„Wie rollte der dicke, fette Pfannkuchen weiter?“, fragt die pädagogische Fachkraft für Sprachförderung in der Kindertageseinrichtung Martin Luther in Findorff. „Kantappa Kantappa Kantappa“, antworten die Kinder wie aus einem Mund. Alle bekommen hier besondere Sprachförderung. Anlässlich des beginnenden Kita-Jahres mahnt die Bremische Evangelische Kirche (BEK) Sprachdefizite bei den Kindern an.
Sprachdefizite unterschiedlich verteilt
„Wir stellen fest, dass Kinder in immer anregungsärmeren Umgebungen aufwachsen“, erklärt Carsten Schlepper, Leiter des Landesverbandes Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder. Dass Eltern ihren Kindern weniger vorlesen und generell weniger kommuniziert werde, habe zur Folge, dass immer mehr Kinder mit Sprachförderbedarf in die Kindergärten kommen.
Nach einer Studie der Kaufmännischen Krankenkasse waren es im Jahr 2023 rund 8,6 Prozent bundesweit. Auch in Bremen mache sich dies bemerkbar – mit deutlichen Unterschieden nach Stadtteil.
Während in Gröpelingen rund 74 Prozent der Kinder nicht ausreichend Deutsch sprechen können, sind es in Schwachhausen unter 10 Prozent. „In Gröpelingen wachsen beispielsweise viele Kinder zweisprachig auf, das ist prinzipiell sehr gut. Wir müssen es allerdings schaffen, dass die Kinder zum Übergang in die Schule gut Deutsch sprechen können“, so Schlepper weiter.
Sprach-Kita 2.0
Dafür gibt es in Bremen das Projekt Sprach-Kita 2.0. Die Rahmenbedingungen des Projektes seien gut, findet Schlepper, allerdings sei die Ausgestaltung ungenügend. Ein großer Kritikpunkt: die Finanzierung. Mittel für die Sprachförderung sind Projektfinanzierung und gehören damit nicht zum Grundstock.
„In der Praxis sieht das dann wie folgt aus: Wenn es zu einer Tariferhöhung kommt, müssen wir den Pädagoginnen und Pädagogen mehr Geld zahlen. Wir bekommen aber nicht automatisch mehr Geld durch die Projektförderung. Also müssen wir ihnen die Stunden reduzieren.“ Die erbrachten Leistungen würden dementsprechend sinken.
Die Projektmittel würden sich zudem aus Landes- und Bundesmitteln zusammensetzen, eine Finanzierung über 2026 hinaus sei nicht zwingend sicher. „Wir denken zwar, dass das Förderprojekt auch darüber hinaus weiterlaufen wird, aber dass Bremen sich hier nur auf Bundesmittel verlässt, ist fatal“, so Schlepper.
Sprachförderung ab erstem Kitajahr gefordert
Was die Kinder allerdings bräuchten, sei eine Sprachförderung, die ab dem ersten Kita-Jahr von qualifiziertem Personal durchgeführt werde. „Kinder müssen in Sprache baden. Es braucht reale Umwelterfahrungen, wie gemeinsames Singen und gemeinsames Reimen“, schließt Schlepper.
Genau wie in der Sprachfördergruppe der findorffer Kita Martin Luther: Jedes Kind erzählt einen Teil der Geschichte rund um den dicken fetten Pfannkuchen, der aufgegessen werden will, sich aber aus dem Staub machen kann. Zum Schluss fallen alle Kinder glücklich in ein gemeinsames „Kantappa Kantappa Kantappa“ ein.







