Superrecognizer Hauptbahnhof Bundespolizei Polizei Wiedererkenner Ronny N.“ ist der einzige Superrecognizer der Bundespolizei in Bremen. Foto: Marcus Schmidt

Wiedererkenner: „Dann zieht sich alles zusammen“

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In der Wartehalle vom Hauptbahnhof Bremen ist keine Hauptverkehrszeit. Trotz­dem strömen Tausende zu den beiden engen Aus­gängen Richtung Innen­stadt. Zivil­fahnder Ronny N. (der Name wurde geändert) dreht sich plötzlich um und ver­schwin­det für Minuten in Richtung Tunnel. Als er wie­der­kommt, entschuldigt er sich: „Ich habe gerade je­man­den wieder­er­kannt.“ Genau das ist sein Job: „Wieder­erkenner“, wie er es am liebsten hört. Die Bundes­polizei spricht von: „Super­recog­nizer“. Das ist jemand, der Gesichter, Kör­per­bau und Be­wegungen be­sonders gut wie­dererkennen kann. In Bremen gibt es zurzeit nur ein­en Beamten, der am Bahn­hof und Flughafen so Straftäter sucht.

Niedriger zweistelliger Bereich von Recognizern

Zivilfahnder N. gehört zu einem Kreis von Beamten im niedrigen zweistelligen Bereich, die mit ihren Seh- und Gedächtnis-Fähigkeiten für die Bundespolizei in Hannover arbeiten. „Mit diesen Beamten verfügt die Bundespolizei über eine Kombination von Fähigkeiten, zum Beispiel dass Gesamtzusammenhänge und Handlungskontexte unmittelbar in die Wiedererkennung miteinbezogen werden, die Erkennungssoftware alleine so nicht bietet“, so Pressesprecher Simon Gruhl und erklärt: „Zumal die Bundespolizei eine künstliche Intelligenz, die live Bilder sucht, bisher weder tatsächlich noch rechtlich zur Verfügung steht.

Namen Prominenter für Gesuchte

N. erklärt, dass er schon nach der Schulzeit bemerkt habe, dass er Menschen auch nach 20 Jahren erkennen kann: „Mir fiel es immer schon leicht, Leute zu erkennen.“ So sehr, dass er sie oft nicht anspricht: „Das könnte unangenehm sein, wenn der andere einen nicht gleich erkennt.“ Im Fall seiner Fahndungsarbeit gibt er sich auch nicht zu erkennen und fordert uniformierte Kollegen an, die dann den gesuchten Straftäter zu zur Kontrolle bitten: „Sie stellen dann zunächst die Identität fest und leiten weitere Maßnahmen ein.“ Um sich die Gesichter besser einprägen zu können, gibt er den Gesuchten Namen Prominenter. Aber egal, ob es ein Böllerwerfer ist, den er nach Jahren wiedersieht oder einen anderen Straftäter: „In mir zieht sich dann alles zusammen, und ich liege dann meistens richtig.“

Zug mit 800 Fans durchsucht

Seine Schicht, zum Beispiel am Hauptbahnhof, be­ginnt mit dem Blick in Fahndungslisten und auf die Bild­schirmüberwachung. Dort schaut N. zum Beispiel auf die Bahnsteige, in den Auskunftsbereich oder auf die Eingänge. Sein mengenmäßig größter Einsatz war eine Kontrolle in einem Zug am 17. Februar in Hamburg-Bergedorf. Dort muss­te die Identität von 800 Fußballfans überprüft werden. Fast 50, zum Beispiel mit Ver­dacht auf Land­friedens­bruch, wurden dabei durch den Einsatz der Superrecognizer der Bundespolizei gesucht und ge­funden.

N. träumt von der Arbeit

Ob seine Aussage als Superrecognizer vor Gericht standhalte? „Sollten sie mit dem bekannten, zertifizierten Kön­nen. Meine Aussagen wurde noch nicht auseinander­ge­nom­men.“ Am Ende einer Schicht brauche der Fahnder eine längere Pause bis zur nächsten Suche. Oft träume er noch zu Hause von den Gesuchten. Doch nach sieben Jahren im Polizeidienst und im ersten Jahr – ausgiebig getestet – mit der Zusatzqualifikation, mache es richtig Spaß. „Ich bin sehr glücklich darüber“, sagt der Mann, der alle erkennt, aber selber nicht erkannt werden darf.

 

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