Am bisher heißesten Tag des Jahres merkten Pendler in einem Metronom nach Bremen, dass es draußen ähnlich temperiert war wie drinnen. Die Klimaanlage war zumindest „nicht zu fühlen“, so ein Fahrgast mit rotem Kopf und Schweißperlen auf der Stirn. In einer modernen BSAG-Straßenbahn Richtung Domsheide folgte eine kurze Erfrischung: Das kühle Gebläse am Fenster tröstete über die gefühlte Sauna davor hinweg. Die nächste Straßenbahn schwächelte schon wieder mit muffiger Umluft. Nicht immer ist ein Defekt der Klimaanlage der Grund fürs Schwitzen – eine kleine Klima-Krise.
Die Deutsche Bahn bietet im Notfall Wasser in Fernzügen an
Die Deutsche Bahn setzt auch in diesem Sommer auf möglichst neue Technik: „Die Klimaanlagen der neuen Fahrzeuge sind leistungsfähiger, erfüllen den Komfortanspruch bis zu einer Außentemperatur von 40 Grad Celsius und sind funktionsfähig bis 54 Grad“, erklärt ein Sprecher des Unternehmens. Im Vergleich zum Sommer 2019 habe die DB in diesem Jahr mit über 250 Fahrzeugen mehr als dreimal so viele Fernverkehrszüge mit modernster Klimaanlagentechnik im Einsatz.
Allerdings: Ist durch eine Störung die Stromzufuhr über die Oberleitung unterbrochen oder muss aus einem anderen Grund abgeschaltet werden, funktioniert die Klimaanlage nicht mehr. Auch Böschungsbrände oder umgestürzte Bäume können der Grund sein. „In solchen Fällen führen alle Fernverkehrszüge ausreichend Wasservorräte mit sich, die bei Bedarf verteilt werden“, verspricht der Sprecher. Auf die Flotte gerechnet seien das 65.000 Liter.
Darüber hinaus könnten sich Fahrgäste bei hohen Temperaturen an das Personal wenden. „Die Basistemperatur beträgt 23 Grad. Unser Bordpersonal kann die Temperatur um plus/minus zwei Grad verändern.“
Klimaanlagen kämpfen gegen zu lang geöffnete Türen
Auch die Straßenbahnen der BSAG sind mit Klimaanlagen ausgestattet, sagt die stellvertretende Sprecherin Katharina Rüßbült. Die Geräte würden sich automatisch einschalten. Zu hohe Temperaturen im Inneren haben mindestens einen Grund: „Die Klimatisierung muss gegen geöffnete Fahrzeugtüren anarbeiten, was alle paar hundert Meter an den Haltestellen geschieht.“ Allerdings kann das Fahrpersonal die Temperatur im Fahrgastraum nicht regulieren.
21 Grad Idealtemperatur in Metronom-Zügen
Bei Metronom stiegen Klimaanlagen am 2. Juli aus, wie Sprecher Björn Tiedemann bestätigt. Diese Züge nehme man so schnell wie möglich aus dem Verkehr. „Leider können wir bei Wartung, Instandhaltung und Reparatur der Züge – und auch der Klimaanlagen – keinen Einfluss nehmen. Selbst wenn wir es wollten – die Züge sind Eigentum der LNVG“, bedauert Tiedemann.
Immerhin habe jedes Fahrzeug und jeder Wagen eine Klimaanlage. Sie sollen permanent bei 21 Grad laufen. Das Personal dürfe man ansprechen, wenn es zu heiß wird.
Regelmäßige Wartung
Nicht extra getestet haben wir an den Hitzetagen die Züge der NordWestBahn. Ihr Sprecher Benjamin Havermann verspricht aber: „Die Klimaanlagen in unseren Fahrzeugen werden gemäß den Vorgaben der Hersteller regelmäßig gewartet.“
Die Solltemperatur im Fahrgastraum liege bei Temperaturen von etwa 20 bei rund 21 Grad. Er betont: „Die maximale Temperaturdifferenz zur Außentemperatur beträgt in der Regel etwas mehr als 10 Grad.“ Bei Ausfällen seien nur einige Waggons betroffen.
Über 30 Grad sind zu viel
Malte Diehl, Vorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn Bremen erklärt: „Grundsätzlich sind alle modernen Fahrzeuge, egal ob Bahn, Straßenbahn oder Bus ausreichend klimatisiert. Die Klimaanlagen werden üblicherweise vom Personal bedient.“ Eine konkrete Temperaturschwelle, die noch erträglich ist, lasse sich schwer festsetzen. Klar sei, dass über 30 Grad zu viel sind.
Die Unternehmen müssten aber ihr Personal stärker für Fälle wie in Elsfleth trainieren, wo kürzlich bei Hitze wegen eines technischen Defekts ein Zug zum Stehen kam und auch die Klimaanlage ausfiel. „Es kann nicht sein“, so Diehl, „dass erst nach mehreren Stunden überhaupt Polizei und Rettungskräfte gerufen wurden.“ In Notfällen könnten auch die Fahrgäste die Türverriegelung aufheben, weiß der Fahrgast-Vertreter und meint: „Bevor ich kollabiere, würde ich das im Zweifel vorziehen, wenn das Personal nicht für gebotene Abhilfe der unmittelbaren Gefahr sorgt“.
Zuerst müsse aber das Personal angesprochen werden. Wenn dann niemand reagiert, empfiehlt er, den telefonischen Notruf zu wählen.







