Seit 2022 arbeitet die Bundesregierung an einer Strategie gegen Einsamkeit. Bremen hat keine eigene, obwohl mehr als jeder zweite Einsamkeit kennt. Foto: pixabay Seit 2022 arbeitet die Bundesregierung an einer Strategie gegen Einsamkeit. Bremen hat keine eigene, obwohl mehr als jeder zweite Einsamkeit kennt. Foto: pixabay
Einsamkeit

Unsichtbar, aber real

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56 Prozent kennen soziale Isolation / Opposition kritisiert fehlende Strategie

Einsamkeit ist längst kein Randphänomen mehr, sondern ein still wachsendes Problem mitten in der Stadt. Die Gründe sind vielfältig, doch gerade die Folgen der Pandemie und die soziale Isolation, machen sich laut des Einsamkeitsreports der Techniker Krankenkasse bemerkbar.

Einsamkeit wirkt aufs Gehirn

„Wichtig ist, dass allein sein und Einsamkeit etwas völlig anderes ist“, erklärt Sonia Lippke, Professorin für Gesundheitsförderung und Prävention an der Constructor University. „Alleinsein ist ein völlig neutraler Zustand, während Einsamkeit geprägt ist durch einen Änderungsdruck“, so Lippke.

Einsamkeit gehe nicht nur mit einer objektiven sozialen Isolation einher, sondern auch mit dem Gefühl: „Hier stimmt etwas nicht.“ Zudem zeige sich Einsamkeit auch physiologisch. „Einsamkeit wirkt aufs Gehirn“, erklärt Lippke. „Wir wissen aus der Forschung, dass Einsamkeit in denselben Regionen verarbeitet wird wie Schmerz – und so kann es zu Veränderungen kommen“, so Lippke weiter.

Senat sieht Einsamkeit als Querschnittsthema

Der Einsamkeitsreport aus dem vergangenen Dezember zeigt, wie breit das Problem inzwischen wirkt. So empfinden 56 Prozent der Menschen in den norddeutschen Bundesländern Einsamkeit in unterschiedlicher Ausprägung. Seit 2022 beschäftigt sich auch die Bundesregierung politisch mit dem Thema. Ein eigenes Ministerium zur Bekämpfung, wie es im Vereinigten Königreich existiert, gibt es zwar nicht, wohl aber eine nationale Strategie.

Darin werden bestehende Angebote gebündelt und systematisch aufgeführt. Eine von Bremen selbst entwickelte Strategie existiert hingegen nicht, erklärt Nina Willborn, Sprecherin der Sozialsenatorin Claudia Schilling. Auch eine zentrale Ansprechperson fehlt – und ist, wie aus einer Senatsantwort auf eine Anfrage der CDU hervorgeht, „nicht vorgesehen“. Stattdessen begreife der Senat Einsamkeit als sozialpolitisches Querschnittsthema, so Willborn.

Im Sozialressort sind beispielsweise Tagestreffpunkte für Wohnungslose, Mütterzentren oder Orte der offenen Kinder- und Jugendarbeit angesiedelt. Im Gesundheits-, Kinder- und Sportressort werden zudem weitere Maßnahmen umgesetzt – auch wenn nicht immer explizit das Etikett „Einsamkeitsbekämpfung“ daran hängt. Willborn betont außerdem, dass das Kompetenznetz Einsamkeit „gemessen am Bevölkerungsanteil dem Land Bremen eine überdurchschnittliche Aktivität bei der Bekämpfung bestätigt.“

CDU fordert Landeseigene Strategie

Kritik kommt dennoch aus der Bremer Opposition. „Bremen braucht endlich eine eigene Strategie gegen Einsamkeit. Während andere Bundesländer längst handeln – in Nordrhein-Westfalen hat Ministerpräsident Hendrik Wüst das Thema zur Chefsache gemacht –, bleibt Bremen untätig“, erklärt Sigrid Grönert, sozialpolitische Sprecherin der CDU-Bürgerschaftsfraktion.

Der Bremer Senat unterschätze die Bedeutung des Themas und lasse es liegen, so Grönert weiter. Die CDU fordert unter anderem die Erhebung aktueller Daten sowie eine gezielte Ursachenforschung, um das Problem wirksamer bekämpfen zu können.

Jeder könne etwas tun

Doch auch jeder Einzelne könne etwas gegen Einsamkeit tun, erklärt Lippke. „Es gibt viele Möglichkeiten – von kognitiven Maßnahmen, also dem Bewusstmachen der eigenen Einsamkeit, bis hin dazu, aktiv auf andere Menschen zuzugehen und vielleicht auch ihnen aus der Einsamkeit zu helfen“, so Lippke.

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