Unter der Landebahn hindurch - oder daran vorbei? Darüber streiten sich Bremen und der Bund. Jetzt haben sie sich Zeit verschafft. Foto: WR Unter der Landebahn hindurch - oder daran vorbei? Darüber streiten sich Bremen und der Bund. Jetzt haben sie sich Zeit verschafft. Foto: WR
Verkehr

Bundesstraße 6n rückt erst einmal in weite Ferne

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Bremen und der Bund sind sich nicht einig, wie die geplante Bundesstraße 6n von Bremen nach Stuhr verlaufen soll. Das Land will von seiner Vorzugsvariante auf keinen Fall abweichen - und das hat jetzt Konsequenzen.

Mit einem Tunnel unter der Landebahn hindurch oder überirdisch um den Flughafen herum – das sind im Wesentlichen die beiden Varianten, die für die geplante Bundesstraße B6n zwischen Bremen und Stuhr zur Debatte stehen.

Das Bundesverkehrsministerium hatte den Bremer Senat zu einem früheren Zeitpunkt aufgefordert, neben der favorisierten Tunnellösung auch die günstigere Variante um den Flughafen herum zur Planung einzureichen.

Bund will B6n um die Landebahn herum

Und die mauserte sich prompt zur Lieblingslösung des Bunds, wohl insbesondere deshalb, weil die Straßenführung um die Landebahn herum deutlich günstiger ist. Das Ergebnis: Die preisgünstigere Lösung erhielt im Entwurf des Bundesverkehrswegplan sogar den Status „vordringlicher Bedarf“.

Jetzt haben sich Bremen und der Bund einvernehmlich darauf geeinigt, die geplante Bundesstraße nur noch in der Kategorie „weiterer Bedarf“ einzuordnen. Die Folge: Der weitere Umgang mit dem Projekt wird erst nach Abschluss der Gespräche zwischen Land und Bund festgelegt.

Lohse will weiter für Bremer Vorzugsvariante verhandeln

Das hat jetzt das Bremer Verkehrsressort mitgeteilt.  „Wir werden weiter um die Bremer Vorzugsvariante für die Bundesstraße 6n verhandeln“, so Senator Joachim Lohse (Grüne).

Denn: Die Bremer Bürgerschaft hatte damals die jetzt vom Bund favorisierte Variante abgelehnt, weil sie sehr nahe an Wohngebieten vorbeiführt.

B6n jetzt nur noch im „weiteren Bedarf

Da es sich um eine Bundesstraße handelt, könne der Bund aber eine eigene Trassenführung bevorzugen, heißt es in einer Pressemitteilung des Verkehrsressorts. „Wir haben aber deutlich gemacht, dass Bremen diese Variante nicht akzeptieren wird und wir noch erheblichen Gesprächsbedarf haben“, so Verkehrssenator Lohse.

Da diese Gespräche aber Zeit in Anspruch nehmen, habe man sich darauf geeinigt, die B6n als zunächst als „weiteren Bedarf“ im Bundesverkehrswegplan einzuordnen. So gewinnen die Parteien Zeit.

Kattenturmer Straße: Rund um die Uhr Tempo 30

Eine ganz praktische Folge soll diese Einigung für Anwohner der Kattenturmer Heerstraße haben. Die B6n hätte sie vom hohen Verkehrsaufkommen vor ihrer Haustür entlasten sollen.

Weil der Bau der Bundesstraße nun aber erst einmal in weite Ferne gerückt ist, soll diese Straße laut Bremer Verkehrsressort künftig ganztägig auf 30 Stundenkilometer begrenzt werden.

Ausbau des Bremer Kreuzes ist nach oben gerutscht

Während die B6n an Priorität verloren hat, hat der Bund laut Lohse zugesagt, auch den Ausbau der A 1 am Bremer Kreuz mit Vorrang in den Bundesverkehrswegplan aufzunehmen. Dies war zunächst nicht vorgesehen.

„Das würde zum einen die Wirtschaftsverkehre auch innerhalb Bremens entlasten und ebenfalls zu einem schnellen und staufreien Ringschluss der A281 mit beitragen“, so der Verkehrssenator.

„Zum anderen würden wir dadurch endlich für die dortigen Anwohner einen adäquaten Lärmschutz erhalten, den der Bund bei einem Ausbau umsetzen müsste.“ Lohse will sich zudem für weitere Maßnahmen wie Flüsterasphalt oder windabhängige Geschwindigkeitsregelungen einsetzen.

CDU kritisiert die Zurückstufung

Nach Ansicht von Heiko Strohmann, verkehrspolitischer Sprecher der CDU, hält der Verkehrssenator damit an einem „Luftschloss“ fest.

„Dabei ist die B6n ist von solch großer Bedeutung, dass es der Vernunft geschuldet ist, den Bau auch im Falle eines überirdischen Trassenverlaufs zu unterstützen – so wünschenswert die Untertunnelung als Vorzugsvariante auch wäre“, sagt er.

CDU: Geld für Vorzugsvariante fehlt

Das Haushaltsnotlageland könne die für die Vorzugslösung veranschlagten 150 Millionen Euro nicht selbst finanzieren – und auch der Bund dürfe es nicht, ohne Ärger mit dem Bundesrechnungshof zu bekommen.

„Wenn der Verkehrssenator ausschließlich auf die Realisierung der Vorzugslösung beharrt,  „dann soll er die notwendigen Mittel dafür bei seiner grünen Senatskollegin Karoline Linnert durchsetzen“, so Strohmann.

Die Anwohner an der Kattenturmer Heerstraße mit einer „Ausweitung der Tempo 30-Zone abzuspeisen“ sei „empörend“.

Bürgerinitiative überrascht

Norbert Breeger, Sprecher der Vereinigung der Bürgerinitiativen für eine menschengerechte A 281, zeigte sich überrascht über die aktuelle Entwicklung.

„Gerade aus Sicht der Bewohner der Wolfskuhle wäre es gut zu wissen, ob das jetzt heißt, dass der Kelch wirklich bis 2030 an uns vorbei geht“, sagt er.

Fragen an Senator Lohse

Deshalb hat er Senator Lohse einen Fragenkatalog gemailt. Die Anwohner wollen außerdem wissen, wie lange die Gespräche mit dem Bund voraussichtlich dauern und was Niedersachsen zu den Entwicklungen sagt.

Den vorrangigen Ausbau der A1 schätzt Breeger als „durchaus vernünftig ein“. Er hofft darauf, dass die Arbeiten dort abgeschlossen sind, bevor in der Neustadt die Arbeiten am nächsten Bauabschnitt der A 281 beginnen, die nach Einschätzung der Bürgerinitiativen zu einem Verkehrschaos im Bremer Süden führen.

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