrichtung Friese.
Die Haushaltsplanung, insbesondere mit Blick auf die Offene Kinder- und Jugendarbeit, sei „misslich“, erklärt Felix Seidel, Referent für Jugendhilfeplanung bei der Senatorin für Soziales. Wie sich die Neuberechnung der Mittel, die im kommenden Jahr startet, konkret auswirkt, kann Seidel noch nicht sagen.
Neuer Vergabeschlüssel für Offene Kinder- und Jugendarbeit ab 2026
„Die Planungskonferenzen starten erst im Januar 2026, und kein Modell ist in Stein gemeißelt“, beruhigte Seidel. Szenarien, nach denen die Friese ab 2027 keine Unterstützung mehr erhalten könnte, kann er nicht bestätigen.
Generell wird das Geld dann aufgrund neu gesetzter Qualitäts- und Einrichtungsstandards verteilt. Ein Vorschlag: 90 Prozent der Gelder sollen an Institutionen ausgeschüttet werden, nur noch 10 Prozent an Projekte – eine gute Grundlage, laut Seidel. Sorgalla sieht das anders: „Ich will kein Szenario in 2026, in dem wir ein Hauen und Stechen zwischen den Einrichtungen haben, wer überlebt und wer nicht.“ Verlierer seien dann nicht nur die Projekte, sondern vor allem die Kinder.






