Wer Heizkosten sparen will, sollte frühzeitig die Heizlast seiner Immobilie berechnen. Bild: 23442279 via freepik.com Wer Heizkosten sparen will, sollte frühzeitig die Heizlast seiner Immobilie berechnen. Bild: 23442279 via freepik.com
Heizlastberechnung

Heizlast richtig berechnen

Von
Warum Eigentümer jetzt für den nächsten Winter planen sollten

Klingt merkwürdig in der warmen Jahreszeit: Aber der nächste Winter kommt bestimmt und damit auch eine absehbar nochmals teurere Heizungsperiode. Wie berechnen Immobilieneigentümer die richtige Heizlast für ihr Haus oder ihre Wohnung?

Selbst wenn es draußen wieder deutlich wärmer wird und die Sonne vom Himmel strahlt, wird es manchen Wohnungseigentümern und Hausbesitzern in unserer Region mitunter schlagartig kalt ums Herz. Und zwar regelmäßig dann, wenn die Jahresrechnung vom Wärmeversorger in den Haushalt flattert. Mit Blick auf die kommenden Winter und absehbar weiter steigende Preise für Gas und Öl, aber auch für den Strom für Wärmepumpen versuchen viele, die möglichen Ausgaben im Vorfeld besser zu planen. Wichtig ist die Frage nach der Höhe der Heizkosten auch für alle, die sich mit dem Kauf einer Eigentumswohnung oder eines Hauses beschäftigen. Doch für die Berechnung der Heizleistung und damit die wahrscheinlichen Kosten braucht es tiefes mathematisches Verständnis – oder die Hilfe von Experten. Selbst die überschlägige Heizlastberechnung nach der Formel: Transmissionswärmeverluste in Watt + Lüftungswärmeverluste in Watt = Heizleistung in (Kilo)Watt liefert nur Anhaltspunkte, noch keine Entscheidungsgrundlage über die konkrete Größe und Art der optimalen Heizungsanlage in einer Immobilie.

Ziel: Angenehme und einheitliche Raumtemperatur auch an kalten Tagen

Die Heizlastberechnung ist ein zentrales Verfahren in der modernen Heizungsplanung. Sie dient dazu, den Wärmebedarf eines Gebäudes exakt zu ermitteln. Dabei werden alle relevanten Wärmeverluste berücksichtigt, die durch die Gebäudehülle, Fenster, Türen und Lüftung entstehen. Das Ziel ist es, die Heizleistung zu bestimmen, die notwendig ist, um auch an kalten Tagen eine angenehme Raumtemperatur zu gewährleisten. Diese Leistung wird in Watt oder Kilowatt angegeben und bildet die Grundlage für die Auswahl und Dimensionierung der Heizungsanlage.

„Eine korrekt durchgeführte Heizlastberechnung ist aus mehreren Gründen von großer Bedeutung. Sie stellt sicher, dass die Heizungsanlage weder zu klein noch zu groß ausgelegt wird. Eine zu kleine Anlage kann an frostigen Tagen nicht ausreichend Wärme liefern, während eine überdimensionierte Anlage unnötig hohe Anschaffungs- und Betriebskosten verursacht“, erklärt der Immobilienexperte und -gutachter André Heid von Heid Energieberatung. Darüber hinaus trägt eine präzise Berechnung zur Energieeffizienz bei, da sie hilft, den Energieverbrauch optimal zu steuern und unnötige Verluste zu vermeiden. Auch der Wohnkomfort profitiert davon, denn nur eine richtig dimensionierte Heizung sorgt für gleichmäßige Wärmeverteilung im ganzen Haus. Nicht zuletzt ist die Heizlastberechnung in vielen Fällen Voraussetzung für die Beantragung von Fördermitteln im Rahmen energetischer Sanierungen.

