Rund 250 Personen waren im vergangenen Jahr bei der „Offenen Nacht von 8 bis 8“. In diesem Jahr rechnet die pädagogische Leitung, Susanne Kettler, mit mehr Leuten. Foto: CVJM Rund 250 Personen waren im vergangenen Jahr bei der „Offenen Nacht von 8 bis 8“. In diesem Jahr rechnet die pädagogische Leitung, Susanne Kettler, mit mehr Leuten. Foto: CVJM
Offene Nacht

Not wächst, Spenden schwinden

Von
CVJM lädt zum Heiligabend Obdachlose ein – dieses Jahr unter schwierigen Bedingungen

Tanzendes Kerzenflackern auf dem Weihnachtsbaum, wärmende Lichter hinter den Fenstern und strahlende Augen, wenn die Bescherung naht. Für viele ist Heiligabend ein Moment zum Innehalten und um ihn mit Lieben zu verbringen – aber nicht jeder hat einen Ort, an dem er den Abend in Gesellschaft verbringen kann. Insbesondere wenn man auf der Straße lebt.

Offene Nacht seit 40 Jahren in der Birkenstraße

Unter dem Motto „Offene Nacht von 8 bis 8“ öffnet der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) seit über 40 Jahren am 24. Dezember seine Türen an der Birkenstraße. „Es ist jedes Jahr eine große Anstrengung, aber wir machen es trotzdem“, erklärt Susanne Kettler, pädagogische Leitung beim CVJM. Zwölf Stunden lang sind die Räume des CVJM für alle geöffnet.

„Wir bieten warmes Essen im Saal, wir haben die ganze Nacht durchgängig Kaffee, Kuchen, Obst und auch einen Sanitätsraum“, so Kettler. Aktionen wie gemeinsames Filme schauen oder Bingo spielen würden die Stimmung zudem besonders festlich machen. Allerdings stünden die Vorzeichen in diesem Jahr nicht gut. Zwei Dinge bereiten Kettler Sorgen.

Ketteler sieht steigende Not

„Da ist zum einen die steigende Nachfrage, bei der wir nicht wissen, ob wir sie stemmen können“, sagt Kettler. Während 2023 noch rund 150 Gäste kamen, waren es im vergangenen Jahr 250. Dies führe laut Kettler zu verschiedenen Problemen: „2023 war es auch so, dass man sagen konnte: Komm, jeder bekommt eine zweite Portion.

Vergangenes Jahr war alles um Viertel vor neun weg.“ Dieses Jahr, so denkt Kettler, könnten es noch mehr Menschen werden, die am 24. Dezember kommen: „Wenn ich mit offenen Augen durch die Stadt gehe, habe ich ganz deutlich den Eindruck, dass die Not immer größer wird.“ Mehr Menschen könne der CVJM räumlich gar nicht unterbringen.

„Ich finde diesen Gedanken ganz schrecklich, um halb neun sagen zu müssen: Wir machen jetzt Schluss, ihr bleibt alle draußen im Regen stehen“, sagt Kettler. Sie wünsche sich die Hilfe von Organisationen, die zumindest zur Hochphase eine ähnliche Aktion anbieten würden, um den Druck etwas zu mindern.

Deutlich weniger Spenden für die Offene Nacht

Zudem nehme die Spendenbereitschaft deutlich ab, erklärt Kettler. „Nicht nur finanziell, sondern auch materiell.“ Die Offene Nacht endet am Morgen des ersten Weihnachtsfeiertags mit einem Frühstück, nachdem gemeinsam gegessen, gespielt, gelacht und dann geschlafen wurde. „Wir finden aktuell aber niemanden, der fürs Frühstück spenden will“, so Kettler.

Auch die bereits zugesagten Spenden fallen zum Teil deutlich kleiner aus. Nach dem Frühstück gibt man den Obdachlosen dann noch ein kleines Paket mit – so zumindest der Plan. Doch auch dort fehlt es an Unterstützung. „Ich weiß, Weihnachten ist noch lange hin. Aber es kribbelt halt so“, schließt Kettler.

Sie hofft auf mehr Spenden – egal ob von Organisationen oder Privatpersonen. Eine Möglichkeit: Privatpersonen können, ähnlich wie bei „Weihnachten im Schuhkarton“, kleine Pakete zusammenstellen und abgeben. Besonders benötigt werden Einmalrasierer, Tampons, Seife, Pflaster oder Bepanthen. Aber auch etwas zu essen: „Haltbare Kekse zum Beispiel, Süßigkeiten können da gut mit rein – die brauchen Zucker ohne Ende auf der Straße, gerade im Winter“, so Kettler.

 

Mehr Informationen gibt es unter cvjm-bremen.de

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren...

WordPress Cookie Plugin von Real Cookie Banner