Ein funkelnder Sternenhimmel, farbenfrohe Blumenblüten, eine fliegende Biene: Wo vorher schlichtes Weiß war, zieren nun fantasievolle Motive zwölf Urnen, die in Zukunft zu Grabe getragen werden. Regelmäßig finden auf dem Friedhof Bungerhof anonyme Sozialbestattungen von Menschen ohne Erben, ohne Angehörige oder Hinterbliebene statt.
Doch einfache, weiße Urnen beerdigen? Das geht doch würdevoller, dachte sich wohl auch Bestatter Axel Schmidt von Schmidt Bestattungen und trat für ein besonderes Projekt an den Hospizdienst Delmenhorst heran. Das Ziel: Mit dem liebevollen Bemalen von Urnen wird Menschen, die anonym beigesetzt werden, die letzte Ehre erwiesen. Schnell waren acht Ehrenamtliche vom Hospizdienst gefunden, die sich Anfang Februar erstmals trafen, um gemeinsam den von Schmidt bereitgestellten Gefäßen einen gehörigen Anstrich zu verpassen. Der Bestatter holt die fertigen Exemplare anschließend ab und bringt weitere Urnen.
Freies Malen ohne Vorgaben
„Die Idee entstand im vergangenen Jahr und brauchte etwas Zeit“, sagt Koordinatorin Carolin Pleis. Einen Grundstock an Materialien stellte Schmidt Bestattungen zur Verfügung, Weiteres schaffte der Hospizdienst an. Bei der Gestaltung dürfen die Ehrenamtlichen, die sich einmal im Monat treffen, ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Gemalt wird mit Acrylfarbe, die bestattet werden darf. Neben dem freien Malen können auch Schablonen zum Einsatz kommen. Martina Voß ist neu dabei im Hospizdienst und kommt aus dem sozialen Bereich. Gemalt hat sie bislang mit Kindern im Kindergarten, erzählt sie. „Ich finde den Grundgedanken toll. Wir sind mit viel Liebe und Spaß bei der Sache. Mit den bemalten Urnen können wir den Verstorbenen die letzte Ehre erweisen und sie würdigen, wenn es sonst niemand kann“, meint Voß. Auch unter den Ehrenamtlichen habe sich durch das Projekt ein neues Netzwerk gebildet. „Es ist wirklich eine nette Idee“, ergänzt Ursula Roßmeyer. Künstlerisch aktiv sei zuvor niemand gewesen. Welche Talente und kreativen Ideen in den einzelnen Beteiligten schlummern, wurde ihnen bewusst, als sie zu Pinsel und Stiften griffen. „Zunächst haben sich alle miteinander ausgetauscht und beraten, wie man zum Beispiel die Farbe verteilt. Wenn man es erst einmal ausprobiert, ist man schnell erstaunt“, sagt Mercedes Husmann, die die Gruppe zusammen mit Terence Harland leitet.
Weitere Ehrenamtliche willkommen
Der Hospizdienst Delmenhorst ist immer auf der Suche nach weiteren Ehrenamtlichen. 60 Sterbebegleiter sind derzeit dort aktiv. Infos und Kontakte gibt es hier.