Wer weiterhin auf fossile Energiequellen für die Heizung setzt, wird sich in den kommenden Jahren auf steigende Preise gefasst machen müssen.Foto: ri auf Pixabay Wer weiterhin auf fossile Energiequellen für die Heizung setzt, wird sich in den kommenden Jahren auf steigende Preise gefasst machen müssen. Foto: ri auf Pixabay
Wärmewende

Das unsichtbare Preisschild

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Gasheizungen sind nach Berechnungen von Finanztip dreimal teurer als viele Käufer denken

Fast die Hälfte aller neuen Heizungen waren im ersten Quartal 2025 Gasheizungen (48 Prozent) – eine oft teure Kostenfalle, meint Finanztip: Eine neue Gasheizung im Einfamilienhaus kostet auf dem Papier oft nur rund 8.000 Euro. Doch eine aktuelle Berechnung des Geldratgebers zeigt: Über 20 Jahre gerechnet summieren sich die tatsächlichen Kosten des Modells Gasheizung auf über 25.500 Euro – mehr als das Dreifache des Anschaffungspreises. Grund dafür sind vor allem die steigenden CO₂-Kosten. Sie sind im Kaufpreis nicht sichtbar, verteuern aber fossiles Heizen langfristig stark.

Lohnt sich die Gasheizung noch?

„Was auf dem Preisschild der Gasheizung fehlt, sind die CO₂-Kosten der nächsten 20 Jahre – bis sie nach dem Gebäudeenergiegesetz 2045 außer Betrieb gehen muss“, warnt Sandra Duy, Expertin für energetisches Sanieren bei Finanztip. „Diese belaufen sich laut unserer Berechnung auf rund 17.500 Euro zusätzlich.“ Damit liegt der reale Preis einer neuen Gasheizung nicht bei 8.000, sondern bei etwa 25.500 Euro.

Nicht berücksichtigt sind mögliche Belastungen wie steigende Netzentgelte für Gas, weil immer weniger Gaskunden sich die Netzkosten teilen müssen oder die seit 2024 geltende Pflicht zur Beimischung von Biogas für neue Gasheizungen.

Im Vergleich dazu koste eine Wärmepumpe im Einfamilienhaus zwar oft rund 30.000 Euro brutto. Doch staatliche Förderungen würden diesen Betrag deutlich senken: Für die meisten Eigenheimbesitzer seien 50 Prozent Förderung realistisch. „Wer nur auf den Einstiegspreis schaut, entscheidet sich womöglich für die langfristig teurere Option“, warnt Duy.

Verbraucherzentrale ordnet Zahlen ein

Inse Ewen von der Verbraucherzentrale Bremen relativiert die Berechnungen von Finanztip: „Aus der Erfahrung heraus liegen die Kosten für Wärmepumpen deutlich über 30.000 Euro“, erklärt sie. Dabei würden Zuschüsse aber auf der Basis von maximal 30.000 Euro gewährt. Mehrkosten muss der Auftraggeber alleine tragen.

Kritisch betrachtet die Verbraucherschützerin auch die in der Beispielrechnung veranschlagten 24.000 Kilowattstunden Gas pro Jahr für einen 150 Quadratmeter Haushalt. Das lasse auf einen relativ schlechten Sanierungsstand schließen. Entsprechend hoch sei dann der Stromverbrauch für die Wärmepumpe.

„Wir teilen grundsätzlich die Auffassung, dass Wärmepumpen auf lange Sicht günstiger sind“, sagt Hannah Simon von der Bremer Klimaschutzagentur Energiekonsens. Auch dort sei man aber vorsichtig, was konkrete Zahlen angehe. Insbesondere der tatsächliche CO₂-Preis sei schwer vorherzusagen. „Klar ist nur, dass er steigen wird. In welchem Maß ist ungewiss“, erklärt Simon. Aktuell beträgt der Preis 55 Euro pro Tonne, das Finanztipmodell rechnet mit einem Durchschnittspreis von 182 Euro.

Mit gutem Gewissen zur Gasheizung?

Kann man vor dem Hintergrund heute noch guten Gewissens eine Gasheizung einbauen? „Da gibt es ein klares Jein. „Wer jetzt eine Gasheizung für 8.000 Euro einbaut, dem muss bewusst sein, dass in den nächsten Jahren erneuerbare Energien erforderlich sind und zum Beispiel Solarthermie installiert werden muss oder Biogasbezug erforderlich ist“, so Ewen. Heizungsbauer seien verpflichtet, die Verbraucher darüber zu informieren und dies für den Schornsteinfeger zu protokollieren.

Ewen hat noch einen Tipp: „Bis zum 30. August gibt es noch eine Förderung aus dem Land Bremen und diesbezüglich würde dann noch einmal zusätzlich viel für die Wärmepumpe sprechen. Mit dem Heizungstauschprogramm aus Bremen erhalten die Haushalte bis zu 60 Prozent an Förderung insgesamt mit der Bundesförderung. Das ist sehr attraktiv“, erklärt Ewen.

Nach einer aktuellen Erhebung des Verbraucherzentrale Bundesverbandes liegt der Durchschnittspreis für die Insatallation einer Luft-Wasser-Wärmepumpe bei 36.000 Euro, ein Erdgas-Brennwertkessel kostet demnach 16.000 Euro. In Bremen liegen die Preise für Gasheizungen jedoch niedriger, laut Ewen zwischen 9.000 und 12.000 Euro.

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