Für viele Menschen in Lilienthal empfehlen die Stadtwerke den Einbau einer Wärmepumpe, wenn sie ihr Haus nicht an kommunale Wärmenetze anschließen können oder wollen. Foto: Pixabay
Lilienthal

Wärmepumpe oder Wärmenetz?

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Abschlussbericht der Stadtwerke zur kommunalen Wärmeplanung / Übergabe an die Politik

Ungewöhnlich viele Gäste besuchten die Sondersitzung des Umweltausschusses, bei der die Stadtwerke Osterholz die Ergebnisse ihrer Bestands- und Potenzialanalyse zur kommunalen Wärmeplanung in Lilienthal vorstellten. Welche Änderungen mit welchen Fristen nun wirklich auf die Bürgerinnen und Bürger Lilienthals zukommen, müssen die entsprechenden politischen Gremien entscheiden. Der Bericht der Stadtwerke bildet den Aufschlag für die kommenden Beratungen.

Ziel der kommunalen Wärmeplanung sei es, den besten und kosteneffizientesten Weg für eine klimafreundliche Wärmeplanung zu finden, erläuterte Lorenz Schlüter, Projektingenieur bei den Stadtwerken. Die vergleichsweise dünne Besiedlung des Lilienthaler Gemeindegebiets habe zur Folge, dass für verschiedene Bereiche der Gemeinde jeweils unterschiedliche Lösungen sinnvoll seien, so Schlüter weiter.
Bereits jetzt gibt es in Lilienthal Wärmenetze im Bereich Schoofmoor sowie eines rund um die Diakonie. Auch im Trupermoor gebe es 23 Häuser, die sich für ihre Wärmeversorgung zusammengeschlossen haben, berichtete ein anwesender Bürger. Dieses letzte Netz floss bis zur Ausschusssitzung noch nicht in die Auswertung der Stadtwerke ein.

Die bestehenden Wärmenetze zu erweitern, sei perspektivisch eine sinnvolle Option, so Schlüter. Im Bereich der Dr.-Ruckert-Straße sowie der Dr.-Hünerhoff-Straße empfehlen die Stadtwerke darüber hinaus, die Sinnhaftigkeit eines weiteren Wärmenetzes zu prüfen. Eine entsprechende Bürgerbefragung in dem Gebiet ist für den Herbst geplant. So hätten perspektivisch auch weitere Gebäudeinhaber die Möglichkeit, ihre Häuser an die Wärmenetze anzuschließen.

Solche Wärmenetze werden allerdings nicht ganz Lilienthal versorgen. Ab einer gewissen Größe würden die Netze aufgrund der langen Leitungen ineffizient, so Schlüter. In Gegenden, wo die Bebauung nicht dicht genug ist, als dass sich ein Wärmenetz lohnt, seien Wärmepumpen meist die beste Lösung, erläuterte Tobias Thomsen von den Stadtwerken.

Auch wer nah genug an einem Wärmenetz wohnt, um die eigene Immobilie daran anzuschließen, ist keineswegs dazu verpflichtet. „Die kommunale Wärmeplanung ist weder rechtlich bindend noch eine Garantie dafür, dass die Endverbraucher sich an das kommunale Wärmenetz anschließen“, so Schlüter. Die Entscheidung liege letzten Endes bei den Bürgerinnen und Bürgern selbst. Ein Anschluss an die Wärmenetze gehe zwar nicht „von heute auf morgen“, so Schlüter, sondern dauere je nach Planungs- und Bauphase etwa drei bis sechs Jahre. Es handele sich aber „nach aktuellem Förderstand in vielen Fällen um die wirtschaftlichste Lösung.“

Unabhängig vom Standort gelte: Wenn in Lilienthal weiter fossile Heizungen eingebaut würden, sei es kaum möglich, die kommunale Wärmeplanung bis 2040 klimaneutral zu gestalten, wie es das niedersächsische Klimagesetz anstrebt. Der größte Teil an Gebäuden in Lilienthal sei auch ohne Umbauten bereits jetzt geeignet, um Wärmepumpen zu installieren, so Schlüter.

Konkrete politische Maßnahmen sind noch unklar

Im Anschluss an den Vortrag Schlüters bot die Ausschusssitzung Raum für Fragen der Ausschussmitglieder ebenso wie der anwesenden Bürgerinnen und Bürger. Viele Fragen drehten sich um die Kosten, die auf Hausbesitzer zukommen, wenn diese von einer Gasheizung auf eine Wärmepumpe oder einen Anschluss an das kommunale Wärmenetz umrüsten. Konkrete Zahlen hierzu konnte Thomsen allerdings nicht liefern, da diese stark von kommenden gesetzlichen Vorgaben sowie Regelungen der Bundesnetzagentur abhingen, welche noch nicht klar seien. Sicher sei allerdings, dass es weiterhin teurer werde, mit Gas zu heizen. Der Tarif im Gebiet des Wärmenetzes Schoofmoor liege beispielhaft gerade „weit unter dem bundesweiten Durchschnitt“, betonte Thomsen. Ein Wandel weg vom Gas sei sicher die günstigere Lösung.

Da die Stadtwerke als kommunaler Versorger verpflichtet sind, alle Haushalte zu versorgen, müssten sich die Menschen in Lilienthal aber auch nicht über einen etwaigen Rückbau des Gasnetzes sorgen. Solange Haushalte Gas benötigen, würden die Stadtwerke dieses auch verlässlich liefern, betonte Thomsen.

Wasserstoff spiele in der kommunalen Wärmeplanung keine Rolle, da es hierfür von Gesetzes wegen einer eigenen Infrastruktur bedürfe. Dies sei für Privathaushalte, insbesondere im vergleichsweise dünn besiedelten Lilienthal, nicht sinnig, so Schlüter.

Entscheidungen über konkrete Maßnahmen und Vorgaben der Gemeinde, also „das was politisch zu beraten ist“, werde die Verwaltung den entsprechenden Ausschüssen und Gremien zuführen, versicherte Jürgen Weinert, Leiter der Stabsstelle im Rathaus. Dass große Teile Lilienthals dezentral mit Wärme versorgt werden müssten, sei auch ein Grund dafür, dass die Gemeinde die Wärmepumpenwochen ins Leben gerufen hat. Diese bieten noch bis zum 1. September Informationsveranstaltungen und Beratungsangebote rund um das Thema Wärmepumpen an.

Am Mittwoch, 27. August, stellt Schlüter gemeinsam mit anderen Beteiligten die kommunale Wärmeplanung im Landkreis vor. Die öffentliche Veranstaltung findet um 18.30 Uhr im Rathaus Osterholz-Scharmbeck statt. Ab diesem Datum soll auch eine interaktive Karte mit den Daten der Bestandsanalyse auf dem Geoportal des Landkreises verfügbar sein, erreichbar unter lk-ohz.maps.arcgis.com

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