296 Fälle häuslicher Gewalt mit 272 Betroffenen zählte die Polizei im Landkreis für das Jahr 2024, darunter 190 betroffene Frauen. Die Polizei geht dabei davon aus, dass sie viele Fälle häuslicher Gewalt nicht in ihrer polizeilichen Kriminalstatistik erfassen kann, da häusliche Gewalt häufig nicht zur Anzeige gebracht werde. Sie gehe „von einem hohen Dunkelfeld aus“, berichtete die Leiterin des Osterholzer Polizeikommissariats, Sarah Humbach, in der vergangenen Woche im Ausschuss für Jugend, Senioren und Soziales der Kreisstadt.
Der 25. November trägt seit einem Beschluss der UN-Generalversammlung 1999 den Titel als Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen, auch als Orange Day bekannt. Am kommenden Dienstag gibt es zu diesem Anlass verschiedene Aktionen im Landkreis, um auf das Problem sexualisierter und geschlechtsspezifischer Gewalt hinzuweisen.
Aktionen in Osterholz-Scharmbeck
In Osterholz-Scharmbeck zeigen die Omas gegen Rechts unter dem Motto „Orange wie eine Warnweste“ zwischen 10.30 und 12.30 Uhr auf dem Marktplatz Präsenz. Sie mahnen: „Gewalt hat viele Formen und oft wird sie für die Gesellschaft nicht sichtbar. Mehr als jede dritte Frau in Deutschland ist in ihrem Leben von physischer oder psychischer Gewalt betroffen, weltweit findet jeden Tag ein Femizid statt“. Entsprechend möchten sie auf dem Marktplatz zu dem Thema geschlechtsspezifischer Gewalt informieren.
Praktische Helfer für Gefahrensituationen verteilt Melanie Zylka, Gleichstellungsbeauftragte der Kreisstadt, beim Stand der Omas gegen Rechts: Die Gleichstellungsbeauftragten der Kommunen im Landkreis bestellten Schrillalarme und Trillerpfeifen sowie Webcam-Cover, die Frauen dabei helfen sollen, sich vor Übergriffen zu schützen.
Als weitere Maßnahme für mehr Sichtbarkeit von Hilfsangeboten bestellte Zylka 10.000 mit der europaweiten Nummer des Hilfetelefons „Gewalt gegen Frauen“, 116 016, bedruckte Brötchentüten. Die Bäckereien Behrens und Rolf verkaufen am 25. November ihre Brötchen in diesen besonderen Tüten, um die Telefonnummer bekannt zu machen. Auch über eine Flagge am Rathaus sowie ein Banner an der Bahnhofsunterführung Osterholzer Straße will die Verwaltung auf den Tag aufmerksam machen.
Aktionen in Lilienthal
In Lilienthal werden Murkens Hof und das Rathaus symbolisch orange angestrahlt. Als zivilgesellschaftliche Veranstaltung anlässlich des 25. Novembers organisiert das queerfeministische Bündnis Lilienthal (QFBL) in Kooperation mit Lilis Wohnzimmer einen FLINTA*-Abend in Lilis Wohnzimmer, Konventshof 4. Der Abend soll Gelegenheit zum Austausch über Gewalterfahrungen im Alltag bieten, es sind aber auch leichtherzigere Programmpunkte wie Spiele geplant.
FLINTA* steht für Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre, trans und agender Personen. Das Bündnis bezeichnet den Tag explizit als internationalen Tag zur Beseitigung von patriarchaler Gewalt und nicht als Tag gegen Gewalt an Frauen, um auch Menschen mit queeren Geschlechtsidentitäten abzubilden und auf Gewalt gegen queere Menschen hinzuweisen.
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ berät von Gewalt betroffene Frauen, Menschen aus deren sozialen Umfeld und Fachkräfte telefonisch, per E-Mail und Chat. Erreichbar ist das Angebot europaweit unter Telefon 116 016 sowie online unter hilfetelefon.de.






