Das Städtische Orchester besteht aus Profis und Studierenden. Talentierte Musiker ohne Ausbildung bekommen gleiche Chancen. Foto: Konczak Das Städtische Orchester besteht aus Profis und Studierenden. Talentierte Musiker ohne Ausbildung bekommen gleiche Chancen. Foto: Konczak
Orchester

Ein Orchester der besonderen Art

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Städtisches Orchester Delmenhorst sorgt gemeinsam mit Musikschule für Zugang zur klassischen Musik

„Das Publikum der klassischen Musik wird immer älter. Oft gibt es eine riesige Distanz zwischen Publikum und Orchester“, erklärt Joshua Krüger, Manager des Städtischen Orchesters Delmenhorst.

Frischen Wind durch Moderation

Krüger, der selbst Trompete und Klavier spielt, erklärt: „Wir haben keine Frackpflicht und brechen mit alten und verstaubten Konventionen.“ Frischen Wind bringt auch die Moderation des Musikschulleiters Michael Müller von der Musikschule Delmenhorst (MSD). Er bringt dem Publikum die Werke des Abends näher, erzählt Krüger.

Enge Zusammenarbeit des Orchesters mit regionalem Handel

Eine weitere Besonderheit ist die enge Zusammenarbeit des Orchesters mit dem regionalen Handel. Einige Sponsoren sind seit der ersten Stunde dabei: Dazu gehören der Friseurmeister Ümit Akbulut mit seinem Geschäft „Haarwerkstatt“, Grüne Straße 19. Vor den Auftritten kommt der Friseurmeister mit seinem Salon zu den Musikerinnen und Musikern in das Theater, frisiert und schneidet Bärte für den perfekten Auftritt am Abend. „Die „Haarwerkstatt“ unterstützt uns so als Sponsor durch ihre eigene Art und Weise“, so Krüger. Gegen den Hunger hilft der Bäcker „Becker“, Güne Straße 86, mit Brötchen, Knusperstangen, Kuchen und feinem Backwerk, so dass die Musikerinnen und Musiker während der Proben verpflegt sind.

Wir sind immer auf der Suche nach Sponsoren und Förderern

Das Städtische Orchester Delmenhorst ist organisatorisch unter dem Dach der gemeinnützigen MSD angesiedelt.
Doch trotz der großen Unterstützung erklärt Dirigent und Gründer des Städtischen Orchesters Adrian Rusnak: „Das Projekt kostet viel Geld. Deshalb sind wir immer auf der Suche nach Sponsoren und Förderern.“

Anspielproben und Kindertage gegen die Hemmschwelle

Um die Distanz des Orchesters zum Publikum zu brechen, lädt das Orchester Schülerinnen und Schüler zu den Anspielproben am Vormittag sowie zu einem Kindertag am Samstag vor dem Konzert ein. „Manche der Schülerinnen und Schüler haben noch nie ein Orchester gesehen. Es freut uns um so mehr wenn wir ihnen so eine Möglichkeit bieten können und die Hemmschwelle gering halten“, so Krüger. Besonders freue ihn die wachsende Faszination. Am Anfang noch laut, so konzentrierten sich die Schülerinnen und Schüler schnell und folgten gebannt den Erklärungen und der Musik. „Auf einmal sind die da und ruhig – wie ausgetauscht“, erzählt Krüger, dem man seine eigene Begeisterung anmerken kann.

Das erste Konzert war noch wackelig und improvisiert

Rusnak, Leiter des Städtischen Orchesters, hauptamtlich für Klavier und elementare Musikpädagogik an der MSD, rief das Städtische Orchester mit Unterstützung durch Müller ins Leben. „Ich hatte Lust, ein rein instrumentales Projekt auf die Beine zu stellen“, erklärt Rusnak. „Unser erstes Konzert war 2017 und noch wackelig und improvisiert.“ Bis kurz vor dem ersten Konzert sei das Interesse gering gewesen, doch plötzlich hätten sich die Plätze gefüllt.

Die Leute spielen um ihr Leben

Davon kann heute keine Rede sein: Die Konzerte des Städtischen Orchesters sind oft viele Wochen im Voraus ausverkauft. Das hat für Krüger einen guten Grund: „Wir stehen der Qualität anderer Orchester in nichts nach.“ „Denn die Leute spielen um ihr Leben“, fügt Rusnak lachend hinzu. Die Motivation sei extrem groß – und das brauche es auch. „Wir arbeiten intensiv vier Tage auf das Konzert hin. Das, was wir in so kurzer Zeit hinkriegen, schafft keiner.“ Und auch das Miteinander sei anders als an anderen Orchestern. „Ich habe das Gefühl, dass hier jeder gleich behandelt wird“, sagt Rusnak. Das mache auch viel mit dem Klang.

Er ist der Kritiker, den ich brauche

Rusnaks Vorbild sei sein Vater. Der 72-jährige Konzertmeister aus Kiew arbeitete nach der Flucht aus der Sowjetunion als stellvertretender Konzertmeister in Bremerhaven. „Er ist der Kritiker, den ich brauche“, sagt Rusnak über seinen Vater. Auf die Frage, was ein Dirigent im Feierabend für Musik hört, antwortet Rusnak: „Momentan höre ich Indie und entspannte House-Musik.“ Das helfe auch gegen die Ohrwürmer der Stücke.

Das Frühlingskonzert ist ausverkauft. Wie wäre es mit einem Besuch des Vorkonzerts?

Auf der Internetseite orchester-delmenhorst.de finden Interessierte Kontaktdaten für eine Bewerbung, die nächsten Veranstaltungen und weitere Details.
Das Frühlingskonzert ist seit Wochen ausverkauft. Das Vorkonzert am 23. März ab 16 Uhr kann ohne Ticket besucht werden. Unter dem Motto „Was kostet klassische Musik?“ zahlen Besuchende einen selbst gewählten Eintrittspreis.

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