Vor einem Jahr, ab 21. Dezember 2023, hatte es erheblich viel geregnet, es hörte einfach nicht wieder auf, zudem stürmte es stark. Bis zum Heiligabend waren die Pegelstände der Wörpe in Lilienthal und Umgebung stark angestiegen – An das, was dann passierte, erinnerte der pensionierte Gemeindebrandmeister Andreas Hensel im Vortrag beim NABU-Treffen im Alten Amtsgericht.
Hensel berichtet vom Einsatz
Hensel leitete damals zusammen mit der Gemeinde die Einsätze der Feuerwehren und weiteren Hilfsorganisationen beim „Außergewöhnlichen Ereignis“. Inzwischen wurde der Pensionär nach 50 aktiven Dienstjahren verabschiedet und für seine besonderen Leistungen zum Ehrenbürger der Gemeinde von Bürgermeister Kim Fürwentsches ernannt.
Hensel, der maßgeblich für die Einsatzleitung in Zusammenarbeit mit der Gemeinde und weiteren Hilfsorganisationen verantwortlich war, berichtete über die Entwicklung der Hochwasserlage und Koordination der Einsätze mit dem Technischen Hilfswerk (THW), der DLRG, DRK und weiteren Helferinnen und Helfern, darunter viele Landwirte aus der Umgebung.
Zum NABU-Treffen waren Mitglieder und Gäste gekommen, darunter auch einige Betroffene des Hochwassers von Weihnachten 2023. Sie erinnerten sich zum Beispiel an ununterbrochene Einsatzfahrten von Landwirten mit Güllefässern Tag und Nacht, „wir nahmen den Motorenlärm rund um die Uhr gerne in Kauf und waren froh, dass niemand zu Schaden kam“.
Täglich mehr Einsätze
Damals waren 90 Prozent Fremdwasser in die Schmutzwasserkanäle geflossen, so Hensel. Die Auswirkungen mit Rückstau in den Häusern im Kanalnetz am Heiligabend erforderten fünf Einsätze der Gemeindefeuerwehr. Doch das war erst der Anfang: Am nächsten Tag waren es schon 30 Einsätze. Gärten standen unter Wasser, Keller waren vollgelaufen.
Das Einsatzaufkommen steigerte sich von Tag zu Tag. Hensel zeigte viele Bilder vom dramatischen Zustand an der Wörpe und in den Wohnsiedlungen. Sie erforderten jede Menge zusätzliche Helfer und Helferinnen, die zum Beispiel Sandsäcke befüllten und für die Versorgung der Helfer sorgten, Ortsfeuerwehren aus dem Landkreis kamen zur Unterstützung. Die Deiche mussten verteidigt und verstärkt werden. Schließlich wurde die Evakuierung am Mehlandsdeich und Stadskanaal angeordnet.
„Permanent war das THW in der Klosterstraße dabei, mit Stromaggregaten und Pumpen“, so Hensel. Der Strom musste nämlich abgestellt werden. Am 28. Dezember wurde die Situation an der Wörpe gruselig, schilderte der ehemalige Gemeindebrandmeister: Die Pegel waren noch weiter gestiegen.
Zum Jahresende leiteten Hochleistungspumpen die Wassermassen auf Flächen in die Umgebung. Schließlich wurden an Silvester Schutzwälle am Stadskanaal und Arpsdamm errichtet. Das Lilienthaler Gehölz war mittlerweile vollgelaufen.
Gemeinde plant weiter Hochwasserschutz
Die DLRG übernahm die wichtige Kontrolle der Deiche. Am Schützenplatz errichteten die Fluthelfer einen Behelfsdeich. Die Gemeindefeuerwehr hatte rund 200 Einsätze geleistet mit insgesamt 10.000 Einsatzstunden.
Am Ende kamen 102.000 Sandsäcke, die von Hand gefüllt wurden, 250 Tonnen Schotter, 200 Tonnen Steinpackungen, 250 Big Bags und 2.000 Tonnen Sand zum Einsatz. Dank vieler spontaner Hilfskräfte und der guten Zusammenarbeit mit der Gemeinde habe alles gut geklappt, erinnerte Hensel.
In der Verwaltung werde inzwischen überlegt, was noch zum Hochwasserschutz verbessert werden könne. Dort stellt man sich Fragen wie: Wie wird man das Wasser schneller wieder los? Sind zukünftig Mobildeiche hilfreich?