Am Wochenende endlich wieder ausschlafen. Darauf freuen sich die aktiven Mitglieder quer durch die Parteienlandschaft. Mit der Stimmabgabe am morgigen Sonntag endet für sie ein ebenso kurzer wie intensiver Bundestagswahlkampf. Mit Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Dienstag und CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz am Donnerstag ließen sich noch einmal zwei Bundespolitiker aus der ersten Reihe in Bremen blicken. Heil wünscht sich, „dass viele demokratisch wählen“. Merz forderte „mehr Unabhängigkeit für die europäische Raumfahrt“. Ansonsten war viel Basisarbeit gefragt, wie unsere kleine Umfrage in den Büros der im Bundestag oder in der Bürgerschaft vertretenen Parteien zeigt.
Spitzenkandidaten waren nur noch von CDU und SPD in der Stadt
CDU: 45 Veranstaltungen drinnen und draußen haben 150 bis 200 Mitglieder der Bremer CDU absolviert. Das große Thema der Gäste sei „Politikwechsel“, weiß Sprecherin Claudia Grabowski. Als häufigstes Thema hätten die Besucher der Wahlkampfstände „die Ampel“ erwähnt.
SPD: „Wir sind an Ständen und Haustüren, bei Frühverteilungen et cetera aktiv und in der Stadt unterwegs“, beschreibt Pressesprecher Sebastian Schmugler die Wochenaufgabe für die sozialdemokratischen Wahlkämpfer. Die Zahl der Ehrenamtlichen lasse sich schwer abschätzen. Mitglieder habe die SPD 3.500, von denen die meisten in irgendeiner Form, am Wahlkampf beteiligt waren und sind.
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Rotes Licht: Diskutierten in der kalten „Garage“ mit Gästen unter anderem über die „Brandmauer gegen Rechtsextremismus“: SPD-Kandidat Uwe Schmidt (l.) und Arbeitsminister Hubertus Heil.
BSW: „Unsere Aktivitäten auf der Straße sind intensiv. Wir unterhalten regelmäßige Wahlstände in allen Stadtteilen und Quartieren, vom Schweizer Viertel bis Vegesack“, so Landesgeschäftsführer Manfred Steglich. Darüber hinaus hätten die lokalen Spitzenkandidaten in dieser Woche noch an mehreren Podiumsdiskussionen in Schulen und anderen Bildungseinrichtungen teilgenommen. Von derzeit 38 Bremer Parteimitgliedern seien im Wahlkampf praktisch alle unterwegs gewesen, auch ein großer Teil der 350 Unterstützerinnen und Unterstützer.
AfD: Vier Infostände sowie das Verteilen von Flyern seien noch geplant gewesen“, so die Pressestelle der AfD. Polit-Promis würden nicht mehr erwartet. An den Ständen beteiligten sich in der Regel jeweils sechs bis zehn Mitglieder, so dass insgesamt an einem gewöhnlichen Wahlkampf-Sonnabend zirka 30 bis 40 Mitglieder im Einsatz unterwegs waren, unter der Woche dann vereinzelt welche zum Plakatieren und Einwerfen von Flyern.
BD: „Wir konzentrieren uns in den letzten Tagen ausschließlich auf den Haustürwahlkampf“, teilt Sebastian Kusch vom Bündnis Deutschland mit. Etwa 20 Parteimitglieder und Interessenten hätten den Wahlkampf aktiv unterstützt. An den Infoständen sei das Thema Migration ein Dauerthema. Das größte Ärgernis waren beim BD die Plakatzerstörungen.
Keine Zeit für Freunde, Familie und Hund
FDP: Der Bundestagsabgeordnete Volker Redder meint zum Endspurt: „Diese letzte Woche ist ungewöhnlich entspannt.“ Es seien bis Freitag nur vier Panels in Bremen zu besetzen gewesen. Am heutigen Samstag klappere er alle Wahlkampfstände der FDP ab. Zur Zahl der Helfer: „Wir hatten in der vorvergangenen Woche ein Meeting mit allen Wahlkampfhelfern – das waren ungefähr 40 bis 50 Liberale, die an dem Abend Zeit hatten.“ Wirtschaft wäre sein größtes Thema, „aber die Migrationspolitik überdeckt aufgrund der aktuellen Ereignisse gerade alles.“ Zeit fehlte ihm gerade für „Freunde, Familie und Hund“.
Bündnis 90/Die Grünen: Nach Veranstaltungen zum Beispiel mit Annalena Baerbock, gehen die Grünen noch in den Haustürwahlkampf und mit diversen Wahlständen raus. „Die Wahlkampfstände wurden und werden von den Kreisverbänden organisiert. Wir haben bisher an 25.000 Haustüren geklingelt, Frühstückstüten verteilt, Glühwein und Punsch ausgeschenkt und selbst gebackene Kekse angeboten“, so Sprecher Jona Bartholdy. Etwa 20 Prozent der Mitglieder hätten sich regelmäßig auf der Straße eingebracht. Etwa 1.600 sind es in Bremen.
Die Linke: „Wir haben diese Woche noch ein Neumitgliedertreffen – es sind ja in den letzten Wochen Hunderte bei der Linken in Bremen eingetreten“, teilt der Geschäftsführer Andreas Hein-Foge mit. Überdies plane man noch „viele, viele Infostände und Haustürgespräche“. Und der Klassiker: „Es werden auch noch Werbezettel in Briefkästen gesteckt.“ Mehrere Dutzend Mitglieder seien diese Woche noch unterwegs. Das größte Gesprächsthema waren in dieser Woche zwei: „Armutsbekämpfung – Reichtumsbegrenzung.“ Das größte Ärgernis für Hein-Foge: „Selbst bei langem Nachdenken, außer den anhaltend starken Werten für die extreme Rechte: keines.“ Nur zum Ausschlafen habe ihm die Zeit gefehlt. Ähnliches hörte man auch von anderen Wahlkämpferinnen und Wahlkämpfen.