Rund 42 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Bremen wachsen in armutsgefährdeten Haushalten auf. In keinem anderen Bundesland ist die Chance aus diesen Verhältnissen auszubrechen so gering wie hier. Seit 2023 engagieren sich Ehrenamtliche im Chancen-Parlament, um Menschen die von Mittellosigkeit betroffen sind zu helfen, sich selbst aus ihrer prekären Lage zu befreien.
„Armut gibt es Überall“
Vorsitzender des Parlaments ist Klaus Platz. 2016 ist der 86-Jährige auf einem Schiff der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée, welche schiffbrüchige Geflüchtete im Mittelmeer rettet, mitgefahren. Diese Erfahrung habe ihm die Augen geöffnet.
In Bremen wollte Platz daraufhin etwas für Geflüchtete, aber auch für Bremerinnen und Bremer tun, welche von Armut betroffen sind. „Fast jedes zweite Kind ist armutsbedroht, rund 28 Prozent der Erwachsenen leben in Armut, etwas gegen diese Verhältnisse zu unternehmen treibt uns an“, so Platz.
Möglichkeiten auf Augenhöhe ermöglichen
Das Chancen-Parlament möchte eben diesen Menschen Möglichkeiten eröffnen, aus der Armut zu entkommen. Der Aufbau ähnelt dem Hamburger Spendenparlament. „Wir wollen hier aber nicht als Mildtäter auftreten, sondern Menschen Perspektiven bieten. Deswegen: Chancen-Parlament“, sagt Platz. Der Verein agiere auf Augenhöhe und nicht von oben herab.
Mindestens zweimal im Jahr treffen sich die Mitglieder des Parlaments, bringen Anträge ein und stimmen in geheimer Wahl über die Vergabe von Spendengeldern ab. 49 Mitglieder zählt der Verein bisher, obwohl er erst seit gut einem Jahr besteht. Für Platz ein Erfolg. Rund 15.000 Euro wurden bei der ersten Sitzung im Mai für Projekte vergeben.
Ende November fand die zweite Sitzung statt. Insgesamt drei Anträge wurden im Vorfeld gestellt. Dabei ging es um die Finanzierung der Projekte „Aktion Schulstart“ der Jungen Tafel, „Betreutes Jugendwohnen“ des Mädchenhauses sowie „Meine Zukunft – Meine Chance“ des Afrika Netzwerkes Bremen.
Fokus auf Kinder und Jugendliche
Während bei der ersten Spendenvergabe die Themen noch breiter gestreut waren, wurde dieses Mal ein Schwerpunkt gesetzt. „Wir haben uns diesen Fokus auf Projekte für Kinder und Jugendliche sowie alleinerziehende Mütter überlegt, weil das die Gruppen sind, welche am stärksten von Armut bedroht und betroffen sind“, erklärt Platz.
Die größte Fördersumme bekam die Junge Tafel mit 7.200 Euro. Ziel der Aktion ist es, an die Erstklässler der bei der Bremer Tafel registrierten armutsbetroffenen Familien eine Erstausstattung für die Grundschule zu verteilen.
Insgesamt wurden Fördergelder in Höhe von 13.200 Euro verteilt. „Wir freuen uns über die erfolgreiche Parlamentssitzung und bedanken uns bei unseren Mitgliedern und den Spenderinnen und Spendern, die es durch ihre Beiträge ermöglichen, diesen Projekten und Initiativen Menschen in Not zu helfen“ betont Platz.
Wer kann Mitbestimmen?
Am Chancen-Parlament kann sich jede Bremerin und jeder Bremer beteiligen. Ein Stimmrecht erhält automatisch jede Person, die mindestens 70 Euro an den Verein im Kalenderjahr spendet, in welcher Weise ist dabei nicht wichtig. „In den nächsten Jahren wollen wir weiter wachsen“, erklärt Platz, um mehr Menschen Chancen aus der Perspektivlosigkeit aufzeigen zu können. Mehr Informationen unter chancen-parlament.de