Ausruhen und wieder zu Kräften kommen, sind eigentlich zwei der Grundpfeiler in Krankenhäusern. Dass es jedoch auch in Kliniken mal zu erhitzten Gemütern kommen kann, ist klar. In den vergangenen Jahren ist die verbale und körperliche Gewalt gegen medizinisches und pflegerisches Personal in Bremer Krankenhäusern immer weiter gestiegen, heißt es aus der Gesundheit Nord (Geno) und dem Diako. Um ihr Personal zu schützen, greifen die Klinken zu neuen Methoden: Sicherheitsdienste
Sicherheitsdienste in allen Bremer Krankenhäusern
Seit dem 1. März ist die Sicherheitsfirma L’Unità Security ein Teil des auf Deeskalation beruhenden Sicherheitskonzeptes des Diakos. Auch in den Krankenhäusern der Geno wird auf private Unternehmen gesetzt. „Zudem bieten wir regelmäßig Deeskalationstrainings und spezielle Schulungen für unser Personal an“, erklärt Karen Matiszick, Pressesprecherin der Geno.
Selbstverteidigungskurse, Panikräume oder automatische Abriegelungen: Die Methoden, mit denen im Diako für Sicherheit gesorgt werden sollte, waren bereits breit gefächert, ausgereicht haben sie allerdings nicht. „Wir sehen leider keine andere Möglichkeit, als einen Sicherheitsdienst zu beauftragen, um unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie Patienten zu schützen“, erklärt Markus Huber, Pflegedirektor im Diako. Die Sicherheitsfirma patrouilliere nicht durch die Gänge, stellt Huber klar, sondern sei in Notsituationen auf Abruf bereit.
Gesundheitsressort weiß um die Problemlage
Im Gesundheitsressort ist man sich der steigenden Gewalt in Krankenhäusern bewusst. Insbesondere in der Notaufnahme komme es am häufigsten zu Gewaltausbrüchen. Kristin Viezens, Pressesprecherin des Gesundheitsressorts, bestätigt, dass sich die Sicherheitslage in den vergangenen Jahren verschlechtert hat: „Gewalt gegen das Personal im Gesundheitswesen ist nicht zu tolerieren und muss strafrechtlich verfolgt werden.“
Durch eine Gesetzesänderung von 2020 stehe Klinikpersonal seitdem unter dem Strafrechtsschutz. Konkret bedeute dies, dass Angriffe auf diese Berufsgruppen als schwerer Fall gewertet werden und damit eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren vom Gericht verhängt werden könne.
Finanzierung für Sicherheitsdienste aus eigener Tasche
Diako und Geno finanzieren die Sicherheitsdienste aus eigener Tasche. Für das Diako liegen die Kosten im sechsstelligen Bereich. Huber kritisiert, dass es dafür keine Refinanzierung gibt. Dabei müsse, so Viezens, beachtet werden, dass Bremen für die Investitionskosten der Klinken aufkommen müsse, die Krankenkassen für das laufende Geschäft. Eine solche Finanzierung sei dementsprechend nicht vorgesehen.
Der Senat sehe allerdings dringenden Handlungsbedarf, Patientinnen und Patienten besser in die richtigen Versorgungsstrukturen zu steuern. Durch die Schaffung von Notfallzentren, welche außerhalb der regulären Sprechstunden als Anlaufstelle für ambulante Fälle dienen, könnten Notaufnahmen entlastet werden.
Dadurch könne sich die Anzahl der Stresssituationen verringern, in denen es zu Gewalt kommt, schließt Viezens. Dafür benötige es allerdings eine Reform auf Bundesebene und der Ball dafür liege bei der neuen Bundesregierung.