Baujahr, Größe, Baumaterialien und vorhandene Dämmung spielen wesentliche Rolle für das Ergebnis

Die Berechnung kann auf zwei Arten erfolgen: entweder vereinfacht oder ausführlich. Die vereinfachte Methode basiert auf pauschalen Annahmen und eignet sich vor allem für kleinere Einfamilienhäuser. Sie liefert eine grobe Orientierung, ist jedoch weniger genau. Die ausführliche Methode hingegen berücksichtigt zahlreiche Details wie die Wärmedurchgangskoeffizienten der Bauteile, auch U-Werte genannt, sowie die Lüftungswärmeverluste. Diese Methode ist aufwendiger, liefert aber deutlich präzisere Ergebnisse und ist insbesondere bei größeren oder komplexeren Gebäuden zu empfehlen.

© André Heid

© André Heid

„Verschiedene Faktoren beeinflussen die Heizlast eines Gebäudes. Dazu gehört zunächst das Baujahr, denn ältere Gebäude weisen in der Regel höhere Wärmeverluste auf als moderne Neubauten. Auch die Bauart spielt eine Rolle, da sie die Art und Dicke der verwendeten Materialien bestimmt. Eine gute Wärmedämmung kann die Heizlast erheblich senken, da sie den Wärmeverlust durch Wände, Dach und Boden reduziert“, erklärt Experte Heid. Ebenso wichtig sind die Lüftungsverluste, die durch undichte Fenster, Türen oder häufiges Lüften entstehen. Die Größe des Gebäudes wirkt sich direkt auf die Heizlast aus, da größere Flächen mehr Energie benötigen, um auf Temperatur gehalten zu werden. Auch die Geometrie des Gebäudes ist entscheidend: Kompakte Bauformen verlieren weniger Wärme als verwinkelte oder ausladende Strukturen. Die gewünschte Raumtemperatur beeinflusst die Berechnung ebenfalls, denn je höher die Zieltemperatur, desto mehr Heizleistung wird benötigt. Schließlich spielt der Standort eine Rolle, da die Norm-Außentemperatur regional unterschiedlich ist. In kälteren Regionen Deutschlands – und dazu gehört tendenziell auch unsere Region – fällt die Heizlast entsprechend höher aus. Sicherheitszuschläge werden zusätzlich berücksichtigt, um unvorhergesehene Kälteeinbrüche oder Änderungen in der Nutzung der Räume auszugleichen.

Für die Durchführung einer Heizlastberechnung sind bestimmte Unterlagen erforderlich. Dazu zählen die Grundrisse und Schnittzeichnungen des Gebäudes, die Informationen über die Außenflächen, Fenster und Türen liefern. Ebenso wichtig sind Angaben zu den verwendeten Baumaterialien, insbesondere deren U-Werte, da diese den Wärmedurchgang bestimmen. Informationen zur bestehenden oder geplanten Heizungsanlage sind notwendig, um die Effizienz der Anlage einschätzen zu können. Wenn eine Sanierung oder Modernisierung geplant ist, müssen auch diese Maßnahmen in die Berechnung einfließen, um den zukünftigen Wärmebedarf korrekt zu erfassen.

Die Heizlastberechnung sollte von qualifizierten Fachleuten durchgeführt werden. Energieberater sind auf die Analyse von Gebäuden und deren Energiebedarf spezialisiert und verfügen über das nötige Know-how. Auch Ingenieurbüros, die sich mit Gebäudetechnik befassen, bieten diese Dienstleistung an. Sie nutzen spezielle Software und arbeiten nach anerkannten Normen, um zuverlässige Ergebnisse zu liefern.

Die Kosten für eine Heizlastberechnung variieren je nach Umfang und Komplexität des Projekts. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus liegen sie meist unter 1.000 Euro. Bei größeren oder besonders aufwendigen Objekten können die Kosten entsprechend höher ausfallen. André Heid: „Diese Investition lohnt sich jedoch, da sie langfristig zu einer effizienteren Heizungsnutzung und geringeren Energiekosten führt.“ Denn eines ist sicher: Der nächste Winter kommt bestimmt.

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner