Gerade einmal 134 ausländische Berufsabschlüsse sind im vergangenen Jahr in Bremen anerkannt worden. Das geht aus der Antwort des Senats auf eine kleine Anfrage der CDU hervor. Durchschnittlich dauert ein Berufsanerkennungsverfahren sechs Monate. Die meisten Anerkennungsverfahren sind im Bereich der medizinischen Berufe durchgeführt worden, aus 120 Anträgen sind 38 Approbationen und 82 Berufserlaubnisse hervorgegangen.
Deutlich mehr negative Bescheide hat es bei den juristischen Berufen gegeben: Von 18 geprüften Abschlüssen sind nur zwei Bewerber zur Eignungsprüfung zugelassen worden, vollständig anerkannt worden ist keiner dieser Abschlüsse. Auch bei den Handwerkern sind nur die Hälfte der Berufsabschlüsse anerkannt worden. Acht von 16 eingereichten Abschlüssen haben bestanden.
CDU fordert einheitliche Praxis der Anerkennungen
„Die Zahl der voll anerkannten Berufsabschlüsse sind angesichts der Vielzahl von Flüchtlingen, die in den vergangenen Monaten zu uns gekommen sind, besorgniserregend niedrig“, sagt Birgit Bergmann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der CDU. Sie gewinne den Eindruck, dass das Thema Berufsanerkennung beim Senat keine Priorität habe. Dieser schaffe unnötige Hürden. „Es besteht Handlungsbedarf beim Umgang mit fehlenden Dokumenten, jede Stelle handhabt das in Bremen unterschiedlich“, so Bergmann.
Gerade bei Flüchtlingen gebe es nachvollziehbare Gründe dafür, dass ihre Dokumente nicht vollständig sind. „In Abstimmung mit den Kammern muss es zu einer einheitlichen Anerkennungspraxis kommen“, so Bergmann. Diese sei in Bremen bisher nicht vorhanden.
Gutachter stehen nicht ausreichend zur Verfügung
Zudem lasse der Senat Potenziale ungenutzt: „Ein flächendeckendes Qualifikations-Screening in allen Erstaufnahmeeinrichtungen und Übergangswohnheimen könnte das ändern“, so Bergmann. Der Senat sehe aber offenbar die Notwendigkeit nicht.
Einen weiteren Grund, weshalb es etwa bei der Anerkennung der medizinischen Berufe hapert, nennt die Gesundheitsbehörde: „Wir sind auf externe Gutachter angewiesen, diese stehen uns aber oft nicht zur Verfügung“, sagt Christina Selzer. Deswegen komme es zu zeitlichen Verzögerungen. „Das wird sich aber Mitte des Jahres ändern, wenn eine gemeinsame Gutachtenstelle geschaffen worden ist.“
Flüchtlingswelle hat keine Auswirkung auf Zahlen
Die meisten der anerkannten Heilberufe seien Ärzte und Zahnärzte, von denen die Mehrzahl aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion, der Ukraine und Syrien kommen. Die meisten Anträge auf Anerkennung von Gesundheitsfachberufen, also etwa Pflegekräfte, seien von Menschen aus Kroatien, Rumänien und Spanien gestellt worden, so Selzer.
Eine Prognose, ob im kommenden Jahr wegen der Flüchtlingswelle mehr Anträge bearbeitet werden müssen, könne man nicht geben. „Es sieht vielmehr so aus, als habe die Flüchtlingswelle keinen Einfluss auf die Zahl der gestellten Anträge“, so Selzer.