Ein Sprachtest kann auch Spaß machen. Fenja aus der Kita Charlotte Niehaus absolviert gemeinsam mit Vitali die PRIMO-Sprachstandserfassung. Foto: Schlie Ein Sprachtest kann auch Spaß machen. Fenja aus der Kita Charlotte Niehaus absolviert gemeinsam mit Vitali die PRIMO-Sprachstandserfassung. Foto: Schlie
Bildung

Früher üben, später profitieren

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Sprachdefizite erkennen um rechtzeitig zu fördern: PRIMO-Test kommt in die Kita

Fast jedes zweite Vorschulkind in Bremen kann nicht richtig Deutsch sprechen. Durch gezielte Förderung will das Bildungsressort die Sprachkompetenzen der Kinder verbessern. Um zu erfassen, welche Bremer Kinder Unterstützung benötigen, wird gut ein Jahr vor dem Schulbeginn verpflichtend die sogenannte PRIMO-Sprachstandsfeststellung durchgeführt.

PRIMO kommt in die Kita

„Bisher ist es so, dass die Kita-Kinder gemeinsam in die Schule gehen, um diesen Test abzulegen“, erklärt Frank Block vom Institut für Qualitätsentwicklung im Land Bremen (IQHB). „Es ist eine große Hürde für die Kinder, die in eine neue Umgebung kommen, um den Test zu machen“, so Block weiter.

In Woltmershausen läuft deshalb derzeit ein Pilotprogramm: Die PRIMO-Sprachstandsfeststellung kommt in die Kita. In drei Jahren soll das Konzept auf ganz Bremen ausgeweitet werden, bestätigt Block. „Wir wollen altersbezogen in die Kitas kommen, sodass wir auch ein einheitliches Bild zwischen den Kindern haben“, erklärt er.

PRIMO fragt vier Kompetenzen ab

Insgesamt vier verschiedene Kompetenzen werden bei dem Test abgefragt – rund 110 Fragen insgesamt. Bevor es überhaupt losgeht, absolvieren sie jedoch zunächst ein kleines Spiel auf dem Tablet: „Ganz simpel – einen Luftballon zum Platzen bringen. Aber es ist wichtig, dass die Kinder verstehen, wie das funktioniert“, so Block.

Bei Vitali, der den Test in der Kita Charlotte Niehaus in Rablinghausen absolviert, sorgt das bereits für großen Spaß. Man merkt schnell, dass der Test die Kinder spielerisch dazu anregt, ihre Sprache aktiv zu nutzen. Zunächst wird der passive Wortschatz abgefragt. „Über die Kopfhörer bekommen die Kinder ein Wort gesagt, zum Beispiel: Pfeil. Dann sind auf dem Bildschirm vier Bilder zu sehen, und die Kinder klicken im besten Fall das richtige an“, erklärt Block.

„Hä, hier ist doch gar kein Pfeil, oder?“, wundert sich Vitali. Der Haken: Gemeint ist kein Pfeil wie auf einem Verkehrsschild, sondern einer, der mit einem Bogen abgeschossen wird. Nach kurzem Überlegen klickt Vitali schließlich doch das richtige Bild an.

Konkrete und abstrakte Begriffe

Im zweiten Testabschnitt werden „abstrakte Begriffe“ abgefragt. „Es wird schon ein bisschen schwerer“, meint Block. „Wenn den Kindern zum Beispiel das Wort ‚größer‘ gesagt wird, müssen sie das größere Symbol anklicken.“

Vitali und Fenja, die den Test in der Kita gemeinsam absolvieren, meistern die Aufgaben ohne Schwierigkeiten. Im Gegenteil: Es wird laut nachgedacht – und wenn man sich sicher ist, wird das Verhältniswort gleich pantomimisch dargestellt.

Phonetische Bewusstheit ist Teil der PRIMO-Sprachstandserfassung

„Die phonetische Bewusstheit, also die Fähigkeit zur Lautunterscheidung, ist für uns Erwachsene natürlich total simpel. Aber bei Kindern ist es wichtig, das direkt abzufragen“, erklärt Block den dritten Abschnitt. Es werden immer zwei Wörter vorgesprochen, die entweder ähnlich klingen – „zum Beispiel Hose und Hase“, erklärt Rae Kränzel, pädagogische Fachkraft in der Kita – oder genau gleich sind.

Die Aufgabe besteht darin, die Lautunterscheidung herauszuhören. Es sei wichtig für das Lesen- und Schreibenlernen in der Schule, dass Kinder ähnliche Laute unterscheiden können.

Der vierte Bereich wird bei Kindern in der Kita von den pädagogischen Fachkräften erhoben. Für diesen Abschnitt beantworten sie gezielt Fragen, die bestimmte Kompetenzen der aktiven Sprache abfragen.

Nach dem Test, vor der Förderung

Nach 20 bis 30 Minuten ist der Test vorbei – je nachdem, wie sich das Kind schlägt. „Länger dürfte er auch gar nicht dauern, sonst sind die Kinder viel zu erschöpft“, so Block. Nach einigen Wochen erhalten die Eltern dann das Ergebnis. Einmal pro Woche werden Kinder in der Kita Charlotte Niehaus mit Sprachdefiziten gezielt gefördert, um sie auf die Schulzeit vorzubereiten, erklärt Block.

Wie das konkret aussieht? „Vorlese-Kinos, Reimen oder mit Buchstaben jonglieren“, erklärt Kita-Leiter Christian Ochmann. Das Wichtigste sei, die Sprachförderung spielerisch und mit Spaß anzugehen. „So kommt man am weitesten“, schließt Ochmann.

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